Berichtssaison: Mehr Licht als Schatten

Die Berichtssaison neigt sich ihrem Ende entgegen. Sie brachte in Summe mehr Licht als Schatten – auch wenn manch Tech-Wert zeitweise unter die Räder geriet.

(Bildquelle: marktEINBLICKE)

Rund sieben Wochen vor Weihnachten beginnen manche Anleger sich schon über eine Jahresendrallye Gedanken zu machen. Gründe genug gab es dafür. Die auslaufende Berichtssaison brachte unter dem Strich mehr Licht als Schatten und von der Zinsfront ist nun mehr Klarheit in Sicht.

Nach der EZB haben auch die Fed und die Bank of England von weiteren Zinserhöhungen abgesehen. Zwar wurden diese nicht generell ausgeschlossen, aber bei den Anlegern kam an: Das Zinshoch ist erreicht. Man sah es dann auch bei den Staatsanleihen. 10-jährige US-Treasuries gaben in der Spitze über 20 Basispunkte ab und entfernten sich von ihrem Renditehoch bei knapp über 5 Prozent deutlich. Ähnlich sieht es hierzulande aus, wo 10-jährigen Bundesanleihen sich von ihrem Renditehoch bei knapp 3 Prozent entfernten.

Nicht zu vergessen, darf man die vielen kleinen Puzzlesteine, die zuletzt veröffentlicht wurden. Neben den schwachen BIP-Daten waren dies auch die rückläufigen Inflationsraten – sowie in der Eurozone als in den USA.

Die US-Wirtschaft läuft deutlich besser. (Bildquelle: unsplash / Miguel Ángel Sanz)

Die Stimmung ist besser

Was die Anleger natürlich dann auch positiv stimmte, war die unter dem Strich erfreulich ausgefallene Berichtssaison. Laut einer Berechnung von Factset liegen beim S&P 500 sowohl die Anzahl der positiven Gewinnüberraschungen als auch das Ausmaß dieser Gewinnüberraschungen über dem Zehnjahresdurchschnitt.

Insgesamt haben bisher 81 Prozent der S&P-500-Unternehmen ihre Ergebnisse vorgelegt. Von diesen Unternehmen haben 82 Prozent ein EPS über den Schätzungen gemeldet, was über dem 5-Jahres-Durchschnitt von 77 Prozent und über dem 10-Jahres-Durchschnitt von 74 Prozent liegt.

Angesichts dieser Zahlen gibt sich Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St.Galler Kantonalbank Deutschland AG, auf zuversichtlich für die nächsten Monate – zumindest in den USA. „Der Gewinntrend ist stärker als erwartet und wir gehen von einem deutlichen Gewinnwachstum in den nächsten Quartalen (vor allem in 2024) aus. Mit Blick auf die europäische Berichtssaison ist dagegen kein wirtschaftlicher Aufschwung erkennbar. Diese startete durchwachsen in das Jahr und verzeichnete rückläufige Gewinn- und Umsatzzahlen.“ Europa sei zwar „attraktiv“ bewertet, doch fehle der Katalysator für Kursgewinne.

Winkler führt neben den Quartalszahlen aber auch noch andere Faktoren für eine positive Börsenentwicklung an. Allen voran den „Fear and Greed Index“. Während der Indikator Anfang August noch bei über 80 Prozent lag (und eine „extreme Gier“ kennzeichnete), ist die Euphorie komplett verflogen und der Wert pendelt sich aktuell bei 26 Prozent ein – was die Schwelle zu „extremer Angst“ signalisiert. Daneben nennt Winkler die Kurskorrektur der vergangenen Wochen und damit einhergehend eine günstigere Bewertung sowie die Saisonalität und damit verbunden eine eventuelle Jahresendrallye.

Das bringt die neue Börsenwoche (KW45-2023)

Die wichtigen und mit Spannung erwarteten Notenbankentscheidungen sind durch. Nun wird es ruhiger. Neben zahlreichen europäischen Einkaufsmanagerindizes steht am Montag der Auftragseingang der deutschen Industrie (September) auf der Agenda.

Richtig spannend wird es dann am Dienstag wenn die deutsche Produktion im produzierenden Gewerbe (September) zur Veröffentlichung ansteht. Nach vier Rückgängen der Produktion könnte der September einen leichten Anstieg mit sich gebracht haben, so erwartet des Deka. Schubkraft könnte ihrer Ansicht nach vor allem von der Bauwirtschaft und der Industrie gekommen sein. In der Bauwirtschaft sei das aber keine Trendwende zum Besseren, sondern lediglich Ausdruck einer zuletzt sehr volatilen Entwicklung. In der Industrie wäre es immerhin der zweite Anstieg in Folge. Doch auch hier sollte man sich laut Deka nicht zu viel versprechen, denn die hochfrequenten Indikatoren deuten für den Oktober schon wieder einen merklichen Rückgang an.

Wie entwickelt sich die chinesische Inflationsrate? (Bildquelle: unsplash / Li Yang)

Interessant wird es auch am Donnerstag. Dann steht die chinesische Inflationsrate zur Veröffentlichung an. Diese bewegt sich seit April 2023 um die Nulllinie herum. Hier schlägt sich zum einen die schwache Nachfrage der privaten Haushalte nieder und zum anderen wirken vor allem bei Nahrungsmittelpreisen gegenwärtig noch Basiseffekte dämpfend auf die Preissteigerungsrate. Deka erwartet für Oktober einen leichten Rückgang der Inflationsrate von 0,0 Prozent auf -0,1 Prozent. Allerdings sollten die auslaufenden Basiseffekte dafür sorgen, dass die Inflationsrate Anfang nächsten Jahres über 1 Prozent hinaus ansteigt und so Deflationssorgen abnehmen dürften.

Alle anderen Daten der Woche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Die aktuellen Bilanzsaison mit den zum Teil heftigen Kursbewegungen hat wieder einmal gezeigt, wie wichtig ein langfristiger Zeithorizont bei der Aktienanlage ist. Mit langfristig meinen wir mindestens einen Zeitraum von fünf Jahren. Viel besser sind zehn, 15 oder gar 20 Jahre.

Nur dann ist gewährleistet, dass Sie trotz Kurskorrekturen mit sicheren Baustein-Aktien eine gute Rendite erzielen und den Vermögensaufbau mit Aktien erfolgreich betreiben können.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE -Herausgeber

Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt