Ausblick: Die Hoffnung der Gold-Anleger

Gold ist ein wichtiger Bestandteil eines jeden langfristig ausgelegten Depot

(Bildquelle: Pressefoto Barrick Gold)

Besitzen Sie Gold? Müssten Sie eigentlich – wenn Sie zur Gattung der langfristigen Geldanleger gehören, die zugleich auch die gewisse Portion Sicherheit haben will. Laut einer aktuellen Studie der Universität St. Gallen (HSG) im Auftrag des Edelmetallhändlers philoro sind Edelmetalle in Deutschland unabhängig vom Investitionsbetrag die beliebteste Anlageform – also noch beliebter als Immobilien oder Aktien.

Diese Aussage erstaunt aktuell nicht, denn seit die Inflationsängste sind wieder zurück und der „sichere Hafen“ ist genau dann der „richtige Ort“ für viele, um Vermögen zu sichern.

Inflationsängste weit verbreitet

„Die Menschen haben erkannt, welche Vorteile Edelmetalle bieten, wenn es um Langfristigkeit, Stabilität und Krisenvorsorge geht“, sagt dazu Raphael Scherer, Managing Director von philoro. „Gewiss haben sich die wirtschaftlichen Sorgen in Folge des Ukraine-Krieges auf das Umfrageresultat ausgewirkt“, so Studienautor Prof. Dr. Sven Reinecke von der Universität St. Gallen (HSG).

Die Studie hat gezeigt, dass Inflationsängste in Deutschland weit verbreitet sind. Rund zwei Drittel der Befragten (65,8 %) fürchten sich vor der Inflation.

Im Schnitt besitzt jeder 2 Tafeln Schokolade an Gold

Laut der Studie besitzt jede goldanlegende Person im Schnitt in Deutschland 205 Gramm physisches Gold in Form von Barren oder Münzen – das sind anders gesagt zwei Tafeln Schokolade – Goldschmuck wurde nicht berücksichtigt.

Zur Erhebung des Goldbesitzes wurde zusätzlich zur Studie eine repräsentative Ad-hoc-Befragung mit einer Stichprobengröße von 5005 befragten Personen zusammen mit einem Marktforschungsinstitut durchgeführt. Würde man den Goldbesitz aller Menschen in Deutschland also addieren, so ergäbe sich ein Gesamtbesitz von 2.766 Tonnen, so die Studie.

Goldmünzen wie der Philharmoniker aus Österreich sind beliebte Anlageobjekte. (Bildquelle: marktEINBLICKE)

Gold als Inflationsschutz beliebter als Immobilien

Interesseant übrigens: Mit 52 Prozent rangieren allgemein Edelmetalle sogar vor Immobilien (39 %), Aktien und Fonds (28 %) und dem Giro-/Sparkonto (17 %). Gold ist im Vergleich mit den anderen Edelmetallen mit Abstand am beliebtesten. Platin (13 %), Silber (10 %) und Palladium (7 %) haben nur eine untergeordnete Bedeutung.

Dagegen bekommen dieses Jahr die Kryptowährungen wie der Bitcoin nur wenig Zustimmung (14 Porzent), haben aber nicht die rote Laterne inne. Auf dem letzten Platz landen Derivate mit lediglich 4 Prozent. Soweit die Fakten.

2022 war ein mageres Jahr für die Assetklasse Gold

Aber wohin geht es denn eigentlich im nächsten Jahr mit dem glänzenden Edelmetall? Auch ein „sicherer Hafen“ sollte am Ende Rendite machen, was 2022 am Ende schief ausgehen könnte. Denn 2022 dürfte laut der Helaba am Ende erneut als Verlustjahr mit knapp 3 Prozent zu Buche schlagen. Etwas besser sieht die Rechnung für Euroanleger aus: Die Schwäche der Gemeinschaftswährung sorgt für ein Plus von gut 6 Prozent, prognostizieren die Marktexperten.

