Gamestop: Die Macht der „jungen Wilden“

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Erinnern Sie sich noch daran, als die Tesla-Aktie (WKN: A1CX3T / ISIN: US88160R1014) als der meistgeshortete Titel an der Wall Street galt? Das war im Mai 2019, und die Papiere des E-Autobauers notierten bei 185 US-Dollar (heute splitbereinigt 37 US-Dollar).

Damals war jede dritte Aktie leer verkauft, doch die Wette auf den Crash bei Tesla ging bekanntlich nicht auf. Im zweiten Halbjahr 2019 nahmen die Kurse nämlich Fahrt auf und legten stolze 125% zu. Für die Shortseller summierten sich die Verluste aus den Leerverkäufen zu diesem Zeitpunkt bereits auf 8,4 Milliarden US-Dollar, wie S3 Partners ermittelte.

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Doch die Rallye ging 2020 weiter, am Ende eines spektakulären Börsenjahres standen für die Papiere des E-Autokonzerns eine Performance von über 700% und, wie gerade verkündet wurde, der erste Jahresgewinn in der Konzerngeschichte zu Buche.

Für die Leerverkäufer bedeutete das weitere Verluste in Höhe von 39 Milliarden US-Dollar. Sie denken, das sei viel Geld? Dann kennen Sie die Geschichte von GameStop noch nicht:

Short-Squeeze 2.021

Die GameStop Corporation ist eine US-amerikanische Einzelhandelskette, die sich auf den Vertrieb von Video- und Computerspielen spezialisiert und deren Aktie ganz offensichtlich neue Fans hat.

Seit Anfang Januar läuft eine aberwitzige Rallye, in der die Notierungen von 18,80 US-Dollar bis auf das jüngste Rekordhoch bei 482,10 US-Dollar schossen, ein Plus von, Achtung, bitte festhalten, 2.464%. Gemeinsam gehen die „jungen Wilden“ dabei gegen Hedgefonds vor, die sich GameStop ebenfalls zurechtgelegt haben und mit Leerverkäufen auf fallende Kurse wetten.

Während die – vermutlich überwiegend jungen – Trader auf der einen Seite die Macht der sozialen Netzwerke nutzen und sich – vor allem auf der Plattform „Reddit“ – zu weiteren GameStop-Aktienkäufen verabreden, werden die klassischen Shortseller in einem ebenso klassischen Shortsqueeze aus dem Markt gequetscht, erste Hedgefonds gerieten bereits in Schwierigkeiten. Klingt cool? Ist es auch – aber nur vordergründig. Denn:

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Spielball für Spekulanten

Wenn einzelne Unternehmen zum Spielball von Spekulanten mit oder ohne Robin-Hood-Attitude werden, ist das zwar eine recht unterhaltsame Angelegenheit. Allerdings sind dabei Kollateralschäden für „normale“ Markteilnehmer zu befürchten, die dann unter Umständen zwischen die Fronten geraten.

Beispiel Evotec-Aktie: Die explodierte am Mittwoch förmlich und katapultierte sich vorbörslich bereits 30% nach oben, um anschließend die zwischenzeitlichen Gewinne beinahe vollständig wieder abzugeben. Derartige Performancekapriolen dürften viele Anleger vermutlich eher abschrecken, als an die Orderknöpfe zu locken. Abschreckend ist auch das perfekte Stichwort, um ganz am Ende dieses Editorials doch noch schnell auf die Hauptmärkte überzuleiten.

So steht es um den Dax

Die präsentierten sich in dieser Woche nämlich mit einer klaren Tendenz nach unten; für den DAX bedeutete das den Test der Haltezone rund um 13.500 Punkten. Zunächst einmal (= auf Basis des Schlusskurses von Donnerstagabend) mit Erfolg, sodass die weiteren Chartmarken vorerst ihre Gültigkeit behalten:

Auf der Unterseite gilt es, auf 13.200/13.000 Zähler zu achten, nach oben bremsen nun wieder die alten Tops bzw. die 14.000er-Schwelle. Gespannt, wie es in der kommenden Woche an den Märkten weitergeht, sind wir aber trotzdem!

PrimequantsEin Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants

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