Wochenrückblick KW 21: Commerzbank-Kapitalerhöhung vor Abschluss

Während die vergangene Woche mit neuen Rekorden begann, sorgten ab Donnerstag nervös gewordene Anleger für Unruhe. Nicht nur schlechte Konjunkturdaten aus China sondern auch die Sorge vor einem raschen Ende der Anleihekäufe in den USA lies so manch Akteur die Gewinne der letzten Zeit mitnehmen. Ob die USA wirklich so bald ihre lockere Geldpolitik aufgeben, darf aber angezweifelt werden. Denn im aktuellen Wettstreit zwischen Yen, Euro und Dollar heißt es: Wer sich zu erst bewegt, verliert. Von daher dürfte die Niedrigzinspolitik ebenso noch andauern, wie das billige Geld auch (in-)direkt zur Staatsfinanzierung gebraucht wird – und das kann noch dauern. Profitieren dürften dabei weiter die Aktienmärkte, denn dort lässt sich am einfachsten das günstige Geld gewinnbringend investieren. Das merken ja derzeit auch viele Finanzkonzerne, egal ob Versicherer wie die Allianz (siehe unten), die durch die Vermögensverwaltung gutes Geld verdienen oder auch Banken, wie die Deutsche Bank (siehe unten). Aufgrund individueller Probleme kann man die sicher nicht über einen Kamm scheren, aber eine Grundtendenz ist vorhanden. Ein Beispiel, wo die individuellen Probleme alles andere überschatten, ist die Commerzbank (WKN CBK100). Die aktuell laufende Kapitalerhöhung ist nur ein weiterer Höhepunkt für die Probleme des Hauses. Lösungswege sind zwar sichtbar, doch der Erfolg lässt auf sich warten. Ab Mittwoch dann notiert die Aktie inklusiver aller neuen Aktien, dann wird sich zeigen, wie die Anleger die Bank aktuell einschätzen. Unter Berücksichtung von Bezugsrechten und aktuellem Kurs sind am Ende zweistellige Kurse zu erwarten. Doch noch kann niemand abschätzen, ob Leerverkäufer den Bezugsrechtehandel nicht wertmäßig verzerrt haben. Zocker bleiben derweil an Bord und hoffen auf satte Gewinne – doch gerechtfertigt sind die wohl eher nicht, von blinder Liebe war hier schon die Rede. Doch warten wir den Mittwochhandel ab. Vielleicht ergibt sich dann auch für Analysten ein klarers Bild – aktuell ist ja mal wieder von Verkaufen bis Kaufen alles dabei.

Der DAX und sein Chart

Die Rekordjagd ist des DAX ist – zumindest vorerst – beendet. Enttäuschende Konjunkturdaten aus China sorgten am Donnerstag für einen Kursrutsch in Asien, der auch den heimischen Aktienmarkt in der zweiten Wochenhälfte unter Druck setzte. Wird die Haltezone um 8.200 verteidigt, ist eine schnelle Wiederaufnahme der positiven Tendenz wahrscheinlich. Erst darunter droht eine etwas ausgedehntere Korrektur, wie wir in unserem Ausblick DAX schreiben.

