Deutschland und die Schulden: Sind wir wirklich noch das Land der Sparer?

Bildquelle: markteinblicke.de

Deutschland und das liebe Geld: Insbesondere im Ausland gelten Deutschland und die Deutschen als Sparer und Knauserer. Nichts scheint den Deutschen wichtiger als die sprichwörtliche Mark unter dem Kopfkissen. In etwas weiterer Perspektive erhält dieses gutgemeinte Vorurteil nun neue Nahrung: Denn Deutschlands Staatsverschuldung sinkt deutlich schneller, als bislang angenommen wurde.

„Raus aus den Schulden!“ – so lautet der Titel einer mehr oder weniger anspruchsvollen RTL-Sendung, in welcher der Schuldnerberater Peter Zwegat verschuldeten Menschen einen meist unliebsamen Weg aus der Ver- bzw. Überschuldung aufzeigt. Beispielhaft für den deutschen Durchschnittsbürger ist die Sendung aber gewiss nicht, denn viele Deutsche wissen sehr gut, was sie mit ihrem Geld anstellen.

Zwar ist Ende 2017 zum vierten Mal in Folge die Zahl der verschuldeten Deutschen gestiegen (6,9 Mio. Menschen, Stand: 1. Oktober 2017), die meisten Menschen in Deutschland verschulden sich aber – wenn überhaupt – ganz bewusst und kennen geeignete Wege wie kostengünstige Umschuldungen, damit Verschuldung nicht in Überschuldung resultiert.

Und ohnehin gilt der bewusste und sorgsame Umgang mit dem eigenen Vermögen seit jeher als urdeutsche Tugend, wie eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums in Berlin erst kürzlich untermauerte. Und was die Deutschen im Kleinen vorleben, wird auch vom deutschen Fiskus vor- und ausgelebt. Denn erst kürzlich erklärte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), dass Deutschlands Schuldenstand im kommenden Jahr auf circa 58 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) sinken wird.

Infografik mit Zahlen und Fakten zum Schulden- und Vermögenstand in der BRD

Niedrigster Schuldentiefstwert seit Nullerjahren

Das deutsche Stabilitätsprogramm 2018 gibt einen detaillierten Einblick in Deutschland wirtschaftliche Lage – und zeigt eine erfreuliche Zukunft für den deutschen Steuerzahler auf. Mit der Aktualisierung des Stabilitätsprogramms geht auch die Verpflichtung einher, die Staatsverschuldung auf maximal 60 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung begrenzen. Beim jährlichen Defizit darf der Höchstwert von drei Prozent des BIP nicht übertroffen werden. So will es die Europäische Union.

2018 kann Deutschland diesen Wert mit einer aktuellen Staatsverschuldung von 61 Prozent noch nicht einhalten. 2019 soll sich dies laut Scholz aber bereits ändern. Zwar rechnete die Bundesregierung vor kurzem noch damit, die Vorgaben frühestens 2020 erfüllen zu können, neue Hochrechnungen deuten aber darauf hin, dass bereits im kommenden Jahr mit dem niedrigsten Schuldentiefstand seit den 2000ern zu rechnen ist. Nur zwei Jahre später, also 2021, soll der deutsche Schuldenstand bereits nur noch bei 53 Prozent liegen.

Gründe für diese Entwicklung gibt es viele. Insbesondere die hohen Steuereinnahmen ermöglichen es der Bundesrepublik, Verbindlichkeiten schneller als geplant zu verringern. Und auch die seit Jahren zementierte Niedrigzinsphase hilft, denn auf neu aufgenommene Schulden muss Deutschland derzeit kaum Zinsen zahlen.

Darüber hinaus fließen derzeit aber auch ordentlich Gelder aus den Bankenabwicklungsfonds in die Kassen. Nach überstandener Finanzkrise werden hier immer schneller Verbindlichkeiten abgebaut, wodurch wiederum die BRD ihren Schuldenstand senken kann.

Ob dies am Ende auch dem deutschen Steuerzahler durch sinkende Steuerverpflichtungen zugutekommt, ist derzeit zwar noch nicht abzusehen, mit einem Durchschnittsvermögen von 60.400 Euro ist der Durchschnittsdeutsche aber auch so gut abgesichert.

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