Endspurt

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Die gute Nachricht zuerst – nur noch ein paar Tage, dann haben wir dieses schreckliche US-Wahlspektakel endlich hinter uns. Und ganz ehrlich – mittlerweile spielt es schon kaum mehr eine Rolle, wer denn nun den Kampf ums Weiße Haus gewinnen und in dasselbe einziehen wird. Hauptsache, dieses unwürdige Theater findet ein Ende, von mir aus auch eines mit Schrecken, aber immer noch besser als gar keines. Denn die politischen Erschütterungen in den USA – im Endspurt zur Wahl werden die Kandidaten medial durch wirklich jeden Schmutz gezogen, ob nun berechtigt oder nicht – haben mittlerweile messbare Auswirkungen auf die Börsen, und das nicht nur an der Wall Street, sondern auch hierzulande. Und damit kommen wir auch schon zu den weniger guten Nachrichten. Nachdem sich der Oktober mit einem für die Jahreszeit zu mickrigen Plus von 1,47 Prozent verabschiedete, legten die Kurse zum Start in den November so richtig los – leider nach unten. Im DAX summiert sich das Minus nach dieser ersten Handelswoche mittlerweile auf über 4 Prozent. Ein klassischer Fehlstart, und ein Alarmsignal obendrein:

Unsicherheitsfaktor

Eigentlich freut es uns ja immer, wenn wir mit unseren Prognosen Recht behalten. In diesem Fall allerdings hätten wir nichts dagegen gehabt, wenn sich unsere Warnung aus der Vorwoche nicht bewahrheitet hätte, denn das Chartbild des deutschen Leitindex hat in den vergangenen Tagen ordentliche Risse abbekommen. Der ist nämlich beinahe ansatzlos unter die berühmte August-Abwärtstrendgerade und damit aus der zuletzt beschriebenen Keilformation herausgefallen, und das sogar, ohne die Formation ordentlich zu beenden und wenigstens einmal in Richtung 11.000er-Marke durchzustarten. Zudem, und auch das ist nicht gerade ein Quell der Freude oder gar Zuversicht, hat sich aktuell ein Doppeltop ausgeformt, dessen Spitzen die beiden Jahreshochs vom August (alt) bzw. Oktober (neu) bilden. Erst der Keil, dann ein Doppeltop – zwei klassische Chartformationen, die gemeinhin eine Trendumkehr einleiten, bedeutet das etwa, dass wir statt einer Jahresendrallye diesmal eine Jahresendkorrektur erleben? Lassen Sie mich es mit aller mir zur Verfügung stehenden Diplomatie sagen – es lässt sich derzeit nicht gänzlich ausschließen! Denn aktuell ist die Anzahl der Unsicherheitsfaktoren schlichtweg zu hoch, nicht einmal die Fed konnte da am Mittwoch etwas Ruhe ins Kursgeschehen bringen. Dabei hatte sich die US-Notenbank doch so bemüht und extra die eigentlich überfällige Zinserhöhung auf Dezember verschoben! Half aber nicht:

Testbild

Weder dies- noch jenseits des großen Teiches können die Indizes überzeugen. Der Dow Jones hat seine lieben Mühe mit der 18.000er-Marke, und die deutschen Blue Chips sind mittlerweile nicht nur unter 10.300, sondern direkt im Anschluss auch bis an die nächste Haltezone in Form der Volumenkante bei 10.250/10.280 gerutscht. Dabei ist und bleibt der größte Risikofaktor im Augenblick der Ausgang der US-Wahl. Der Sieg Clintons schien lange Zeit reine Formsache zu sein, einen Präsidenten Trump haben die meisten Anleger offenbar schlichtweg nicht auf dem Zettel gehabt. Dass der jedoch aufgrund seiner Unberechenbarkeit Gift für die Märkte sein dürfte, gilt als ausgemacht. Dementsprechend nervös wird auf dem Parkett agiert, und sollten wir am kommenden Mittwoch tatsächlich von der Meldung geweckt werden, dass die Republikaner den nächsten US-Präsidenten stellen, dann könnte es sogar rasant nach unten gehen. Ein Test der 10.000er-Marke wäre aus technischer Sicht durchaus möglich, aber das alles hört sich schlimmer an, als es ist. Politische Börsen haben schließlich in der Vergangenheit bislang noch immer kurze Beine gehabt, will heißen – die Verkaufswelle von heute schafft die Einstiegspreise von morgen. Naja, sagen wir lieber mal Mittwoch, aber Sie wissen sicherlich, was gemeint ist!

PrimequantsEin Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants

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