„Eier, wir brauchen Eier!“

Das sind die sie wieder – diese Zinssorgen und veranlassen so manchen privaten Anleger von Euphorie-Status der vorherigen Woche nun auf Tauschstation zu gehen. Warum eigentlich?

(Bildquelle: unsplash / Jakub Kapusnak)

Fangen wir diese Woche mit einem der schönsten Zitate von Oli Kahn an: „Eier, wir brauchen Eier!“. Das sagte einst unser deutscher Torwart-Titan auf die Frage eines Reporters, was seiner Mannschaft fehle. So ein bisschen geht uns da als Herausgeber eines Magazins für die langfristige Geldanlage das Herz auf. Denn:

Ja, das lässt sich aktuell durchaus auf den Aktienmarkt übertragen. Nicht lamentieren liebe Anleger, stattdessen lieber die Chancen nutzen! Aber das Gros der Börsianer sagt sich wohl augenscheinlich eher:

Oh, da sind sie wieder – die Zinssorgen! Ja, die Bank of England sah sich angesichts der hartnäckigen Inflation gezwungen, ihren Straffungskurs zu forcieren. Von einer Pause oder gar Wende kann keine Rede sein. Und dann gab es da noch die Zinsanhebungen in Norwegen, der Schweiz und – wenn auch geringer als erwartet – und in der Türkei. Sorry, letztere interessieren nicht wirklich die Weltbörsen, aber dafür die Fed und deren Chef Jerome Powell.

Fed-Chef Powell macht nur seinen Job …

Fed-Chef Powell macht nur seinen Job … (Bildquelle: Pressefoto Federal Reserve)

Der hat es doch glatt gewagt etwas zu wiederholen, was er schon vor Wochen geäußert hatte. Er persönlich sieht noch einen langen Weg bis zur Zielinflation von 2 Prozent. Der Amerikaner mag Recht haben, dass weitere Zinsanhebungen trotz Pause nötig seien.

Und deshalb gehen manche Anleger auf Tauschstation? Deshalb dominierte an den globalen Aktienmärkten in der ablaufenden Handelswoche der Rückzug? Das ist unserer Meinung zu kurz gedacht. Einmal mehr können wir nur sagen: Die Börse ist ein Marathon und kein Sprint. Solide und seit Jahrzehnten dominierende Baustein-Aktien sollte kein Anleger aus dem Depot werfen, nur weil mal wieder das Wort „Zinssorgen“ bei den Marktberichten dominiert.

Im DAX sind wir deutschen Anleger augenscheinlich mal wieder psychisch labil. Der Leitindex ist unter die 16.000er-Marke gerutscht – von der Euphorie der vorherigen Woche ist erst einmal nicht viel übriggeblieben. Immerhin: das erste Halbjahr kann mit einem Plus von 15 Prozent als überdurchschnittlich bezeichnet werden, zumal auch noch die deutschen Blue-Chips mit moderaten Bewertungen daher kommen. Wer verkauft aber dann so etwas… ?

Das bringt die neue Börsenwoche (KW26-2023)

Es leben die Daten zum ifo-Geschäftsklima! Ein Klassiker unter den deutschen Wirtschaftsdaten. Sie stehen gleich am Montag auf der Agenda. Fakt ist: „Es läuft nicht rund in Deutschland. Zwar belebt sich die Konsumnachfrage perspektivisch durch die sinkende Inflation und schneller steigende Löhne. Für die Unternehmen ist letzteres jedoch eine Belastung“, schreibt die Deka und kommt zu dem Schluss: „In der Summe ergibt sich ein zweiter deutlicher Rückgang des ifo Geschäftsklimas im Juni.“ Auch die Helaba sieht es so: „Das ifo Geschäftsklima dürfte zum zweiten Mal in Folge sinken, kein gutes Vorzeichen für das zweite Quartal. Auch die Inflationsrate fällt im Juni höher aus, der Abwärtstrend ist aber intakt.“

Die US-Konsumausgaben für Mai stehen auf der Agenda. (Bildquelle: pixabay / jimarojfm)

Zum Wochenschluss schauen die Börsianer wieder gen USA. Hohe Zinsen und Inflation sind eigentlich Gift für den Konsum. Trotzdem werden die US-Haushalte mal wieder ihrem Ruf als „spender of last resort“ gerecht. Bleibt das so? Die US-Konsumausgaben für Mai stehen auf der Agenda. Fed Chef Jerome Powell wies beim jüngsten Fed-Zinsentscheid auf die unverändert hohe Inflationsrate des „Deflators“ der privaten Konsumausgaben in der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie hin. „Im Mai dürfte diese Jahresteuerungsrate erneut bei 4,7 Prozent gelegen haben“, so die Deka und ergänzt:  „Mit Blick auf die Zusammensetzung erwarten wir im Güterbereich einen leichten Rückgang der Inflationsrate. Auch die Mietinflation dürfte erstmals seit Januar 2021 gegenüber dem Vormonat gesunken sein.“

Das marktEINBLICKE-Fazit

Die Zinssorgen werden uns weiter erhalten bleiben – also den Anlegern, die kurz- bis mittelfristig an der Börse investiert sind. Für den langfristigen Vermögensaufbau sind diese Daten wohl eher nicht so entscheidend. Jetzt kommt es drauf an, wie Ihre Strategie aussieht – dann sind auch Sie entspannt, oder nicht …

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt