Wer kommt mit der Zinswende zurecht?

Bildquelle: Pressefoto Federal Reserve

Angesichts der hohen Inflationsraten in den USA und Europa stehen die Notenbanken vor der Herausforderung sowohl die Teuerung in Griff zu bekommen, ohne die Konjunktur abzuwürgen und die Auswirkungen aus den Problemen im Energiesektor zu verharmlosen. Deutliche Zinserhöhungen bei gleichzeitig langsamem Zurückfahren der Geldmengenausweitung ist derzeit der gewählte Schritt. Bleibt die Frage, wie die Börse und die Unternehmen damit umgehen.

Die Erwartungen am Markt, dass die Federal Reserve zum ersten Mal seit langer Zeit die Zinsen nicht nur um 25 Basispunkte, sondern um mindestens 50 oder möglicherweise sogar 75 Basispunkte anheben wird, wurden jetzt bestätigt. Um 50 Basispunkte ging es aufwärts, der größte Schritt seit 20 Jahren. Für Matthew Benkendorf, CIO von Vontobel Quality Growth, ist durch einen derart aggressiveren Vorstoß bei den Zinserhöhungen es sehr wahrscheinlich, dass die Inflation allein durch den Jahresvergleich wieder zu sinken beginnt, selbst wenn sich die Konsumentenpreise nicht ändern.

Eine Frage der Qualität

Benkendorf erwartet, dass die Märkte zwar vorerst wohl weiter volatil bleiben werden, aber das, was wir im Rahmen der Berichtssaison für das erste Quartal bisher gesehen haben und im weiteren Verlauf des Jahres noch sehen werden, deutet darauf hin, dass robustere Unternehmen in der Lage sein werden, beständigere und stärkere Ergebnisse zu liefern. Gleichzeitig könnten und sollten einige der teureren Aktien auf dem Markt endlich im Preis sinken, so der Banker. Einige der sogenannten „Lieblinge“ der Aktionäre haben Probleme oder beginnen, schnell gegen eine Wand zu fahren. Dabei ist es laut Benkendorf wahrscheinlich, dass wir allmählich ein realistischeres Szenario sehen werden, in welchem sich die qualitativ hochwertigeren Unternehmen identifiziert lassen.

Qualitätsunternehmen mit hohen Gewinnspannen können Kostensteigerungen und Inflation auffangen.

Qualitätsunternehmen mit hohen Gewinnspannen können Kostensteigerungen und Inflation auffangen. Anleger sollten sich daher laut Benkendorf auf Unternehmen mit einem breiten Burggraben, Vorteilen beim geistigen Eigentum (Intellectual property), starken Marken und soliden Bilanzen konzentrieren. Angesichts der steigenden Rohstoffpreise, der Lohninflation und Problemen bei den Lieferketten wird außerdem die Preissetzungsmacht wichtig sein.

Alte Kriterien werden wieder wichtig

Alles in allem sind die Einschätzungen von Benkendorf nichts neues, dennoch müssen sich viele Anleger erst daran gewöhnen. Kriterien wie „Unternehmen XY hat tolle Zukunftsaussichten“ gelten in diesen Zeiten wenig. Man sieht es am Kursverlust solcher Titel. Substanz entschied an der Börse am Ende schon immer. Die Bilanzen sollten sauber sein. Umsatz- und Gewinnentwicklungen müssen solide sein und in gewisser Art und Weise auch krisenresistent. Unternehmen wie etwa der iPhone-Hersteller Apple oder auch der Luxusriese LVMH trotzen in diesem Umfeld den Problemen, die sich etwa aus dem Ukraine-Krieg oder den chinesischen Lieferkettenproblemen ergeben, deutlich souveräner.

Fazit

An der Börse wird eben auf lange Sicht immer Qualität bevorzugt. Kurze Hypes sind zwar gut und schön, aber nichts für den langfristigen Vermögensaufbau. Wenn ein Unternehmen sich schon einmal erfolgreich neu erfunden hat, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es das auch ein weiteres Mal schafft.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

Bildquelle: Pressefoto Federal Reserve