Baukindergeld: Sturm im Wasserglas oder die große Revolution am Immobilienmarkt?

Bildquelle: markteinblicke.de

Nach heftigem politischem Ringen startete im September 2018 eines der teuersten Projekte der Bundesregierung – das Baukindergeld. Federführend und mit viel Pathos setze sich damit die Union durch. Das Ziel: Familien beim Ersterwerb von Eigentum zu unterstützen und damit indirekt die Eigenheimquote zu fördern. Umstritten war diese Wohnraumoffensive jedoch von Beginn an – zu wenig Förderung, die falsche Zielgruppe, Immobilien würden dadurch noch teurer, reine Geldverschwendung…

Fakt ist: Im Dezember letzten Jahres haben bereits knapp 50.000 Familien diese Förderung beantragt. Das spricht grundsätzlichen für den Wunsch nach einer eigenen Immobilie – der Traum vom Eigenheim lebt. Ist aber das Baukindergeld das Mittel zur Wahl?

Profitieren wird letztlich niemand

Tatsächlich hilft das Baukindergeld den Familien, die so wenig verdienen, dass sie in den Ballungsräumen keinen bezahlbaren Wohnraum finden nicht. Gleiches gilt für den Mittelstand, der in den teuren Zentren nach einer Immobilie sucht. Die Quadratmeterpreise sind hier, aufgrund des knappen Angebotes und der hohen Nachfrage so hoch, dass die Förderung auch für diese Gruppe kaum Anreize bietet. Auf dem Land sieht es etwas anders aus, hier sind 12.000 Euro pro Kind noch etwas wert, aber dort kämpft man mit dem Leerstandproblem.

Während indes Ingrid Hengster, Vorstandsmitglied der KfW Bankengruppe, davon spricht, dass das Baukindergeld “den Nerv der Zeit trifft”, müssen wir konstatieren, dass wir Deutschen im europäischen Vergleich fast am wenigsten Eigenheim besitzen: 2016 lag die Quote bei knapp über 50 Prozent, der europäische Durchschnitt bei 70 Prozent – das Baukindergeld wird uns nicht weiter nach oben katapultieren.

Gibt es eine Lösung?

Nein, es gibt nicht die Lösung. Aber wenn wir die Wohnungssituation in unserem Land positiv beeinflussen wollen müssen nachhaltige Ansätze entwickelt werden. Es gibt Ideen, die gehört werden sollten, beispielsweise die Senkung der Grunderwerbssteuer, die Vereinfachung von Baugenehmigungsverfahren oder die Ausweitung von neuem Bauland. Damit könnten langfristige und effektive Ergebnisse erzielt werden und nicht nur ein Mitnahmeeffekt, der, mit dem Ende des Baukindergeldes 2020, alternativlos endet.

Ein Beitrag von Dr. Stefan Schulte

Er ist Head of Marketing und Data Science bei der PlanetHome Group GmbH. Mit mehr als 600 Mitarbeitern an mehr als 100 Standorten in Deutschland und Österreich ist die PlanetHome Group einer der führenden Dienstleister rund um die Immobilie.
Mehr Informationen unter www.planethome.com

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die CASMOS Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Bildquelle: markteinblicke.de