Was bringt uns Jackson Hole?

Bildquelle: Pressefoto Federal Reserve

Die Inflationsraten in der Eurozone, aber auch in den USA sind zuletzt auf lange nicht mehr gekannte Höhen gestiegen. Hierzulande wurde sogar ein 30-Jahreshoch erreicht – zwar gibt es mit der temporären Mehrwertsteuersenkung im letzten Jahr einen Sondereffekt, doch dieser erklärt nur einen Teil des Problems.

Höhere Preise, wohin man schaut…

Ein Blick auf die Preise an den Tankstellen verdeutlicht der Mehrheit der Deutschen das Problem. War im letzten Jahr der Liter Diesel zeitweise für unter einen Euro erhältlich, liegt der Preis heute zum Teil 40 Prozent darüber. In anderen Bereichen sieht es ähnlich aus. Man erkennt es an den Erzeugerpreisen gewerblicher Produkte, die laut Statistischem Bundesamt im Juli 2021 um 10,4 Prozent höher als im Juli 2020 lagen. Dies war der höchste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Januar 1975 (+10,5 Prozent), als die Preise im Zusammenhang mit der ersten Ölkrise stark gestiegen waren.

Insofern sind also auch höhere Verbraucherpreise kein Wunder. Angefacht wird das Ganze noch durch die Krise im Containerverkehr. Experten sprechen davon, dass fast 10 Prozent der weltweiten Containerflotte vor einem Hafen auf Be- und Entladung wartet. Neue Coronafälle legen immer wieder chinesische Häfen lahm, was sich dann wie eine Tsunamiwelle durch die globalen Logistikketten zieht. Die Transportpreise für 40-Fuß-Container liegen inzwischen beim drei- bis vierfachen im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau.

In diesem Jahr schauen Anleger besonders gespannt auf das Jackson Hole Economic Symposium; Bildquelle: Pressefoto Federal Reserve

Wie reagieren die Notenbanken?

Die Entwicklung ist also in vielerlei Hinsicht überhaupt nicht aufzuhalten, bleibt die Frage, ob und wie die Notenbanken reagieren. Das Treffen in Jackson Hole könnte hier eine Antwort geben. Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel, ist zurückhaltend. Die Frage für ihn ist, ob Fed-Chef Jerome Powell bereits das im vierten Quartal viel erwartete Tapering – also die Reduktion der monatlichen Wertpapierkaufvolumina der Fed – konkret ankündigen wird.

„Zwar legen angesichts der deutlich gestiegenen Inflationsrate in Höhe von zuletzt 5,4 Prozent und einer sich abzeichnenden weiteren Verbesserung am Arbeitsmarkt beide für die Notenbank wichtigen wirtschaftlichen Indikatoren eine weniger expansive Gangart nahe. Allerdings bestehen kurzfristig auch noch einige Unsicherheiten für die weiteren ökonomischen Perspektiven, wie die sich auch in den USA schnell verbreitende Delta-Variante des Coronavirus, die Anfang September auslaufende Arbeitslosenunterstützung für viele US-Bürger oder die absehbare leichte wirtschaftliche Abkühlung in China. Zudem sorgen anhaltende Engpässe bei vielen Zulieferprodukten und Transportkapazitäten ohnehin schon für eine Drosselung der Industrieproduktion“, so Mumm.

Mondher Bettaieb-Loriot, Head of Corporate Bonds bei Vontobel Asset Management, hält eine Verzögerung beim Tapering ebenfalls für möglich: „Es sei daran erinnert, dass sich die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt nach der großen Finanzkrise 2008/2009 nur sehr langsam verbessert haben, obwohl die Fed überaus akkommodierend und geduldig vorging. Dies könnte sich dieses Mal wiederholen, insbesondere angesichts der schnellen Fortschritte des globalen Digitalisierungstrends. Was Europa betrifft, so wird die EZB wahrscheinlich dem Beispiel der Fed folgen, da die Polarisierung bei der Beschäftigung auch für Christine Lagarde ein wichtiges Thema ist. Die Märkte könnten sich überrascht zeigen über die Möglichkeit, dass die Fed ihre Wertpapierkäufe fortsetzt, bis ein tatsächlicher Beschäftigungszuwachs auf breiter Basis erreicht ist.“

Fazit

Jackson Hole wird 2021 vermutlich weniger klare Aussagen bringen als in den letzten Jahren. Dennoch sollte man wohl versuchen zwischen den Zeilen zu lesen. Für Aktienanleger bleibt es mit Blick auf die Inflation sowieso weitgehend alternativlos sich nach anderen Investments umzuschauen. Von daher gilt es die Depots sturmfest zu machen, denn nicht alle Unternehmen dürften ohne Probleme durch das Inflationsmeer steuern.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

Bildquelle: Pressefoto Federal Reserve