Einzeltitel aus Deutschland

Gute Nachrichten für Aktionäre der Allianz (WKN 840400). Die Aktie hat ihre DAX-Outperformance der letzten Monate fortgesetzt und ein neues Jahreshoch markiert. Doch das muss noch nicht das Ende der Rallye sein, denn das Geschäft läuft gut und historisch gesehen, ist die Aktie günstig. Auch Analysten sind von dem Allianz-Papier überzeugt.
Angesichts eines sehr guten Jahresauftakts müsste man annehmen, dass beim Düngemittel- und Salzhersteller K+S (WKN KSAG88) alles in Butter sei. Allerdings konnte die Aktie des DAX-Konzerns bisher nicht von dem guten Geschäftsverlauf und den positiven Aussichten des Unternehmens für das laufende Geschäftsjahr und darüber hinaus profitieren. Gerade deshalb könnte sich eine günstige Einstiegsgelegenheit bieten.
Der Co-Chef der Deutschen Bank (WKN 514000) Anshu Jain hielt bei der Hauptversammlung des Finanzinstituts seine Rede erstmals auf Deutsch. Ob das nun jedoch das große Zeichen war, das die Wende zum Guten beim deutschen Branchenprimus einläuten wird, bleibt abzuwarten. Während der positive Symbolcharakter dieser Aktion sicherlich gegeben sein dürfte, warnten die beiden Co-Chefs Jain und Jürgen Fitschen jedoch, dass die Aufarbeitung der Altlasten nur langsam vonstattengehen wird. Allerdings sind diese bei weitem nicht so groß wie beim Konkurrenten Commerzbank (WKN CBK100).
Die Point & Figure Wunschanalyse dreht sich in dieser Woche um Salzgitter (WKN 620200) und Klöckner (WKN KC0100). Doch beide Aktien sind nicht unbedingt einen näheren Blick Wert. Gerade im MDAX finden sich doch nun genug weitaus attraktivere Aktien. Und da jeder Anleger nur ein begrenztes Kapital besitzt, sollte man dieses in die technisch besten Werte und nicht in “Lahme Enten investieren”. Mehr dazu hier.
Bei Europas führendem Internet-Händler für Heimtierprodukte steht das Umsatzwachstum an erster Stelle. Damit handelt zooplus (WKN 511170) getreu dem Motto: Was der Internethandelsmarktführer Amazon erfolgreich macht, kann nicht verkehrt sein. Soweit die Best Practice-Methode – doch am Ende muss auch zooplus schwarze Zahlen schreiben. Auf Jahressicht soll dies gelingen. Nach dem ersten Quartal sind dies aber nur Ankündigungen. Daher dürfte der Kursverlauf erst nachhaltig anziehen, wenn entsprechende Taten, sprich schwarze Zahlen folgen.
Beim Haushaltsartikel-Spezialisten Leifheit (WKN 646450) geht es dieser Tage turbulent zu. So unscheinbar, wie vergangenen Herbst der Ausstieg der Großaktionäre angekündigt worden war, so unscheinbar wurde er heute wieder abgeblasen. Zudem wurde eine Veränderung an der Unternehmensspitze publik gemacht: der seit 2009 tätige Vorstandschef Georg Thaller wird wegen unterschiedlicher Auffassungen über die zukünftige strategische Ausrichtung mit Ablauf des 31.05.2013 aus dem Vorstand ausscheiden. Zwei Meldungen, die Bewegung in die Aktie bringen. Am Donnerstag zunächst einmal rund 10 Prozent nach unten. Doch es könnten sich auch Einstiegschancen bieten, denn Leifheit ist nicht unattraktiv.