„Gold funktionierte seit der Zeit Alexander des Großen. Wenn etwas über 2.000 Jahre Bestand hat, …dann nicht aufgrund von Vorurteilen oder einer falschen Theorie.“
Bernard Baruch, US-amerikanischer Finanzier und Börsenspekulant (1870-1965)

2022 hätte ein Gold-Jahr werden müssen, so die Helaba weiter und verweist auf das „das fundamental schwierige Terrain“ mit Inflation, Ukraine-Krieg und Rezession. Dieses Jahr „war wie geschaffen für Gold. Dennoch ging es preislich stetig bergab, abgesehen von einem temporären Hoch kurz nach Kriegsausbruch Anfang März mit knapp 2.030 US-Dollar je Feinunze.“ Bisher ging es schief.

Gold ist im Vergleich mit den anderen Edelmetallen mit Abstand am beliebtesten. Platin (13 %), Silber (10 %) und Palladium (7 %) haben nur eine untergeordnete Bedeutung. (Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG)

Fünf Thesen für die Entwicklung des Goldpreises in 2023

Nun hat der World Gold Council seinen Gold-Ausblick für das Jahr 2023 veröffentlicht. „Die Weltwirtschaft befindet sich an einem Scheideweg, nachdem sie sich im vergangenen Jahr verschiedenen Turbulenzen ausgesetzt sah. Die größte ging von den Zentralbanken aus, die ihren aggressiven Kampf gegen die Inflation verstärkten“, heißt es da. In Zukunft werde dieses Zusammenspiel zwischen Inflation und Interventionen der Zentralbanken entscheidend sein für die Perspektiven im Jahr 2023 sowie für die weitere Entwicklung des Goldpreises, so der World Golf Council. Man hat aus der aktuellen Situation ein paar Schlussfolgerungen gezogen:

  • Erstens, eine leichte Rezession und schwächere Gewinne sind seit jeher positiv für Gold – „eine weitere Abschwächung des Dollars bei zurückgehender Inflation könnte Gold stützen“.
  • Zweitens: Ein geopolitisches Unruhepotenzial dürfte Gold weiterhin zu einer wertvollen Absicherung von Tail-Risiken machen
  • Drittens: Das chinesische Wirtschaftswachstum dürfte sich im nächsten Jahr verbessern und die Goldnachfrage der Verbraucher ankurbeln
  • Viertens: Langfristige Anleiherenditen werden wahrscheinlich hoch bleiben, aber auf einem Niveau, das Gold in der Vergangenheit nicht beeinträchtigt hat
  • Fünftens: Druck auf Rohstoffe infolge einer sich verlangsamenden Wirtschaft wird Gold im ersten Halbjahr wahrscheinlich Gegenwind bescheren.
  • Bei der Helaba ist man in Sachen Gold für 2023 neutral eingestellt. „Die Notenbanken im Kampf gegen die Rekordinflation belasten das zinslose Gold. 2023 dürfte der geldpolitische Druck aber nachlassen und das Edelmetall als Versicherungsschutz gefragt sein.“

Schwieriges Terrain durch steigende Zinsen

Dies sieht auch die Helaba so, gibt aber auch zu Bedenken: „Trotz historisch hoher Teuerung läuft Gold als Inflationssicherung nicht. Das liegt an dem Kursschwenk der Notenbanken, allen voran der Fed, die der hohen Inflation mit kräftigen Leitzinsschritten den Kampf angesagt haben.“ Das bedeutet, dass Gold, das keine Zinsen abwirft, unter den steigenden Opportunitätskosten leidet. Je höher der Zinsdruck, umso stärker gab der Preis für Gold nach, „auch wenn das Bild in realer Rechnung für das Edelmetall sprach.”

Dennoch dürfte laut den Experten Gold in 2023 „als Versicherungsschutz gegen erhöhte Inflation in Kombination mit einem schwächeren Wachstum gefragt sein“, heißt es und weiter: „… so dass sich Gold über 1.900 US-Dollar je Feinunze festigen wird.”