Kurz vor den französischen Präsidentschaftswahlen wollen sich Anleger am deutschen Aktienmarkt offenbar nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, so dass der DAX am Freitagmittag auf der Stelle tritt. Zumindest bleibt das Barometer damit über der 12.000-Punkte-Marke.
Nach der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl gehen die Börsen von einem Sieg des Mitte-links-Kandidaten Emmanuel Macron in der Stichwahl am 7. Mai aus. Das zeigen sowohl der starke Euro als auch die Kursgewinne an den weltweiten Aktienmärkten nach der Entscheidung.
Am Nachmittag sah es so aus, als wollten einige Mutige ein positives Ergebnis der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl und damit steigende Börsen am Montag vorwegnehmen. Aber der Versuch, den Deutschen Aktienindex über den Widerstand bei 12.100 Punkten zu schieben, wurde von den Ängstlichen vereitelt.
Die Luft ist raus aus der Trump-Rally. Anleger machen sich Sorgen über die hohen Bewertungen an der Wall Street. Ohne stimulierenden Effekt durch die Fiskalpolitik könnte sich das Wachstum in den USA sogar abschwächen. Jetzt suchen sie in den aktuell veröffentlichten Unternehmensbilanzen nach einer Bestätigung, dass die Geschäfte gut laufen.
Ist das nicht ganz wunderbar, dass es in diesen Zeiten der Konfusion und Unsicherheit noch Dinge gibt, auf die man sich verlassen kann? Nehmen wir zum Beispiel die gute, alte Börsenweisheit von den politischen Börsen, die kurze Beine haben. Denn was wir da im Augenblick an den Märkten beobachten können, trifft exakt auf dieses Bonmot zu.
Die anstehende Präsidentschaftswahl in Frankreich, überraschende Neuwahlen in Großbritannien, ein türkisches Referendumsergebnis pro autoritäres Präsidialsystem und Auseinandersetzungen mit Nordkorea stellen grundsätzlich Belastungsfaktoren für Aktien dar. Mehr als Konsolidierungen scheinen sie jedoch nicht auszulösen.
Wenn sich am Sonntag in der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl Marine Le Pen und Jean-Luc Mélenchon durchsetzen, wäre das für die Börsen die Entscheidung zwischen Pest und Cholera. Wer also vor dem Wochenende seinen Hut in den Ring wirft, in dem er Aktien kauft, muss hoffen, dass die Franzosen ihr Kreuz an der richtigen Stelle machen.
Ohne Frankreich wäre das Europäische Gemeinschaftswerk nie möglich gewesen. Unzählige Male hat der deutsch-französische Motor Europa auch schon aus dem Krisen-Dreck gezogen. Allerdings hat dieser Achtzylinder mittlerweile mindestens vier Zylinder verloren. Frankreich ist bis Oberkante Unterlippe mit wirtschaftlichen Problemen beschäftigt und daher vom Thema Europa abgelenkt.