Aktien, die immer ins Depot gehören

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Die Berichtssaison zum zweiten Quartal 2022 hat an den Finanzmärkten begonnen. Die ersten Bilanzen zeigen kein einheitliches Bild auf. Nimmt man nur die Zahlen der zwei US-Großbanken JP Morgan und Morgan Stanley und die Ausblicke der Vorstandsetage zur Hand, dann sollten Anleger, die kurzfristig am Markt agieren, eher vorsichtig sein.

JP Morgan-Chef Jamie Dimon äußerte sich sehr verhalten zum weiteren Ausblick für das zweite Halbjahr. Die Aussagen vieler CEOs sind in diesen Tagen deckungsgleich: Der Arbeitsmarkt und der Konsum in Amerika sind robust, aber dem stehen Unsicherheiten gegenüber, die aus den Faktoren geopolitische Spannungen, hohe Inflation, Zinsanhebungen und der Ukraine-Krieg bestehen.

Genau diese Faktoren dürften negative Konjunkturfolgen mit sich bringen, so der Tenor vieler Pressekonferenzen und -Mitteilungen. Alles in allem sind dies keine Neuigkeiten. Es stellt sich eine Schlüsselfrage: Was ist bereits von den Märkten eingepreist und wie sollten sich Anleger positionieren?

Marktteilnehmer stellen sich (endlich) der Realität

Fabiana Fedeli, Chief Investment Officer bei M&G ist realitisch: „Nach einer Phase der Verleugnung stellen sich die Marktteilnehmer endlich den makroökonomischen und geopolitischen Risiken: schwächelnder Konsum, der mit einer steigenden Inflation konfrontiert ist, anhaltende, wenn auch etwas verringerte Versorgungsengpässe, Auswirkungen der Null-COVID-Politik in China, der mögliche weitere Druck auf die Rohstoffpreise durch den Ukraine-Krieg sowie die Konsequenzen all dieser Faktoren auf die Unternehmensgewinne.“

Darüber hinaus bestehe die Gefahr, dass die Zentralbanken den Spagat zwischen Inflation und Wachstum überstrapazieren, so Fedeli.

„Je nach Region gilt eine Rezession unterschiedlichen Ausmaßes inzwischen als sehr wahrscheinlich.“

Eine ausgeprägte Rezession, „die vielleicht von Europa ausgeht und durch Erdgasembargos verursacht wird“, würde weitere Abwärtsbewegungen mit sich bringen – insbesondere bei Aktien, so die M&G-CIO, wenngleich Fedeli ergänzt:

„Eine Depression oder ein Zusammenbruch der Kreditmärkte wie 2008 stellt aber nicht unser Basisszenario dar. Obwohl wir starke Rückgänge gesehen haben, kann man kaum von einer Überreaktion der Anleger ausgehen. Vielmehr spiegeln die Bewegungen aus unserer Sicht in angemessener Weise die vor uns liegenden Risiken wider, zumal der Rückgang von Bewertungsniveaus ausging, die in vielen Fällen von Beginn an nicht überzeugend aussahen.“

Investmentprofis halten aktuell hohen Cash-Bestand

Dennoch bleibe man bei M&G vorsichtig. Dies sei kein Markt, „auf dem man starke Positionen in eine bestimmte Richtung einnehmen sollte“. Aktuell gehe es eher darum, Kapital zu erhalten und auf bessere Gelegenheiten zu warten. Wenn möglich, wird in den Portfolios ein hoher Cash-Bestand gehalten, um auf taktische Gelegenheiten reagieren zu können, so Fedeli weiter.

An der Wall Street hat die Berichtssaison zum zweiten Quartal 2022 begonnen. Die ersten Bilanzen zeigen kein einheitliches Bild auf. Kurzfristig agierende Anleger sollten vorsichtig agieren, langfristig engagierte sollten hingegen auf Bilanz-starke Aktien setzen. Bildquelle: markteinblicke.de

Wie viele andere Investmentgesellschaften hat M&G in der aktuellen Situation den Fokus bei Aktien-Engagements auf bestimmte Wertpapiere gelegt. Man konzentriert sich auf Firmen mit Preissetzungsmacht und starken Bilanzen, die der Inflation und steigenden Zinsen besser standhalten können. „Es ist zu früh, um wieder in Konzeptaktien, Gewinnversprechen und Cash Burn zu investieren“, analysiert Fedeli.

Anleger sollten langfristig und regional vielfältig denken

Bei Aktien bevorzugt M&G weiterhin langfristige Themen, von denen man ausgeht, „dass sie unabhängig von den Unwägbarkeiten der makroökonomischen Aussichten von künftigen Investitionen profitieren werden“. Dazu gehören Infrastruktur und der gesamte Bereich geringer CO2-Emissionen.

Gleichzeitig nutze man die Marktvolatilität, um selektiv in einige Titel zu investieren, deren Bewertung deutlich gesunken ist, „insbesondere in den etablierten Bereichen des Technologiesektors sowohl in den Industrieländern als auch in den Schwellenländern.“

Ein vergessener (Aktien-)Markt

Aus regionaler Sicht sieht M&G auch in Japan Chancen. „Dies ist ein Markt, der oft vergessen wird.“ Man sehe hier strukturelle Unternehmensreformen, die zu einer verbesserten operativen und bilanziellen Effizienz und „damit zu Überraschungen bei den Gewinnen und zu Rekordrückkäufen führen können.“

mE-Fazit

Die aktuellen Bilanz-Saison wird noch weitere (negative) Überraschungen bringen. Darauf sollten sich Anleger einstellen. Doch für langfristige Anleger sollte die Bilanz für den Zeitraum von drei Monaten keine Rolle spielen, um zu entscheiden, wie ein Langfrist-Investment aussieht.

An Aktien führt kein Weg vorbei. Daran können auch Inflation, Niedrigzinsen und Börsenturbulenzen nichts ändern. Langfristig sind Wertpapiere von Unternehmen, die starke Bilanzen sowie eine über Jahrzehnte etablierte Preissetzungsmacht besitzen, eine stabile Geldanlage und ein wichtiger Baustein für den persönlichen Vermögensaufbau. Dazu gehört für uns als Redaktion beispielsweise der iPhone-Konzern Apple, wie auch diese Aktien.