Die Aktie des niederösterreichischen Energieversorgers EVN (WKN: 878279 / ISIN: AT0000741053) gehörte in den vergangenen Monaten zu den Überfliegern an der Wiener Börse. Seit dem Corona-bedingten Einbruch im März 2020 auf 11 Euro konnte sich der Kurs zeitweise verzweieinhalbfachen, wobei jüngst ein neues charttechnisches Kaufsignal generiert wurde.
Dass es für die Aktie zuletzt so steil nach oben ging, hat gleich mehrere Gründe. Einer davon dürfte die Aufnahme in den österreichischen Leitindex ATX im März dieses Jahres sein. Denn dadurch müssen seitdem börsengehandelte Indexfonds auf den ATX (ATX-ETFs) die EVN-Aktien in ihren Portfolios halten. Außerdem ist die Aktie damit auch verstärkt in den Fokus internationaler Investoren gerückt, was für zusätzlichen Kaufdruck auf die Papiere gesorgt haben dürfte.
Starker Umsatzanstieg
Doch neben dem ATX-Ritterschlag wurde EVN auch wegen der starken operativen Entwicklung für Anleger immer interessanter, was wieder einmal die jüngsten Geschäftszahlen belegen. Wie EVN Mitte Dezember bekanntgab, wurde der Umsatz im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2020/2021 (per Ende September) auf Jahressicht um 14 Prozent auf 2,4 Mrd. Euro gesteigert.
Gewinnsprung verbucht
Beim Betriebsgewinn (EBITDA) wurde ein Plus von 42 Prozent verzeichnet (837 Mio. Euro). Unter dem Strich stand ein Nettogewinn von 325 Mio. Euro zu Buche, womit sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Anstieg um 63 Prozent errechnet. Den Gewinnsprung erklärte EVN dabei neben der soliden operativen Entwicklung auch mit unbaren Einmaleffekten.
Laut der Firmenmitteilung profitierte EVN im abgeschlossenen Geschäftsjahr unter anderem von im Vergleich zum Vorjahr deutlich niedrigeren Temperaturen, niedrigen Gasspeicherständen in Europa und konjunkturellen Aufholeffekten nach den Corona-Pandemie bedingten Nachfragerückgängen im Vorjahr.
EVN profitiert von hohen Strompreisen
Demnach lagen die Spot-Marktpreise für Strom wegen des markanten Anstiegs der Primär-Energiepreise, aber auch wegen den ungünstigen Winddargebots durchschnittlich auf fast doppelt so hohem Niveau wie im Vergleichszeitraum.
EVN zufolge hat die Corona-Krise dank des integrierten Geschäftsmodells und der breiten Kunden-Diversifikation das operative Ergebnis des Konzerns im abgeschlossenen Geschäftsjahr nur punktuell beeinträchtigt.
So erschwerten Lockdowns, Reisebeschränkungen und Beeinträchtigungen internationaler Lieferketten das weltweite Umweltprojektgeschäft und sollen teilweise zu Projektverzögerungen geführt haben.
Vorreiter in der nachhaltigen Stromerzeugung
Was den Umstieg auf erneuerbare Energien anbelangt, tritt EVN weiter aufs Gaspedal. Laut der Firmenmitteilung wurde die 49-prozentige Beteiligung am Steinkohlekraftwerk Walsum 10 zum 30. September 2021 veräußert und der Strombezug daraus beendet, sodass nun kein Strom mehr aus Kohle erzeugt wird. Der Anteil der erneuerbaren Stromerzeugung von 57,1 Prozent soll weiter ausgebaut werden.
Positiver Ergebnis-Ausblick
Neben der erneuerbaren Erzeugung will EVN den Investitions-Fokus weiterhin auch auf die Netzinfrastruktur und Trinkwasserversorgung in Niederösterreich legen. Dabei ist geplant, die Investitionen im Geschäftsjahr 2021/2022 auf rund 500 Mio. Euro auszuweiten. Avisiert wird für das seit Oktober laufende neue Geschäftsjahr ein Konzernergebnis in der Spanne zwischen 200 und 240 Mio. Euro (Vorjahr: 200 Mio. Euro).
Aktie im Höhenflug
An der Börse kletterte die EVN-Aktie Mitte Dezember auf ein neues Rekordhoch bei 28,15 Euro, was ein starkes, charttechnisches Kaufsignal bedeutete (aktuell: 26,35 Euro). Das nächste Kursziel ist damit die 30er-Marke (Dividendenrendite 2022 erwartet: 1,9 Prozent).
Bildquelle: Pressefoto EVN / Wurnig