Commerzbank: Aktienverkauf der Mitarbeiter ist kein Ausdruck von Mißtrauen!

Diese Woche hat für Aktionäre der Commerzbank (WKN 803200) wahrlich einiges zu bieten. Nach der überraschenden Trennung von den Bereichen Gewerbliche Immobilienfinanzierung und Schiffsfinanzierung hat nun die Commerzbank ein Vertrauensproblem bei ihren Mitarbeitern – zumindest wird dies in den Medien so dargestellt. Wie zu Beginn des Jahres angekündigt, werden weite Teile der außertariflichen Mitarbeiter ihre variable Vergütung in Aktien erhalten. Doch ein Großteil trennt sich sofort wieder von seinen Anteilen – Vertrauen in den eigenen Arbeitgeber sieht auf den ersten Blick anders aus!

Doch der Reihe nach. Insgesamt haben sich nur knapp 90 Prozent der teilnahmeberechtigten außertariflichen Mitarbeiter für die Auszahlung ihrer variablen Vergütung in Commerzbank-Aktien entschieden, so heißt es seitens der Bank. Damit muss die Bank 213,8 Mio. Euro der individuellen variablen Vergütungsansprüche ihrer außertariflichen Mitarbeiter für das Jahr 2011 in eigenen Aktien erfüllen. Das ganze funktioniert über den Weg einer Sachkapitalerhöhung. Dazu soll das Grundkapital der Commerzbank um rund 176,5 Millionen Aktien beziehungsweise um rund 3,2 Prozent aus genehmigtem Kapital unter Ausschluss des gesetzlichen Bezugsrechts der Aktionäre gegen Sacheinlage erhöht werden.

Durch diese Maßnahme kann die Commerzbank erfreulicherweise ihr Core-Tier-1-Kapital um eben diese 213,8 Mio. Euro erhöhen. Zwar wurden die Eigenkapitalanforderungen der europäischen Bankenaufsicht EBA (Kapitalziel von 5,3 Mrd. Euro) bereits Ende März übertroffen. Dennoch kann diese erneute Eigenkapitalstärkung in diesen unruhigen Zeiten nicht schaden. Zumal auch die Anforderungen von Basel III ja noch im Raume stehen. Commerzbank-Chef Martin Blessing lässt sich jedenfalls mit den Worten zitieren: “Zwar haben wir unser EBA-Kapitalziel bereits erreicht. Aber in Zeiten wie diesen kann eine Bank – salopp formuliert – gar nicht genug Kapital haben.” Dem ist eigentlich nichts hinzufügen.

Zurück zu den Mitarbeitern und ihren Aktien. Ein Großteil der neuen Aktien (128,3 Millionen bzw. 72,7 Prozent) werden an institutionelle Investoren verkauft. Das ist wenig überraschend, wenn man sich in den einzelnen Bankmitarbeiter hineinversetzt. Die variable Vergütung ist ja in der Regel eine Barzahlung – so auch bislang bei der Commerzbank. Das Geld dürfte also auf Mitarbeiterebene schon als Bares eingeplant gewesen sein. Sei es für Einmalzahlungen in die Altersvorsorge, Kreditraten fürs Eigenheim oder sonstige Verpflichtungen. Zudem sollte man auch den steuerlichen Aspekt berücksichtigen: Auch eine Vergütung in Form von Aktien wird besteuert und diese Steuer muss bar beglichen werden. Dass dennoch mehr als ein Viertel der neuen Commerzbank-Aktien in Mitarbeiterhand verbleiben sollte man eher als Vertrauensbeweiß sehen. Die Tatsache, dass der Weiterverkauf über die Börse so groß organisiert wurde, spricht ebenfalls für meine Argumentation, denn offenbar hat man die Bar-Problematik auch bei der Commerzbank eingesehen.

Also dürfte der Aktienverkauf der Mitarbeit kein Ausdruck von Mißtrauen sein, sondern eher Notwendigkeit. Immerhin 48 Millionen neue Aktien verbleiben bei Commerzbank-Mitarbeitern, was der Aktionärsstruktur sicher gut tut. Die Staatsbeteiligung von 25 Prozent plus einer Aktie bleibt übrigens auch weiterhin unverändert. Der Finanzmarktstabilisierungsfonds SoFFin beabsichtigt nämlich, einen Teil der Stillen Einlage in Aktien aus dem in der Hauptversammlung 2011 geschaffenen bedingten Kapital zu wandeln.

Alles in allem gilt die Argumentation für die Commerzbank-Aktie von gestern weiterhin: “Allerdings dürfte erst eine deutliche Entspannung in Sachen Euro-Krise für eine nachhaltige Erholung beim Aktienkurs des teilverstaatlichten Finanzinstituts sorgen. Dabei bietet sich risikofreudigen Investoren immer noch eine interessante Einstiegsgelegenheit. Denn mit einem 2012er-KGV von 5,5 ist die Commerzbank-Aktie, wie auch die Papiere im gesamten Bankensektor relativ günstig bewertet.” Den heutigen Kurssturz um über 6 Prozent sollte man denn auch eher unter dem Gesichtspunkt der Verwässerung der bisherigen Aktienanteile und der kurzfristigen generellen Marktunsicherheit, Stichwort EU-Gipfel, sehen.