Olympische Winterspiele 2022: Kein Business as usual

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Angesichts der politischen Situation sowie der anhaltenden Corona-Pandemie dürfte sich die Vorfreude bei vielen Fans und sogar einigen Sportlern auf die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking in Grenzen halten. Andere dürften froh sein, dass die Spiele in einem solchen Umfeld überhaupt abgehalten werden.

Vom 4. bis 20. Februar 2022 ist es so weit. In Peking werden die 24. Olympischen Winterspiele ausgetragen. Die chinesische Hauptstadt sorgt für ein Novum. Peking ist die erste Stadt, die sowohl die Olympischen Sommer- als auch Winterspiele ausrichtet. Im Jahr 2008 wurden die Olympischen Sommerspiele ausgetragen. Als offizielles Maskottchen hat man sich für einen Riesenpanda entschieden. Er trägt den Namen Bing Dwen Dwen. “Bing” bedeutet Eis und symbolisiert auch Reinheit und Stärke, während “Dwen Dwen” für Kinder steht. So unschuldig, wie der Name und das Maskottchen selbst implizieren, ist der Blick auf die Olympischen Winterspiele in diesem Jahr nicht.

Schwierige Voraussetzungen

Dafür sorgt zum Beispiel die politische Situation zwischen der chinesischen Führung und den USA. Zum einen wird der Handelsstreit zwischen den beiden Weltmächten geführt, nachdem ihn der ehemalige US-Präsident Donald Trump vor einigen Jahren angeheizt hatte. Außerdem steht immer mehr die Menschenrechtssituation in der chinesischen Region Xinjiang rund um die Volksgruppe der Uiguren im Fokus. Zum Ende des Vorjahres hatte die US-Regierung die Liste mit Unternehmen, mit denen amerikanische Firmen keine Geschäfte tätigen dürfen, aus diesem Grund erweitert.

Außerdem sieht der „Uyghur Forced Labor Prevention Act“ das Verbot der Einfuhr von Waren aus Xinjiang vor, wenn nicht bewiesen werden kann, dass diese nicht in Zwangsarbeit entstanden sind. Darüber hinaus boykottiert das Offizielle Washington die Spiele. Es sollen keine politischen Vertreter nach China entsandt werden. Auch Großbritannien, Kanada, Neuseeland und Australien hatten ihren politischen Boykott angekündigt. Zeitweise wurde sogar über einen kompletten Boykott der Spiele diskutiert, der auch die Sportler von Peking ferngehalten hätte. Mit COVID-19 trägt ein weiterer Faktor dazu bei, dass die Olympischen Winterspiele alles andere als unbeschwert über die Bühne gehen dürften.

Null-COVID-Strategie in China

Die Pandemie hatte ihren Ursprung in China. Und auch jetzt noch hat das bevölkerungsreichste Land der Welt mit COVID-19 zu kämpfen, genauso wie der Rest der Welt. Zuletzt sorgte die Ausbreitung der Omikron-Variante hierzulande für hohe Inzidenzen und Beschränkungen im Alltag. In China versuchen die Behörden besonders rigoros die Ausreitung von Omikron zu verhindern. Viele dieser Beschränkungen haben dazu geführt, dass die chinesische Wirtschaft 2021 nur um 2,3 Prozent wachsen konnte. Wir erinnern uns immer noch an die geschlossenen Häfen wegen vereinzelter COVID-19-Fälle. Diese haben die gesamte Weltwirtschaft getroffen. Die Olympischen Winterspiele sollen offenbar um jeden Preis abgehalten werden.

Anders als im Fall der Sommerspiele von Tokio soll es keine Verschiebung geben. Dazu werden sie in einer Art Blase abgehalten. Diese fast 200 km lange Zone soll dafür sorgen, dass Kontakte zur chinesischen Bevölkerung vermieden werden. Es sind jedoch nicht nur die chinesischen Behörden, die die Olympischen Winterspiele 2022 über die Bühne bringen möchten. Viele Unternehmen zählen darauf. Insbesondere Sportartikelhersteller wie adidas oder Nike. Sie nutzen Sportgroßereignisse, um das Marketing rund um ihre Produkte in Gang zu bringen. Dies ist im Moment für sie besonders wichtig, da Kontaktbeschränkungen rund um die Omikron-Variante ihre Geschäfte einmal mehr belasten.

Nike als großer Gewinner?

Adidas (WKN: A1EWWW / ISIN: DE000A1EWWW0) hatte im Zuge des Berichts zum dritten Quartal 2021 von einem anhaltend schwierigen Umfeld sowohl auf der Angebots- als auch auf Nachfrageseite berichtet. Zudem dürfte sich die Lage nicht so schnell entspannen. Daher hatte der DAX-Konzern für das Jahr 2021 lediglich ein Umsatzwachstum im unteren Bereich der Prognosespanne in Aussicht gestellt. Als Gründe wurden länger als erwartet andauernde Herausforderungen bei der Beschaffung und das herausfordernde Marktumfeld in China genannt. Neben der Null-COVID-Strategie der chinesischen Behörden haben westliche Sportartikelhersteller und Modeunternehmen in China mit Gegenwind in Bezug auf ihre Einstellung zur chinesischen Politik in der Region Xinjiang zu kämpfen.

Auf chinesischen Social-Media-Kanälen wird auch schon einmal zum Boykott von Produkten von Unternehmen aufgerufen, die keine Waren aus Xinjiang beziehen oder dort nicht produzieren möchten. Auch Nike (WKN: 866993 / ISIN: US6541061031) hat damit zu kämpfen, genauso wie mit COVID-19 oder den weltweiten Lieferengpässen. Allerdings sieht sich die weltweite Nummer eins unter den Sportartikelherstellern nun sogar noch stärker als vor der Pandemie. Bei der Vorlage der jüngsten Quartalsergebnisse sagte Nike-CEO John Donahoe, dass Nike sich heute in einer weitaus besseren Wettbewerbssituation als noch vor 18 Monaten befinden würde. Dabei profitiert das Unternehmen beispielsweise von der anhaltenden Kauflaune der US-Amerikaner. Zudem konnten im Zuge der Krise Effizienzmaßnahmen angeschoben werden.

Fazit

Angesichts des politischen Umfelds und der Corona-Pandemie werden die Olympischen Winterspiele alles andere als ein Fest, so wie man es aus der Vergangenheit kennt. Insbesondere bei Sportartikelherstellern dürfte man jedoch froh sein, dass solche Großereignisse überhaupt abgehalten werden, wenn auch ganz ohne oder nur mit wenigen Zuschauern. Immerhin laufen die Wettkämpfe im Fernsehen, sodass die COVID-19-Effekte etwas abgefedert werden können und das Marketing nicht ganz zum Erliegen kommen muss. Zudem hat man, insbesondere bei Nike, die Corona-Krise, auch genutzt, um die ohnehin starke Marktposition sogar weiter zu stärken.

Long Mini Future auf Nike
WKN VP73JB
ISIN DE000VP73JB5
Emissionstag 8. September 2020
Produkttyp Hebelzertifikat
Emittent Vontobel

 

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