In den USA laufen derzeit Wirtschaft und Aktienmarkt. Die Wirtschaft im Euroraum stagnierte dagegen im vierten Quartal 2023, nachdem sie im dritten Quartal um 0,1 Prozent geschrumpft war. Im Gesamtjahr 2023 wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur um 0,5 Prozent. Das hört sich schlimm an, im Vergleich zu anderen Industrieländern ist das aber noch fast erfreulich.
Großbritannien in der Rezession
Auf den britischen Inseln befindet man sich inzwischen in einer technischen Rezession. Das britische BIP schrumpfte im vierten Quartal um 0,3 Prozent und damit zum zweiten Mal in Folge. Die Produktionsschwäche ist auf eine Reihe spezifischer Gründe zurückzuführen. Das schlechte Wetter im Dezember führte zu einem stärkeren Rückgang im Baugewerbe als üblich. Die Exporte schrumpften deutlich schneller als die Importe. Die generelle Beeinträchtigung des Handels durch die Angriffe im Roten Meer dürfte hier auch eine Rolle gespielt haben.
Als besorgniserregend führt Tomasz Wieladek, European Chief Economist bei T. Rowe Price, den Rückgang des privaten Konsums um 0,1 Prozent an. Relativiert die Zahlen jedoch auch, denn der Rückgang des privaten Konsums im dritten Quartal musste auf -0,9 Prozent korrigiert werden, was bedeutet, dass der private Konsum im vierten Quartal zwar immer noch rückläufig war, sich aber im Vergleich zum vorherigen Quartal verbesserte.
Die Staatsausgaben sanken um 0,3 Prozent, nachdem sie im dritten Quartal noch um 0,8 Prozent gestiegen waren. Die einzig positive Entwicklung verzeichneten die Unternehmensinvestitionen, die um 1,5 Prozent stiegen, nachdem sie im dritten Quartal noch um 3,2 Prozent gesunken waren. Nach Einschätzung Wieladeks wird die Rezession technischer Natur bleiben, d.h. sie dürfte nicht auf den Arbeitsmarkt übergreifen.
Japan macht Platz für Deutschland
Japans Wirtschaft schrumpfte im vierten Quartal 2023 auf Jahresbasis unerwartet um 0,4 Prozent und verfehlte damit die Marktprognosen von 1,4 Prozent Wachstum. Nachdem bereits im Vorquartal ein Minus von 3,3 Prozent zu Buche schlug, befindet sich Japan damit in einer technischen Rezession. Mit dem Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität verliert das Land seinen Titel als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt an Deutschland. Interessant, dass in beiden Ländern die Aktienindizes sich auf Rekordkurs befinden. Während der DAX bereits neue Höhen erreicht hat, kämpft der Nikkei 225 noch mit einem vor 34 Jahren erreichten Allzeithoch.
Und China?
In China richtet sich der Blick ganz auf das Jahr des Drachen. Für Magdalena Polan, Head of Emerging Market Macroeconomic Research bei PGIM Fixed Income, bleiben die ungewissen Wachstumsaussichten des Landes eines der größten globalen Makrorisiken, was durch die schwache Entwicklung der chinesischen Binnenmärkte im bisherigen Jahresverlauf noch verstärkt wird.
„Auch wenn es in China zu weiteren Konjunkturmaßnahmen kommen wird, werden diese wahrscheinlich nicht an die Maßnahmen von 2008 oder 2015 heranreichen, als die politischen Entscheidungsträger einen größeren fiskalischen Spielraum hatten und der Immobiliensektor als zyklischer Faktor betrachtet wurde (und nicht wie heute als struktureller Faktor). Unsere Einschätzung zusätzlicher, aber nicht massiver Stimulierungsmaßnahmen – die die Wachstumserwartungen zwar positiv, aber mit 4,5 Prozent im Jahr 2024 moderat halten sollten – spiegelt die vielfältigen Ziele der politischen Entscheidungsträger wider, darunter nationale Sicherheit, Strukturwandel und Finanzregulierung“, so Polan.
Das bringt die neue Börsenwoche (KW08-2024)
Die Woche beginnt mit einem Feiertag in den USA und einem verspäteten Start in die Handelswoche an der Wall Street. Konjunkturseitig wird es erst in der zweiten Wochenhälfte interessant.
Eurozone / Donnerstag / Einkaufsmanagerindex: Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für den Februar könnte ein Ende der Schwächephase zeigen, sofern die europäische Industrie eine Stimmungsaufhellung andeutet. Die Stimmung im Dienstleistungsbereich blieb ohnehin von einem starken Einbruch – wie in der Industrie im vergangenen Jahr – verschont, so die Volkswirte der Deka.
Eurozone / Donnerstag / Verbraucherpreise: Der Schnellschätzung zufolge ging die Inflation im Euroraum im Januar weniger stark zurück als erwartet. Vor allem im Dienstleistungssektor blieb sie mit 4,0 Prozent unverändert hoch. Die detaillierteren finalen Daten soll nach Ansicht der Deka nun mehr Aufschluss darüber geben, wie persistent der Preisauftrieb in diesem Bereich tatsächlich ist.
Deutschland / Freitag / ifo-Index: Die Stimmung der deutschen Unternehmen könnte – gemessen am ifo Geschäftsklima – im Februar zum dritten Mal in Folge fallen, allerdings nur geringfügig, so heißt es bei der Deka. Dabei soll sich die schlechte Verfassung der Konjunktur nochmals in einem leichten Rückgang der Lagebeurteilung widerspiegeln, während die Hoffnung auf Besserung wächst.
Alle anderen Daten der Woche und Prognosen finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.
Das marktEINBLICKE-Fazit
Während das R-Wort in immer mehr Ländern die Runde macht – aus der deutschen Wirtschaft kommen gefühlt jeden zweiten Tag Hilferufe oder wahlweise Insolvenzmeldungen – haussieren die Börsen. Der Grund ist schnell ausgemacht: Schrumpft die Wirtschaft sinken die Zinsen. Das ist kurzfristig kurstreibend, aber auf lange Sicht ist eine Rezession kein gutes Signal für die Märkte. Bleibt nur die Frage, wann dies bei allen Marktteilnehmern ankommt.
Grund genug sich entspannt auf die Baustein-Aktien zu konzentrieren …
In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),
Ihre marktEINBLICKE-Herausgeber
Christoph A. Scherbaum & Marc. O. Schmidt