Münchner Helles – das (eigentliche) Wahrzeichen Münchens

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Nichts kann das Münchner Lebensgefühl besser ausdrücken als das Münchner Helle. Ob im Wirtshaus, auf Festen oder traditionell im Biergarten unter Kastanien – das Helle ist klar, hellgolden und unglaublich süffig. Das erfrischende untergärige Bier mit seinem weißen Schaum und seiner leichten Süße schmeckt einfach herrlich erfrischend. Wie das Kölsch für den Kölner und das Altbier für den Düsseldorfer, ist das Helle DAS Bier für den Münchner – es soll sogar zu den bayerischen Grundnahrungsmitteln zählen. Das leichte Helle wurde erstmals von einer Münchner Brauerei gebraut und wird vorwiegend in Bayern und Süddeutschland getrunken. In der Beliebtheit aller Biersorten liegt es auf Platz 3, hinter den Biermischgetränken (Platz 2) und dem Pils (Platz 1). Vor allem (aber nicht nur) Frauen ziehen das milde Bier den herberen Sorten vor. Im Sommer ist das Helle das richtige Bier für den Biergarten.

Das ist typisch für ein Helles

Helles, auch Helles Lagerbier oder Münchner Helles genannt, ist ein untergäriges Lagerbier. Wie auch andere Biere wird es nach dem bayerischen Reinheitsgebot gebraut, das auf das Jahr 1516 zurückgeht. Nach diesem dürfen bayerische Biere seit dem 20. Jahrhundert nur diese vier Inhaltsstoffe haben:

Hefe, Hopfen, Gerste und Malz. Ein helles Bier besteht ebenfalls aus den Grundzutaten Wasser, Hopfen, Gerstenmalz und Hefe, wobei bei den Malzsorten überwiegend das Pilsner Malz – ein helles Gerstenmalz – verwendet wird.

Für Helles wird etwas weniger Hopfen zugegeben als zum Beispiel beim Pils, wodurch es süßlicher schmeckt und eine geringere Bittere von 16 bis 22 IBU (International Bitterness Unit) aufweist als das Pils mit 30-45 IBU. Bei der Stammwürze liegen beide Sorten bei einem Stammwürzgehalt von 11-12 Prozent und einem Alkoholgehalt um 5 Volumenprozent. Vor der Abfüllung ins Fass oder die Flasche wird das Helle klar gefiltert, weshalb man auch von einem blanken Bier spricht.

Die Zutaten von Bier sind im bayerischen Reinheitsgebot geregelt. Bildquelle: Bayerischer Brauerbund e. V.

Das Münchner Hell ist goldgelb und hat einen dichten weißen Schaum. Mit seiner dezenten Hopfennote schmeckt es leicht malzig und süffig, so dass man viel davon trinken kann. Sein milder Geschmack macht es besonders beliebt bei sämtlichen gesellschaftlichen Events – in allen Münchner Biergärten wird das Helle der großen Münchner Brauereien ausgeschenkt.

Bestellt man dort „ein Bier“, bekommt man immer ein Helles. Eng verwandt mit dem Hellen ist das Exportbier. Es handelt sich hier ebenfalls um ein helles untergäriges Bier, aber da es ursprünglich für den Export hergestellt wurde, hat es einen etwas höheren Alkoholgehalt, um das Bier haltbarer zu machen. Auch ist der Geschmack des Exports etwas bitterer als beim Hellen.

Von obergärigem und untergärigem Bier

Biersorten unterscheidet man nach der Art der Hefe und des Gärprozesses in obergärige und untergärige Biere. Obergärige Hefen brauchen für die Umwandlung von Zucker zu Alkohol eine Temperatur zwischen 15-20 Grad, wobei die Hefe an die Oberfläche steigt und später abgeschöpft werden kann. Zu den obergärigen Biersorten zählen das Hefeweizen, das Alt oder das Kölsch.

Bei den untergärigen Bieren sinkt die Hefe nach der Gärung auf den Boden des Gärgefäßes. Bei dieser Gärung wird eine Kühlung mit Temperaturen von 4 bis 9 Grad benötigt, die über eine längere Zeit konstant sein muss. Untergärige Biere benötigen insgesamt eine längere Reifezeit als obergärige Biere und sind auch länger haltbar.

Das Helle ist ein untergärig gebrautes Bier. Bildquelle: Giesinger Bräu

Traditionell wurde untergäriges Bier vorwiegend in Bayern und Baden-Württemberg gebraut, weil hier strengere Winter vorherrschten, die eine Lagerung in kalten Kellern mit Eiswasser überhaupt möglich machten.

Untergärige Biere konnten erst seit der Erfindung der Kältemaschine im großen Stil gebraut werden, denn erst mit Einführung der künstlichen Kühlung konnte untergäriges Bier ganzjährig gelagert werden. Erfinder der Kältemaschine war der Münchner Professor namens Carl von Linde, der im Jahr 1876 ein Patent für seinen Ammoniak-Kühlapparat angemeldet hatte, mit dem das Brauen von untergärigem Bier einen Schub erhielt. Von hier an sollte es dem beliebten Dunkelbier den Rang ablaufen. Mittlerweile werden 85 Prozent aller Biersorten untergärig gebraut.

Geburtsstunde des Hellen

Das erste untergärige helle Münchner Bier verließ am 21. März 1894 die Münchner Spaten-Brauerei. Die Brauerei reagierte damit auf das böhmische Pilsner, das erste helle untergärige Lagerbier aus dem Jahr 1842, das mit seinem geringen Alkoholgehalt immer beliebter wurde und neben dem norddeutschen Pils zur Konkurrenz für das süß-malzige bayerische Dunkelbier zu werden drohte.

