Baugeldzinsen steigen auf 12-Jahres-Hoch

Baugeld-Experten raten höhere Finanzierungskosten durch Preisverhandlungen und Finanzierungstaktik zu kompensieren. Ebenso sollten Familien sich die neue KfW-Förderung anschauen.

(Bildquelle: Unsplash / Ibrahim Rifath)

Die Zinsen für Immobiliendarlehen haben im September die Vier-Prozent-Marke nach oben durchbrochen und sind auf ein 12-Jahres-Hoch gestiegen. Laut den von Interhyp befragten Zinsexperten wird angesichts der Notenbankpolitik und hartnäckiger Inflation längerfristig weiterhin mit dem aktuellen Niveau gerechnet.

Dafür sprechen laut Interhyp ebenso die gestiegenen Renditen der Staatsanleihen, die weiterhin anziehen. Daher ist auch mit einem weiteren kurzfristigen Anstieg der Kredit- und Bauzinsen zu rechnen.

Längere Zinsbindungen kosten nur unwesentlich mehr

Im September sind demnach die Konditionen für zehnjährige Immobiliendarlehen um rund 15 Basispunkte von 3,9 Prozent auf über 4 Prozent geklettert. Die Zinsen für Kredite mit 15 oder 20 Jahren Zinsbindung kosteten derweil Anfang Oktober mit knapp 4,2 Prozent nur unwesentlich mehr – obwohl sie Kreditnehmern mehr Kalkulationssicherheit garantieren.

„Immobilieninteressierte sollten jedoch nicht den Fehler begehen, den Eigentumserwerb wegen der Zinsen abzuschreiben. Einerseits hat der Immobilienmarkt mit fallenden Kaufpreisen reagiert. Anderseits lassen sich durch neue Fördermöglichkeiten und die passende Finanzierungstaktik Zehntausende Euro sparen“, sagt Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft der Interhyp AG.

Die Investitionsbereitschaft bleibt konstant

Die Investitionsbereitschaft zukünftiger Immobilienbesitzer ist dagegen laut dem Finanzierungsexperten Dr. Klein momentan recht konstant – mit leichter Aufwärtstendenz. So nahm die Summe, die Bauherren und Käufer für ihr neues Haus oder ihre neue Eigentumswohnung aufnahmen, in den vergangenen Monaten stetig zu, allerdings nur in kleinen Schritten.

Im September beträgt die Darlehenshöhe 289.000 Euro und liegt damit 1.000 Euro über dem Wert des Vormonats. Trotz der nur leichten Steigerung markiert die aktuelle Summe einen neuen Jahreshöchstwert. Im Vergleich zum Vorjahresmonat zeigt sich nur eine geringe Veränderung – im September 2022 finanzierten Kaufwillige bei den Kreditinstituten rund 286.000 Euro.

Die Zinsbindung ging wiederum im September erneut leicht zurück: Sie beträgt knapp 11 Jahre und 7 Monate, so Dr. Klein. Damit schreiben Käufer den ihnen angebotenen Zinssatz circa zwei Monate kürzer fest als im August 2023. Im Jahr zuvor sicherten sich Kreditnehmer für knapp 13 Jahre die Zinsen und setzten damit auf eine längere Planungssicherheit.

Immobilieninteressenten sollten sich im Vorfeld einer Finanzierung stets beraten lassen. (Bildquelle: unsplash / Tierra Mallorca)

Zinsdelle sollte weiter genutzt werden

„Die Rahmendaten indizieren, dass die Zinsen auf längere Zeit um die Vier-Prozent-Marke verweilen werden. Trotzdem kommt es je nach Nachrichtenlage immer wieder zu sichtbaren Schwankungen. Diese Zinsdellen gilt es zu nutzen, da selbst kleine Konditionsdifferenzen von 10 oder 20 Basispunkten bei Immobilienfinanzierungen wegen der langen Laufzeit und Kredithöhe eine Hebelwirkung entfalten. Das ermöglicht Zinseinsparungen von mehreren tausend Euro“, erklärt Mirjam Mohr.

Dafür sollten sich Immobilieninteressenten im Vorfeld beraten lassen und alle notwendigen Unterlagen zusammenstellen.Lohnenswerter denn je im aktuellen Marktumfeld sind laut Interhyp geförderte Finanzierungsbausteine.

„Die Regierung hat im Zuge ihres Wohnungsgipfels die Förderung verbessert. Wer klimafreundlich in Wohneigentum investiert, profitiert beim Programm 300 ab Mitte Oktober von extrem niedrigen Zinssätzen, höheren Kreditsummen und höheren Einkommensgrenzen“, sagt Mohr weiter.

So lässt sich Geld sparen – mit einem KfW-Darlehen

Ein Rechenbeispiel von Interhyp zeigt es auf – Es gibt Einsparmöglichkeiten von mehr als 400 Euro bei der monatlichen Rate:

Beim Bau oder Erstkauf eines klimafreundlichen Hauses oder einer Eigentumswohnung gibt die KfW an Familien Darlehen bis zu einer Kreditsumme von 270.000 Euro aus. Die Zinsen beginnen bei 0,01 Prozent. Erwirbt eine Musterfamilie mit zwei Kindern ein entsprechendes förderfähiges Objekt (Effizienzhausstandard 40 / Qualitätssiegel „Nachhaltiges Gebäude“) für 500.000 Euro, kann sie ihre Kreditrate laut Interhyp um gut 430 Euro senken (Annahme: 50.000 Euro Eigenkapitaleinsatz / Tilgung 1,5 Prozent).

So sind über eine Laufzeit von zehn Jahren rund 71.000 Euro Zinsersparnis möglich. Sparen können außerdem Immobilienkäufer in Thüringen. Dort hat die Landesregierung die Grunderwerbsteuer von 6,5 Prozent auf 5 Prozent gesenkt, was spätestens zum Jahreswechsel in Kraft tritt – möglicherweise früher. Zudem soll im Freistaat beim Ersterwerb bis zu einem Kaufpreis von 500.000 Euro gar keine Grunderwerbsteuer anfallen – was eine Ersparnis von 25.000 Euro bedeuten würde.