Mit Buy and Hold kann man am Aktienmarkt arm werden

Es ist ja immer so eine Sache mit den Börsenstrategien…

Der eine setzt auf fundamentale Daten. Dann am besten eine Handvoll Aktien und die ewig halten. Der andere schaut sich lieber Kurstrends auf einem Kurschart an und schließt hier von der Vergangenheit auf die Zukunft. Jeder Anleger kennt jemand, dessen „Anlagestrategie zu 100%“ funktioniert – nur erfolgreich nachmachen kann man sie dann seltsamerweise nie. Schuld daran sind jedoch nicht immer die jeweiligen Strategien, sondern oft auch die fehlerhafte Umsetzung. Schließlich ist bei allen Geldanlagen am Ende meist der Faktor Mensch die ausschlaggebende Fehlerquelle.

Buy and hold – Alpträume garantiert

Die wohl bekannteste Form der Aktienanlage ist ja Buy and Hold, also das halten und liegenlassen. Altmeister Kostolany hat diesen Spruch immer wieder von neuem unter das Anlegervolk gebracht. Dennoch wird bei dieser Strategie häufig der zwingend notwendige Zeithorizont unterschlagen. Anlagen über 20 oder 30 Jahre können in der Tat ein absoluter Erfolg sein. Nur wer hat schon so lange Zeit? Angenommen jemand spart fürs Alter vor, dann legt er monatliche Beiträge an. Die ersten paar Anlagejahre mögen dann auf Sicht von 30 Jahren wirklich satte Gewinne versprechen, aber was ist mit den Anlagen dazwischen? Diese versprechen deutlich weniger Rendite auf lange Sicht und möglichweise kommen Alpträume wegen der Depotperformance noch hinzu.

Konkrete Zahlen machen das Problem deutlich

Die Probleme mit den Langfristanlagen werden besonders deutlich, wenn man sich einmal die aktuellen Performancestatistiken des Branchenverbands BVI anschaut. Die jüngste Veröffentlichung bezieht sich auf den Stichtag 31. März 2011 und macht deutlich, dass man erst bei Anlagen in deutschen Aktienfonds von 15 Jahren und länger eine ernsthaft rentable Rendite erzielt hat. Im kurz- und mittelfristigen Bereich von 3 bis 10 Jahren hat die jährliche Rendite von 2,8 bis 2,2 Prozent nicht einmal die Inflation ausgeglichen – man hat also de facto Geld verloren! Lediglich das jüngste Haussejahr ist mit stolzen 15,5 Prozent ein absoluter Ausreißer nach oben. Alles in allem kommt man erst bei Anlegehorizonten von 20, 25 oder 30 Jahren auf jährliche Durchschnittsrenditen über 5 Prozent. Mit deutschen Aktienfonds waren hier sogar zwischen 6,3 und 9,0 Prozent drin. Bei Fondsanlagen in Europa oder in internationale Fonds sieht es teilweise sogar noch schlechter aus. Hier wurden im kurz- und mittelfristigen Bereich sogar negative Renditen erzielt.

Und was machen Indizes langfristig?

Schaut man sich nun im Vergleich dazu den DAX auf 30-Jahressicht an, so wird deutlich, dass von den rund 450 rückgerechneten Punkten im Jahr 1981 bis auf rund 7.500 Punkte im Jahr 2011 rund ein Versechszehnfachung stattfand, während es bei den zuvor erwähnten jährlich 9 Prozent etwas mehr als eine Verzwölffachung ist. Damit wird deutlich, dass wie so oft die Auswahl der Anlageform mitentscheidend ist. Diese Entwicklung hat übrigens auch eine aktuelle Studie von Deutscher Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und Institut für Vermögensaufbau (IVA) bestätigt. Daraus geht hervor, dass nur 27,5 Prozent der untersuchten Aktienfonds bezogen auf zehn Jahre eine positive Managementleistung vorweisen konnten, also besser als der jeweilige Vergleichsindex abgeschnitten haben.

Was sind also die Konsequenzen daraus?

Entscheidend für den Anlageerfolg sind also Anlageform und Anlagehorizont gleichermaßen. Mit gezieltem Stock-Picking und der jeweils richtigen Anlagedauer dürfte man also gut fahren. Oder man verlässt sich blind auf die jeweiligen Indizes. Dennoch dürfte man in der Regel besser fahren, wenn man einfach die schwächsten 20 Prozent eines Index außen vor lässt.

Der „Ausrutscher“ des vergangenen Jahres macht deutlich, dass trotz dünner Renditen auf mittlere Sicht auch zwischenzeitlich deutlich bessere Jahre liegen können. Das heißt also: Aktien liegen lassen und warten geht nur gut, wenn man nach guter Auswahl auch wirklich 20 bis 30 Jahre Zeit hat. Das geht bei Einmalinvestments für den Enkel oder für die eigene Rente vielleicht ganz gut, die Regel kann und darf es aber für den Anleger nicht sein. Somit kommt man als erfolgsorientierter Anleger um regelmäßige Käufe und Verkäufe und aktives Management nicht drum herum. Auch wenn es Fondsmanager nicht immer schaffen, dürften Kleinanleger in ihrem kleinen Maßstab dennoch mit etwas Engagement die Indexentwicklung nachbilden können. Die Vermeidung von großen Verlusten ist dabei das A und O. Durch die konsequente Nutzung von Stopp-Loss-Kursen wird dies aber fast zum Automatismus. Und mit den richtigen Methoden schlägt man dann auch den eigenen Nachlässigkeiten ein Schnippchen und hat ruhige Nächte vor sich…