Wie Corona die Wohn-, Arbeits- und Lebensverhältnisse der Menschen beeinflusst

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Während der Corona-Pandemie verbringen viele Menschen die meiste Zeit des Tages in ihrem Zuhause und befassen sich so intensiv wie nie zuvor mit ihrer Wohnsituation. Wie wirkt sich das auf ihre Wohn-, Arbeits- und Lebensverhältnisse aus? Mit dieser Frage hat sich eine repräsentative Interhyp-Studie befasst.

Ambivalenz des Zuhauses

“Das Zuhause ist zum Dreh- und Angelpunkt des Lebens geworden. Zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten gaben an, viel mehr Zeit als früher zu Hause verbracht zu haben. Das wiederum bedeutet: Arbeiten, Kinderbetreuung, Hobbies – all das findet an einem Ort statt”, erklärt Jörg Utecht, Vorstandsvorsitzender der Interhyp Gruppe. “Mit dieser Entwicklung geht auch eine Ambivalenz des Zuhauses einher. Einerseits ist es der Ort, der uns vor Corona schützt, andererseits können wir eben diesem Schutzraum kaum noch entfliehen.”

Größe und Lage des Zuhauses beeinflussen laut Interhyp-Angaben die Zufriedenheit der Befragten am stärksten. Wer ausreichend Platz hat, ist deutlich entspannter und ausgeglichener. Fast drei Viertel (84 Prozent) der Hausbewohner gaben an, sich durch Corona noch mehr über die eigene Wohnsituation zu freuen. Bei den Mietern und Wohnungsbewohnern sind es 69 Prozent. Von den Befragten, die auf dem Land leben, sagen knapp die Hälfte (40 Prozent), dass sie mit ihrer Immobilie glücklich sind. In den Großstädten sind es nur ein Drittel (35 Prozent), heißt es weiter.

Immobilienbesitzer mit ihrer Immobilie noch glücklicher als zuvor

“Es scheint, als hält ein gutes Wohnumfeld Corona auf Distanz: Die Befragten erleben die Situation als weniger anstrengend und fühlen sich den Corona-Missständen fast schon enthoben”, erklärt Utecht. Insbesondere Eigentümer äußern sich in der Umfrage sehr positiv:

39 Prozent von ihnen sagen, dass sie glücklich mit ihrer Immobilie sind und weitere 30 Prozent der Immobilienbesitzer sind durch Corona mit ihrer Immobilie sogar noch glücklicher als zuvor. Mieter in Großstädten mit kleinen Wohnungen wiederum wirkten in den zweistündigen qualitativen Interviews häufig angespannt und äußerten offen Frust über ihre Wohnsituation, so Interhyp.

28 Prozent aller Befragten verbrachten Zeit im Homeoffice. Die Hälfte von ihnen hat kein separates Arbeitszimmer, heißt es weiter. “Wer zum Beispiel im Wohnzimmer arbeitet, sieht abends vom Sofa aus den Laptop und denkt automatisch an den nächsten Arbeitstag. Der Job ist damit omnipräsent”, sagt Utecht und führt aus: “Durch Videokonferenzen bekommen Kollegen wie Führungskräfte einen Einblick in eine persönliche Welt.”

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Übergriff ins Privatleben

Die Befragten empfanden das teilweise als einen Übergriff ins Privatleben, was zu einem inneren Konflikt führte und der Frage, wie viel man von sich selbst preisgeben möchte. In den qualitativen Interviews wurde deutlich: Die Befragten leiden unter der Situation und schämen sich zum Teil sogar dafür. “Das Zuhause ist der wichtigste Rückzugsort und plötzlich ist es dem Urteil anderer ausgesetzt. Ob man das will oder nicht.

Daher sorgen sich die Befragten, dass die scheinbar unpassenden Räumlichkeiten sie vor ihren Kollegen schlecht dastehen lassen.” Aber: So zwiegespalten die Deutschen auch sind – nur 15 Prozent von ihnen wollen vermehrt zurück an den Arbeitsplatz. Mehr als die Hälfte sagt, dass sie künftig sowohl von zu Hause aus arbeiten wollen als auch im Büro. Ein eigenes Arbeitszimmer wird deshalb bei der Immobiliensuche ein wichtiges Thema, so Interhyp.

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