Zoom wagt einen neuen Anlauf

Bildquelle: Pressefoto Zoom

Angesichts der Fortschritte bei den Corona-Impfkampagnen ist der Glanz einiger sogenannter „Stay-at-Home“-Superstars etwas verblasst. Nun hatte auch Zoom (WKN: A2PGJ2 / ISIN: US98980L1017) mit seinem jüngsten Zahlenwerk Schwierigkeiten damit, Investoren zu überzeugen.

Zoom knackt wichtige Marke

Der Anbieter von Videokonferenzen konnte für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 (Ende Juli) einige beeindruckende Erfolge vermelden. Erstmals überhaupt knackte Zoom in einem Dreimonatszeitraum die Umsatzmarke von 1 Mrd. US-Dollar. Die Erlöse lagen bei 1,02 Mrd. US-Dollar.

Der Anstieg lag bei 54 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zudem konnte CEO Eric Yuan auf eine starke Entwicklung bei der Profitabilität und dem Cashflow verweisen. So stieg die Bruttomarge von 72,3 Prozent im Vorquartal auf nun 74,4 Prozent. Anleger zeigten sich dagegen weniger begeistert und schickten die Zoom-Aktie in einer ersten Reaktion um mehr als 10 Prozent in die Tiefe.

Ein Grund ist die deutlich zurückgegangene Dynamik beim Umsatzwachstum. Im ersten Quartal des Jahres waren die Erlöse im Vorjahresvergleich noch um 191 Prozent in die Höhe geschossen. Für das laufende dritte Quartal rechnet Zoom selbst nur noch mit einem Plus von rund 31 Prozent.

Konkurrenz schläft nicht

Die Marktreaktionen auf den Zoom-Ausblick zeigen, dass die Erwartungen an eine Homeoffice-Welt nach COVID-19 offenbar zu groß waren. Die weniger optimistischen Unternehmensprognosen zeigen, dass viele Unternehmen doch nicht quasi über Nacht ihre Belegschaft zu Hause arbeiten lassen werden. Stattdessen kehren viele von ihnen in ihre Büros zurück, wenn sich die Möglichkeit bietet. Außerdem ist es nicht so, als hätte Zoom den Bereich Heimarbeit exklusiv mit seinen Angeboten bedient.

Nach der Übernahme durch Salesforce (WKN: A0B87V / ISIN: US79466L3024) dürfte beispielsweise Slack noch mehr Möglichkeiten haben. Zudem mischen auch Branchenriesen wie Microsoft (WKN: 870747 / ISIN: US5949181045) oder Cisco (WKN: 878841 / ISIN: US17275R1023) kräftig mit. So könnte der Versuch von Zoom, sich breiter aufzustellen, etwas überhastet oder sogar verzweifelt erscheinen. Zu diesem Zweck wurde Mitte Juli die Übernahme des Call-Center-Software-Spezialisten Five9 vermeldet. Diese will sich Zoom immerhin knapp 15 Mrd. US-Dollar kosten lassen.

Delta-Variante sorgt kurzfristig für Schub

Der Kursrückgang der Zoom-Aktie in den vergangenen Wochen zeigt, dass Investoren offenbar von dem gezahlten Preis alles andere als begeistert sind. Allerdings scheint die Luft beim einstigen „Stay-at-Home“-Superstar ohnehin schon eine Weile raus zu sein. Im Herbst des Vorjahres hatte die Zoom-Aktie ein Rekordhoch bei 588 US-Dollar erreicht. Nun dürfte der Kampf um die 300-US-Dollar-Marke im Fokus stehen.

Das Management muss erst noch aufzeigen, welche Rolle Zoom in einer Welt nach COVID-19 zufällt. Kurzfristig könnte das Unternehmen jedoch von den steigenden Inzidenzen in einigen Teilen der Welt und den Sorgen rund um die Delta-Variante profitieren. Diese könnten dem HomeOffice-Trend neuen Schub und der Zoom-Aktie kurzfristig Potenzial verleihen. So wurde die Prognose für das Gesamtjahr angehoben.

Die Erlöse sollen bei 4,005 bis 4,015 Mrd. US-Dollar liegen, nachdem man sich zuvor lediglich einen Wert zwischen 3,98 und 3,99 Mrd. US-Dollar zugetraut hatte. Die EPS-Prognose wurde von 4,56 bis 4,61 US-Dollar auf 4,75 bis 4,79 US-Dollar erhöht. Diese Prognosen liegen auch über den Markterwartungen. Der Refinitiv-Konsens lag zuletzt bei einem Gewinn je Aktie in Höhe von 4,67 US-Dollar und Erlösen in Höhe von 4,01 Mrd. US-Dollar.

FAZIT

Nach dem Kurssturz nach Bekanntgabe der Q2-Zahlen ist die Zoom-Aktie für das Jahr 2021 rund 10 Prozent im Minus, während der S&P 500 seit Jahresbeginn um mehr als 20 Prozent zugelegt hat. Kein gutes Bild für einen Wachstumswert. Allerdings könnte die jüngste Kursschwäche auch eine Einstiegsgelegenheit bieten.

Schließlich dürfte das Thema Homeoffice auch nach COVID-19 nicht ganz verschwinden, während Zoom derzeit versucht, sein Angebot, beispielsweise mit digitalen Firmenveranstaltungen, auszuweiten. Kurzfristig bietet sich mit mehr Homeoffice-Bedarf in Zusammenhang mit der Delta-Variante ebenfalls Potenzial.

Anleger, die mit einer Kurs-Rallye bei der Zoom-Aktie rechnen, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MA6WE2 / ISIN: DE000MA6WE28) gehebelt von Kurssteigerungen profitieren.

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