Eine der emotionalsten Anlegergeschichten ist seit Jahren Tesla (WKN: A1CX3T / ISIN: US88160R1014). Der Aufstieg des amerikanischen Elektroautobauers und dessen Kursentwicklung an der Börse war und ist immer wieder mit viel mit der Person Elon Musk verbunden.
Es gibt wohl seit der Ära von Apple-Gründer Steve Jobs kaum ein Unternehmen, das in der Vergangenheit so sehr mit seinem CEO und dessen Person verbunden wird, wie es Elon Musk mit Tesla ist.
Elon Musk polarisiert wie kaum ein anderer Konzern-Chef
Die einen halten ihn für einen megareichen Spinner und Trump-Sympathisanten, die anderen für einen Entrepreneur, der die Zukunft mitgestaltet. So oder so: Elon Musk polarisiert wie kaum ein anderer (die Wall Street).
Seit dieser Woche muss sich der Tesla-Chef beispielsweise vor einem US-Gericht wegen seiner umstrittenen Tweets aus dem Jahr 2018 in einer Sammelklage verteidigen. Anleger werfen dem Tech-Milliardär vor, die dadurch ausgelösten Kursschwankungen hätten sie um Geld gebracht.
Diese 160-Zeichen-Mitteilungen können am Ende Musk eine Millionen-Summe kosten. Damals hatte er damals bei einem Tesla-Aktienkurs von 420 Dollar eine Tweet verschickt, in dem er schrieb, er erwäge den Konzern von der Börse zu nehmen. Am Ende erwies sich das Ganze als falsch – und viele Investoren waren nicht nur verärgert, sondern hatten auch viel Kapital dadurch verloren.
Dies ist nur eine von vielen Geschichten, die abseits des eigentlichen operativen Tesla-Geschäftes die Börsen und Aktionäre beschäftigt – oder auch nicht. Wer das Thema Tesla als Anleger ganz nüchtern angeht, konzentriert sich auf den Konzern, seine Bilanz und dessen Ausblick – mehr nicht.
Tesla gehört seit Jahren zu den weltweit beliebtesten Aktien. Das zeigt unter anderem eine Auswertung der Plattform eToro. Die Liste der 20 weltweit beliebtesten Aktien bei eToro wurde hier Ende 2022 von Tesla, Amazon und Apple angeführt.
Auch die deutschen Anleger vertrauen in die Tech-Unternehmen, wobei hier die Reihenfolge variiert: So landet Amazon hierzulande im vierten Quartal auf dem ersten Platz, gefolgt von Tesla und Apple an zweiter bzw. dritter Stelle.
Die jüngste Bilanz macht Tesla-Anlegern Mut
Am Mittwochabend gab es nun die jüngste Bilanz des E-Auto-Pioniers Tesla – und der Konzern lieferte. Die Bruttomarge im Automobilgeschäft sank zwar auf 25,9 Prozent, den niedrigsten Wert seit fünf Quartalen, dafür aber übertraf Tesla beim Umsatz wie auch beim Gewinn die Markterwartungen.
Die Erlöse lagen bei 24,32 Mrd. US-Dollar bei einem EPS von 1,19 US-Dollar – am Markt hatte man einen Umsatz von 24,16 Mrd. US-Dollar bei einem EPS von 1,13 US-Dollar erwartet. Für 2023 peilt Tesla die Auslieferung von rund 1,8 Millionen Autos.
Der Markt hatte 1,95 Millionen in Aussicht gestellt. In der Telefonkonferenz sagte Konzernchef Elon Musk denn auch, dass man durchaus in der Lage sei, 2 Millionen Stück herzustellen, dass aber offenbar immer irgendwelche unvorhergesehenen Ereignisse eintreten und die Lieferketten stören würden. Daher lässt man etwas mehr Vorsicht walten.
Zu den jüngsten Preissenkungen hieß es, dass diese die Nachfrage angekurbelt hätten. Im Januar 2023 seien die Bestellungen ungefähr doppelt so hoch gewesen wie die Produktion. Deshalb seien beim SUV Model Y auch wieder kleinere Preiserhöhungen möglich gewesen.
Das Gros der Analysten ist bei Tesla positiv gestimmt
Vor der Quartalszahlen-Veröffentlichung hatten sich zuletzt noch diverse Analysten zur Aktie geäußert. Unter anderem Goldman Sachs, die Tesla zwar mit „Buy“ einstufte, aber das Kursziel auf 200 US-Dollar senkte. Dagegen stufte Bernstein Research die Aktie noch als Underperformer ein, mit einem Kursziel von 150 US-Dollar.
Jefferies wiederum hatte das Kursziel für Tesla drastisch von 350 auf 180 US-Dollar gesenkt, die Einstufung auf “Buy” belassen und die DZ Bank hat für Tesla den fairen Wert von 190 auf 170 US-Dollar gesenkt, die Einstufung aber auf “Kaufen” belassen. In wieweit die Einschätzungen bleiben, werden die nächsten Tage zeigen.
Die Entwicklung des Aktienkurses war zuletzt katastrophal
Charttechnisch ist die Situation bei Tesla alles andere als entspannt – zumindest wenn man Aktionär ist und eben daher nicht auf der Short-Seite aktiv sein dürfte. Der Abstand zum GD200 – dem Indikatoren für langfristige Investments – beträgt mehr als 40 Prozent. Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr.
Die Aktie bildete ab Januar 2021 eine sogenannte SKS-Topformation aus. Im Oktober des vergangenen Jahres pendelte das Papier über Wochen um die Nackenlinie dieser SKS, ehe es Anfang November zum endgültigen Bruch kam.
Danach kam es zum Crash und der Aktienkurs fiel auf ein Kursniveau vom Sommer 2019 bei 106 Dollar. Seit November gibt es ein Auf und Ab. Allein am ersten Handelstag des Jahres rutschten die Papiere um 12,2% ab und fielen auf den niedrigsten Stand seit August 2020 zurück.
Das marktEINBLICKE-Fazit
Mit einem Börsenwert von mehr als 400 Milliarden Euro ist der US-Elektroautobauer –trotz der jüngsten massiven Kursverluste – nach wie vor ein Schwergewicht an der Börse, während die deutschen Mitbewerber wie BMW und Mercedes-Benz an der Börse eher Leichtgewichte sind, mit einer Marktkapitalisierung von lediglich 55 bzw. gut 70 Milliarden Euro.
Aktuell wird die Tesla-Aktie mit einem 2023er-KGV von 40 gehandelt, BMW und Mercedes sind deutlich günstiger bewertet – jeweils mit einem KGV von unter zehn. Doch das wird einen wahren Tesla-Fan und Aktionär wohl nicht zum Wechsel bewegen …
