Baugeldzinsen bleiben im engen Korridor

Der Zinssatz für zehnjährige Darlehen hat sich mittlerweile eingependelt | Das geplante Gebäudeenergiegesetz verbessert die Verhandlungsposition bei Bestandsgebäuden

(Bildquelle: Pixabay / OleksandrPidvalnyi)

Am Markt für Baugeldzinsen haben sich die Konditionen inzwischen in einem Korridor eingependelt. Dies zeigt unter anderem das aktuelle Bauzins-Trendbarometer von Interhyp auf.

“Seit der Zinswende vor anderthalb Jahren hatten sich Immobilienfinanzierungen zunächst kontinuierlich verteuert, der Zinssatz für zehnjährige Darlehen hat sich aber inzwischen in einem Korridor zwischen 3,5 und 4 Prozent eingependelt. Das wird auf absehbare Zeit so bleiben, auch wenn kurzfristige Ausschläge über die Marke von 4 Prozent möglich sind”, erklärt Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft der Interhyp AG.

Einfach Warten auf niedrigere Konditionen ist sinnlos

Für Kaufwillige gebe es keinen Grund, auf sinkende Konditionen zu spekulieren. Die Mehrheit der monatlich von Interhyp im Bauzins-Trendbarometer befragten Zinsexpertinnen und -experten erwartet ebenfalls eine Seitwärtsbewegung und Zinssätze von rund 4 Prozent bis zum Herbst.

Laut Interhyp-Daten haben sich die Zinssätze für zehnjährige Darlehen im Juni wie bereits im April und Mai zwischen etwa 3,70 und 3,90 Prozent bewegt und liegen aktuell bei 3,79 Prozent. 15-jährige Kredite sind Anfang Juli nur rund 10 bis 15 Prozentpunkte teurer. Sie würden im Gegenzug jedoch mehr Kalkulationssicherheit und eine gesetzliche Ausstiegsoption nach zehn Jahren bieten, so Mohr weiter.

Der Immobilienmarkt bietet Chancen

Für Immobilieninteressenten biete der Markt aktuell Chancen, die vor der Zinswende in dieser Form nicht möglich gewesen wären. “Fallende Zinsen sind zwar vorerst unwahrscheinlich. Wir sehen aber gerade beim Thema Kaufpreisverhandlungen einen großen Hebel für unsere Kunden. Die Energiekrise und das geplante Gebäudeenergiegesetz (GEG) verbessern die Verhandlungsposition gerade bei Bestandsgebäuden spürbar”, rät Mirjam Mohr. Es sei daher wichtig, die anfallenden Sanierungen in den Verhandlungen mit einzupreisen.

Wer Immobilien investiert, sollte den Kostenfaktor nicht aus dem Auge verlieren. (Bildquelle: Adobe_Stock_fotomek)

Die Kreditsummen steigen

Auffällig ist in den vergangenen Monaten, dass die Kreditsummen ansteigen. So kletterte die Darlehenshöhe für Baufinanzierungen im Mai auf ein neues Jahreshoch: Sie liegt bei 281.000 Euro. Das zeigt die Datenanalyse des Dr. Klein Trendindikators Baufinanzierung (DTB).

Damit haben Immobilienkäufer und Bauherren im Vergleich zum Vormonat 10.000 Euro mehr aufgenommen, um sich den Wunsch nach den eigenen vier Wänden zu erfüllen. Der Wert bleibt allerdings laut Dr. Klein deutlich hinter dem Vorjahresniveau zurück:

2022 lag er durchschnittlich bei 296.000 Euro und war damit 15.000 Euro höher als heute. Die aktuelle Darlehenshöhe zeigt damit nach wie vor Zurückhaltung bei den Kreditnehmern. Gleichzeitig lässt sich jedoch erkennen, dass die gegenwärtigen Zinsen, Energie- und Lebenskosten als neue Normalität wahrgenommen werden und die Planungssicherheit bei Kaufinteressenten wieder zunimmt.

Steigende Standardrate bei sinkender Tilgung

Auch die Standardrate verzeichnet demnach im Mai einen neuen Jahreshöchstwert. Sie beträgt 1.505 Euro – berechnet für ein 10-jähriges Darlehen über 300.000 Euro mit zwei Prozent Tilgung und einem Beleihungsauslauf von 80 Prozent. Damit ist sie im Vergleich zum Jahresende um 50 Euro gestiegen – im Vergleich zum Vorjahresmonat um mehr als 300 Euro. In der aufwärts kletternden Rate spiegeln sich insbesondere die erhöhten Baufinanzierungszinsen wider.

Kürzere Zinsbindung und steigender Beleihungsauslauf

Auch die Laufzeit eines Kredits beeinflusst den Zinssatz bei der Immobilienfinanzierung: So ermöglicht eine kürzere Festschreibung oft einen günstigeren Zins. Je länger die Verbindlichkeit jedoch ist, desto mehr Planungssicherheit haben Kreditnehmer. Im Mai beträgt die Zinsbindung zwölf Jahre und einen Monat und ist damit drei Monate kürzer als im April.

Im Vorjahresmonat legten sich laut Dr. Klein Darlehensnehmer noch auf 13 Jahre und vier Monate fest. Doch auch mit der aktuellen Laufzeit bleiben Immobilienkäufer und Bauherren flexibel: Denn sollte zehn Jahre nach Vollauszahlung des Kredits das Zinsniveau günstiger sein, ist eine vorzeitige Kündigung des Darlehens kostenfrei möglich.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Am Ende gilt weiterhin: Wer eine Immobilie erwerben möchte, sollte sich  frühzeitig über seine finanziellen Möglichkeiten informieren und konkrete Berechnungen anstellen.