Das Bremspedal der Börsen

Die Fed macht es, die Bank of England auch und die Schweizerische Notenbank ebenfalls. Sie gehen auf die Leitzins-Bremse, halten erst einmal die Füße still und gehen einen anderen Weg als die EZB. Tut das den Börsen gut? Die Antwort dürfte für Langfristanleger nicht so schwierig sein.

(Bildquelle: unsplash / Glen Rushton)

Die zweite Handelswoche in Folge ist vorüber, bei der viele Anleger dieses „endlich ist es rum…“-Gefühl hatten. Diese ganzen Zinsentscheide der Notenbanken. Es gab (zu) viel an Daten, Ausblicken und Kommentaren zu verarbeiten – daher im Folgenden ein kleiner Überblick und eine Auswahl an Einschätzungen von Kapitalmarktexperten.

Zunächst der Blick in die USA: Die US-Notenbank Fed hat die Zinssätze wie erwartet in der Spanne von 5,25-5,50 Prozent zu gehalten. Fed-Chef Powell hat immer wieder einen datenabhängigen Ansatz bekräftigt. Spannend war aber die aktualisierte Zusammenfassung der Wirtschaftsprognosen, die sogenannten „Dots“. Sie zeigt nach wie vor eine weitere Zinserhöhung vor Jahresende. (-> Was bedeutet der Fed Dot Pot?)

Hawkish vs. dovish pause

Führt die Fed diese Zinserhöhung letztendlich durch? (Bildquelle: Pressefoto Federal Reserve)

Genau hier fängt nun das Interpretieren am Markt wieder an. Hier driften die Experten auseinander. „… wir glauben jedoch nicht, dass die Fed diese Zinserhöhung letztendlich durchführen wird und dass die Zinserhöhung im Juli die letzte in diesem Zyklus war“, sagt Josh Jamner, Investment Strategy Analyst bei Clearbridge Investments nach dem Entscheid in Bezug auf die nächste Fed-Sitzung.

Jack McIntyre, Portfolio Manager bei Brandywine Global sagt derweil: „Nennen Sie die jüngste Entscheidung der Fed eine ´hawkish pause´ oder einfach eine Pause – eine ´dovish pause´ gibt es im Moment nicht. Die Fed hat zwar vieles beibehalten, wie die Beibehaltung des Zielbereichs für die Zinssätze und die Beibehaltung des längerfristigen Zinssatzes bei 2,5 Prozent, aber es gab eine bedeutende Änderung.“

Die Fed habe in ihrem Dotplot einige Zinssenkungen für das nächste Jahr gestrichen, „so dass die Märkte zu Recht von einem weniger dovishen Ausblick mit längerfristig höheren Zinssätzen ausgehen“, ergänzt der Portfolio Manager. Sein Fazit: „Die Fed erwartet mehr Wachstum, aber weniger Inflation, und dieses Goldlöckchen-Szenario wäre, wenn es eintritt, gut für Risikoanlagen.“

James Briggs, Portfolio Manager im Corporate-Credit-Team, Janus Henderson Investors, ist derweil der Meinung, dass die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung auf der November- oder Dezember-Sitzung nach wie vor gering sei. „Wir gehen jedoch nach wie vor davon aus, dass keine weiteren Erhöhungen erforderlich sein werden und dass wir für diesen Zyklus den Zielwert erreicht haben.“

BoE und SNB halten die Füße still

Soweit die Situation in den USA. Eine gewisse Entspannung gibt es auch in Europa, außerhalb der Eurozone. Auch die Bank of England hat die Zinssätze beibehalten. Sie beließ die Zinssätze heute bei 5,25 Prozent, während die Ökonomen mit 5,5 Prozent gerechnet hatten. Der nächste Schritt dürfte laut Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt für Europa bei T. Rowe Price sogar eine Zinssenkung sein, aber die Strategie, auf eine baldige Trendwende beim Lohnwachstum zu hoffen, ist riskant. „Ich gehe davon aus, dass dieser Zinsschritt wahrscheinlich früher kommen wird, als vom Markt erwartet.“

Auch in der Schweiz ist man auf die Bremse gegangen. (Bildquelle: Pressefoto Schweizerische Nationalbank)

Auch in der Schweiz ist man auf die Bremse gegangen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) beließ ebenfalls den Leitzins und erhöhte diesen nicht. „Die SNB entschied sich heute gegen eine Straffung der Geldpolitik und scheint in diesem Zyklus am oberen Ende angekommen zu sein, auch wenn sie die Möglichkeit weiterer Schritte nicht ausschließt“, kommentiert Philipp Burckhardt, Portfolio Manager und Fixed Income Strategist bei Lombard Odier Investment Managers (LOIM). Sie trage damit vor allem der Inflation Rechnung, die in den letzten Monaten deutlich abgeschwächt hat.

„Die neue Inflationsprognose wurde vor allem am längeren Ende leicht, aber gleichwohl bedeutend nach unten angepasst und liegt nun wieder innerhalb des Ziels der Preisstabilität. Auch die verhaltene Wachstumsprognose hat die SNB wohl in ihrem Entscheid bekräftigt“, ergänzt der Manager. Damit signalisiere die SNB, dass im Dezember keine Zinserhöhung mehr folgen dürfte.