Internationale Einzelwerte

Bei Facebook (WKN A1JWVX) jährte sich vergangene Woche der Börsengang. Es war am 18. Mai 2012 um kurz nach halb Vier deutscher Zeit, als aus dem größten Börsengang der jüngeren Geschichte der Faceflop wurde. Der Kurs ging nach einem ersten Kurs von 42 Dollar recht schnell in die Knie und fiel auf den Ausgabepreis von 38 Dollar zurück. In den Folgetagen ging die Fahrt nach unten weiter und der Kurs erholte sich seither auch nicht mehr auf dieses Anfangsniveau. Ein Grund mal genauer hinzusehen und zu klären, ob es sich ein Jahr nach dem Börsengang endlich lohnt einzusteigen.
Derweil gab es vergangene Woche auch interessante Quartalszahlen. Der Computerhersteller Hewlett-Packard (HP) (WKN 851301) hatte auch im zweiten Geschäftsquartal (Februar-April) mit den wegbrechenden PC-Verkäufen zu kämpfen. Den Kaliforniern macht die mobile Revolution immer mehr zu schaffen, im Zuge derer Smartphones und Tablet-PCs die traditionellen Computer verdrängen. Somit musste HP nun schon den insgesamt fünften Umsatzrückgang in einem Quartal hintereinander ausweisen. Gleichzeitig musste das Unternehmen einen deutlichen Gewinnrückgang verbuchen. Trotzdem konnte die Aktie nachbörslich in New York deutlich zulegen, da die Analystenzunft sogar mit weit schlimmeren Ergebnissen gerechnet hatte. Zudem fiel der Ausblick auf das laufende Quartal etwas besser als erwartet aus. Mehr dazu im Beitrag Hewlett-Packard: Günstiger Blue Chip mit überraschenden Zahlen
Nach dem Rekordjahr 2012 fiel der Jahresauftakt 2013 für den österreichischen Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann (SBO) (WKN 907391) etwas ernüchternder aus. Aufgrund der Investitionszurückhaltung bei den großen Ölbohrfirmen musste das Unternehmen im ersten Quartal sowohl beim Umsatz als auch auf der Ergebnisseite Rückgänge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hinnehmen. Zudem blieben die Kennzahlen unter den Markterwartungen. Trotzdem bleibt man auf Unternehmensseite für den weiteren Geschäftsverlauf im Jahr 2013 optimistisch.
Immobilienaktien sind ja immer so eine Sache – egal ob deutsche Papiere oder aus dem Ausland. Man weiß als Aktionär nie so genau wie sich die großen Immobilienprojekte entwicklen und wie die Vermietungssituation weiter geht. Im Regelfall stehen die Unternehmen aber für stabile Erträge, was ja in diesen Zeiten auch schon ein Wert ist. Interessantes Beispiel dafür ist der österreichische Immobilientitel S IMMO (WKN 902388). Mehr dazu hier.

Wochenvorschau: Unternehmenstermine

In Sachen Quartalszahlen kühlt sich in der kommenden Woche die Bilanzsaison weiter ab. Es berichten unter anderem: Sixt, Thomas Cook (Montag); EVN, Flughafen Wien, LEG Immobilien, INDUS Holding, KWS Saat, Raiffeisen Bank International, Tiffany, Vienna Insurance Group (Dienstag); Dollar General, STRABAG (Mittwoch); Big Lots, Costco Wholesale, Krispy Kreme (Donnerstag); MBB Industries, Travel24.com (Freitag).

Wochenvorschau: Konjunkturdaten

Montag
USA; Memorial Day, kein Börsenhandel!

Dienstag
08:00 Uhr: DE; Einfuhrpreise April
15:00 Uhr: USA; S&P Case/Shiller-Hauspreisindex Februar
16:00 Uhr: USA; Verbrauchervertrauen Conference Board Mai

Mittwoch
09:55 Uhr: DE; Arbeitsmarktdaten April
14:00 Uhr: DE; Verbraucherpreise Mai

Donnerstag
11:00 Uhr: EU; Geschäftsklimaindex Eurozone Mai
14:30 Uhr: USA; Erstanträge Arbeitslosenhilfe Vorwoche
14:30 Uhr: USA; BIP Q1 (2. Veröffentlichung)
16:00 Uhr: USA; Anstehende Hausverkäufe April

Freitag
08:00 Uhr: DE; Einzelhandelsumsatz April
11:00 Uhr: EU; Arbeitslosenquote April
11:00 Uhr: EU; Verbraucherpreise Vorabschätzung Mai
14:30 Uhr: USA; Private Einnahmen und Konsumausgaben April
15:45 Uhr: USA; Chicagoer Einkaufsmanagerindex Mai
15:55 Uhr: USA; Verbrauchervertrauen Uni Michigan Mai

Bildquelle: Pressefoto Börse Stuttgart