So wagten sich die Münchner an des erste untergärige Münchner Hell heran, das für einen Testlauf zuerst in den Norden Deutschlands ausgeliefert wurde. Als es dort gut angenommen wurde, führte Spatenbräu das Helle auch in München ein.

Im Biergarten in München darf ein Helles nicht fehlen. Bildquelle: Spaten Bräu

Auf dem Münchner Biermarkt wurde es am 20. Juni 1895 zum ersten Mal vorgestellt, was für ein großes Aufsehen in der ganzen Stadt sorgte und als eigentlicher Geburtstag des Hellen zählt. Das neue Bier schlug von Anfang an voll ein, weswegen andere Münchner Brauereien zügig nachzogen und ihr Sortiment ebenfalls um ein Helles ergänzten.

Ab dem zweiten Weltkrieg wurde das untergärige Bier zur beliebtesten Biersorte in Bayern und ist mittlerweile ein wichtiger Bestandteil im Sortiment der Münchner Brauereien. Wer ein Helles der großen Münchner Brauereien probieren will, muss diese Sorten kaufen: Spaten Münchner Hell, Augustiner Lagerbier Hell, Hacker-Pschorr Münchner Hell, Hofbräu Original, Paulaner Münchner Hell, Löwenbräu Original und Franziskaner Bräu helles.

Das Löwenbräu Original ist nach dem dt. Reinheitsgebot gebraut. Bildquelle: Löwenbräu
Fazit: Das Helle bietet eine perfekte Zusammensetzung für ein leichtes und erfrischendes Bier, das sich sehr gut zum Anstoßen mit Freunde eignet – eben das perfekte Feierabendbier für den Sommer.
Zum hellen Bier schmeckt die bayerische Brotzeit mit Obazda, Bildquelle: Bayerischer Brauerbund e. V.


Steckbrief „Helles“:

Zutaten: Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe
Aussehen: klar, helles Goldgelb, im Glas hochperlend mit weißem Schaum
Geschmack: feinwürzig und mild, dezente feinherbe Hopfennote, leicht malzig, leicht süßlich
Duft: feinwürzig nach Getreide
Alkohol: zwischen 4,5 und 5,5 %
Körper: leicht bis vollmundig, erfrischend, süffig
Nährwert: 40-42 Kcal/100 ml
Trinktemperatur: 7-9 Grad
Bierglas: Maßkrug, Halbliterglaskrug oder Willibecher
Location: überall, wo es gesellig ist oder man sich erfrischen will



Kurz nachgefragt bei…

Steffen Marx
Gründer und Geschäftsführer von Giesinger Bräu

Steffen Marx im Giesinger Bräu Stehausschank, Foto: Marcus Schlaf

Giesinger Bräu ist eine relativ junge Brauerei. Wie kam es zur Gründung?

Wir haben 2005 aus einer – im wahrsten Sinne des Wortes – Bierlaune heraus den Giesinger Bräu gegründet. Ganz klassisch für ein Start-Up in einer umgebauten Doppelgarage in Untergiesing. Da für unsere Fruchtbier-Kreationen die Zeit noch nicht reif war, haben wir mit der „Erhellung“ ein klassisches Kellerbier gebraut. Ungefiltert übrigens, weil wir uns die Filteranlage nicht leisten konnten. Heute ist unfiltriertes Bier unser Markenzeichen.

Wann darf sich ein Bier Münchner Bier nennen?

Münchner Bier ist eine geografisch geschützte Angabe und braucht neben dem Einhalten des Reinheitsgebots kurz gesagt Münchner Luft und Münchner Wasser. Das mit dem Wasser ist aber gar nicht so einfach. Denn man muss wissen, dass das Wasser, welches in München aus der Leitung kommt, nicht aus München stammt, sondern aus der Schotterebene kommt. Doch wir beim Giesinger Bräu haben seit Ende 2019 unseren eigenen Tiefbrunnen und nutzen damit auch Münchner Wasser.

Wie können Sie sich gegen die alteingesessenen Brauereien durchsetzen?

Wir haben von Anfang an eine eigene Philosophie, die unser Markenkern ist: Wir beziehen qualitativ hochwertige Rohstoffe aus der Region, wir verzichten auf thermische Erhitzung und wir filtrieren unsere Biere nicht. Außerdem sind wir eigenständig und sind nicht Teil eines internationalen Konzerns. Damit sind wir schon ein Gegenentwurf zu den großen Brauereien der Stadt und der Bierliebhaber honoriert das.

Welche Biersorten bieten Sie an? Welchen Stellenwert nimmt das Helle ein?

Aktuell haben wir 13 Sorten im Angebot, den Stamm bilden dabei unsere Hauptbiere: Die Untergiesinger Erhellung, Weißbier, Märzen, Dunkles, Pils und Radler. Dann gibt es unsere Spezialbiere, die wir saisonal anpassen. Derzeit sind das Innovator, Munique, Schankbier, der Winterbock sowie unser stärkstes Bier, der Sternhagel. Unsere Craftbiere, Lemondrop und Doppel-Alt, komplettieren unser Sortiment. Natürlich ist die Untergiesinger Erhellung unser Hauptumsatzbringer, dieser macht etwa 70 Prozent vom Gesamtumsatz aus.

Die Untergiesinger Erhellung gehört zu den beliebtesten Bieren von Giesinger Bräu. Bildquelle: Giesinger Bräu

Wo kann die Untergiesinger Erhellung gekauft werden?

Die Erhellung kann natürlich direkt an unseren beiden Brauereistandorten in Giesing und der Lerchenau gekauft werden. Daneben haben wir zur Zeit rund 1.500 Verkaufsstellen in München, Umland und ein paar wenige national. Zudem lässt sich Giesing’s Gold auch in unserem Online-Shop bestellen: https://www.giesinger-shop.de/

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