Warnende Stimmen aus der Eurozone

Da kommt dann in der Eurozone schon ein bisschen die Stimmung auf, dass es die EZB übertreiben könnte. EZB-Ratsmitglied Yannis Stournaras bezieht in einem Interview mit der Börsenzeitung klar Position in der Kontroverse um die weitere Zinspolitik. „Wir dürfen es nicht übertreiben“, sagt sie. Man sollte aufpassen, die Wirtschaft nicht komplett abzuwürgen. Sein spricht sich gegen weitere Zinserhöhungen aus – nach der zehnten Erhöhung in der vergangenen Woche. Die EZB hat damit die Zinsschraube insgesamt um 450 Basispunkte gedreht. Laut Stournaras sei die größere Gefahr, geldpolitisch zu viel zu tun.

Nehmen wir alles zusammen, könnten kurzfristige Anleger wirklich auf die Idee kommen, von Aktien in Anleihen einen Teil des Kapitals umzulenken. Genau in solchen Augenblicken sollte einmal mehr der Blick auf die historischen Kursverläufe von Dow Jones oder DAX gehen. Vergleichen Sie diese mit den Renditen von langlaufenden Staatsanleihen der USA oder Deutschland. Das Ergebnis ist klar. Es zeigt auf, dass eine Geldanlage in Aktien langfristig immer die beste Option war und es auch bleiben wird. Erst Recht wenn es Baustein-Aktien sind, mit denen Sie Ihren langfristigen Vermögensaufbau mitgestalten.

Das bringt die neue Börsenwoche (KW39-2023)

Ein erstes Highlight der Woche folgt gleich am Montag aus Deutschland: Der ifo-Index. Bekanntlich ist die Stimmung unter Deutschlands Unternehmen alles andere als gut. Man sieht es an den jüngsten Statistiken. Vor allem aufgrund mangelnder Nachfrage, die sich in schwachen Auftragseingängen und hohen Beständen an nicht abgesetzten Fertigwaren in der Industrie bemerkbar macht, sind die Geschäftserwartungen auf rezessive Niveaus gefallen, weist Deka hin. Als Belastungs- und Verunsicherungsfaktor nennt Helaba nicht nur den deutlich höheren Ölpreis, wodurch Transport- und Produktionskosten steigen, sondern auch die zunehmend protektionistischen Tendenzen, die erneut durch das geplante EU-Antisubventionsverfahren gegenüber chinesischen Fahrzeugimporten sichtbar geworden sind.

Die Autoindustrie steht im Fokus. (Bildquelle: Pressefoto Mercedes-Benz)

In der Folge erwarten die Volkswirte auch für September ein unverändertes Niveau der Geschäftserwartungen und der Lagebeurteilung. Unterm Strich dürfte das ifo-Geschäftsklima zum fünften Mal in Folge sinken, immerhin aber in einem geringeren Tempo als in den Vormonaten. Die Erwartungen sehen einen Rückgang von 85,7 Punkten auf 85,2 Punkten voraus.

Am Dienstag folgen dann aus den USA das Verbrauchervertrauen des Conference Board, bevor am Mittwoch der GfK-Konsumklimaindex und die US-Auftragseingänge veröffentlicht werden. Am Donnerstag folgen die Inflationsdaten aus Deutschland bevor am Freitag dann die anderen EU-Staaten folgen, wodurch dann auch die Daten für gesamte Eurozone vorliegen.

Zum Ende der Woche rückt dann wieder die US-Zinspolitik ins Visier der Anleger. Grund ist die Veröffentlichung des Deflators der privaten Konsumausgaben (ohne Nahrungsmittel und Energie), der von der Fed als Grundlage für ihre Entscheidungen herangezogen wird.

Alle anderen Daten der Woche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Unser heutiges Fazit mag auf den ersten Blick nicht zum Beitrag passen – tut es aber doch. Egal was an den Finanzmärkten passiert, wie die Notenbanken reagieren, bleiben Sie weiterhin Aktionär von soliden Unternehmen.

Als Aktionär ist man am Gewinn dieser Unternehmen beteiligt und erhält auch eine Dividende. Steigt der Wert eines Unternehmens – was bei einem erfolgreichen Unternehmen meist der Fall ist – erhöht sich der Aktienkurs. Spekulative Elemente mag es dabei kurzfristig immer geben. Auf lange Sicht spielen sie aber keine Rolle! Risiken schrumpfen dahin. Schaut man sich bei langfristigen Investments in Baustein-Aktien einmal die tatsächlichen Renditen sowie die Chancen und Risiken an, stellt man fest:

Die Chancen überwiegen und die Rendite kann sich wahrlich sehen lassen. Wenn Sie sich die langfristigen Erfolge der Aktienanlage vor Augen führt, lassen sich auch kurzfristige Schwäche- oder Seitwärtsphasen wie derzeit gut verkraften.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE -Herausgeber

Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt