Voestalpine: Rekordzahlen verbucht, aber …

Bildquelle: Pressefoto © voestalpine AG

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen durch die Corona-Pandemie, die viele Unternehmen im vergangenen Jahr belasteten, konnte Voestalpine (WKN: 897200 / ISIN: AT0000937503) das Geschäftsjahr 2021/2022 (per Ende März 2022) mit einem Rekordgewinn von 1,3 Mrd. Euro abschließen. Im vorherigen Geschäftsjahr wurde nur ein Gewinn von 31,7 Mio. Euro verbucht.

Im zurückliegenden Geschäftsjahr verdoppelte sich das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) auf 2,3 Mrd. Euro. Die EBITDA-Marge des österreichischen Stahl- und Technologiekonzerns verbesserte sich dementsprechend im Jahresvergleich von 10,5 auf 15,4 Prozent.

„All-Time-High bei Umsatz, Ergebnis und Eigenkapital“

Das beste Jahr der Firmen-Historie

Ungeachtet des herausfordernden Umfelds, das von der Corona-Pandemie, Lieferketten-Problemen, extrem gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen und jüngst von den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs geprägt gewesen sei, habe die Voestalpine damit „sowohl umsatzseitig wie auch ergebnismäßig das erfolgreichste Geschäftsjahr in ihrer Konzerngeschichte abgeschlossen“, gab das Unternehmen bekannt.

Für den Umsatz ging es im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2021/2022 auf Jahressicht um knapp 37 Prozent auf 14,9 Mrd. Euro nach oben. Unter dem Strich wurde ein Gewinn pro Aktie von 7,28 Euro verzeichnet (Vorjahr: 0,24 Euro).

Hohe Dividendenrendite

Die Dividende soll gegenüber dem Vorjahr von 0,50 auf 1,20 Euro je Aktie kräftig angehoben werden. Damit würde sich eine hohe Dividendenrendite von aktuell 4,3 Prozent errechnen.

„Die voestalpine hat in diesem Geschäftsjahr erneut große Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bewiesen. Bei unverändertem Fokus auf effizienzsteigernde Maßnahmen konnten wir die positive konjunkturelle Wirtschaftsentwicklung im abgelaufenen Geschäftsjahr bestmöglich nutzen. Nach Ausbruch des Ukraine-Krieges gelang es, innerhalb kürzester Zeit mit entsprechend angepassten Maßnahmen den Betrieb abzusichern.“ (Herbert Eibensteiner, CEO)

Verhaltener Ausblick

Der weitere Ausblick fällt bei Voestalpine allerdings verhalten aus. Wie das Unternehmen erklärte, hat der Ukraine-Krieg mit den daraus resultierenden Sanktionen gegen Russland seit Februar die starke Erholungsdynamik der Wirtschaftsentwicklung nach Auslaufen der pandemiebedingten Restriktionen abrupt beendet. Das habe die Wirtschaftsentwicklung in Europa erneut gebremst.

Laut Voestalpine hat ebenfalls in Nordamerika das Wirtschaftswachstum bereits im letzten Quartal des Geschäftsjahres 2021/2022 unerwartet etwas abgenommen. Auch die Null-Covid-Strategie in China sorgt beim Unternehmen für einen eingetrübten Ausblick, denn diese habe nicht nur die Wachstumsdynamik im eigenen Land verringert, sondern lässt wegen der engen Verflechtung der weltweiten Wertschöpfungsketten auch Folgewirkungen in Europa und in Nordamerika erwarten, erklärte Voestalpine.

Ergebnisrückgang wird erwartet

Wegen des unsicheren globalen Umfelds und der Lieferketten-Probleme rechnet Voestalpine mit einem Rückgang des Betriebsgewinns. Nach einem EBITDA von 2,3 Mrd. Euro im abgeschlossenen Geschäftsjahr wird für 2022/2023 nur ein EBITDA in der Spanne zwischen 1,8 und 2,0 Mrd. Euro angepeilt.

Diese Prognose steht aber auf wackeligen Beinen, da laut dem Unternehmen die weitere Entwicklung im zweiten Geschäftshalbjahr noch nicht abzusehen ist, wobei auf die Energiepreise beziehungsweise den geplanten EU-Ausstieg aus russischem Öl und Gas verwiesen wird.

Der CEO bleibt optimistisch

Nichtsdestotrotz gibt sich Voestalpine weiterhin optimistisch. „Dabei starten wir durchaus positiv ins Geschäftsjahr 2022/23. Wir verfügen über eine ausgezeichnete finanzielle Basis und sehen zumindest bis Sommer eine gute Nachfrage nach unseren qualitativen Produkten in den wichtigsten Segmenten“, erklärte CEO Eibensteiner.

Berg-und-Tal-Fahrt an der Börse

An der Börse verzeichnete die Aktie von Voestalpine in den vergangenen beiden Jahren eine Berg-und-Tal-Fahrt. Nach dem März-2020-Tief bei rund 13 Euro ging es für den Kurs bis zum August 2021 auf ein Dreijahreshoch bei 40 Euro zunächst steil nach oben. Doch im Anschluss brachen die Notierungen bis zum April dieses Jahres auf 24 Euro ein.

Inzwischen konnte der Kurs wieder auf zeitweise 28 Euro zulegen. Setzt sich die Kurserholung fort, rückt die bei 30 Euro verlaufende 200-Tage-Linie in den Fokus. Ein Ausbruch nach oben würde ein neues Kaufsignal bedeuten. Das nächste Kursziel wäre dann das 2021er-Jahreshoch bei 40 Euro.

JPMorgan sieht deutliches Gewinnpotenzial

Ähnliches Aufholpotenzial sieht auch JPMorgan. Nach der Bekanntgabe der jüngsten Geschäftszahlen hat die US-Bank die bisherige Kaufempfehlung („Overweight“) für die Voestalpine-Aktie und das Kursziel bei 42,50 Euro bestätigt. In der entsprechenden Studie heißt es, die bereinigten Kennziffern zum Schlussquartal des Stahl-Konzerns seien deutlich besser als gedacht ausgefallen. Demnach impliziere der Ausblick auf das neue Geschäftsjahr aber ein nur schwer vorhersehbares zweites Halbjahr.

Bildquelle: Pressefoto © voestalpine AG