Eine Momentaufnahme – warum Trader(-Gurus) keinen weiterbringen

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Wir haben es gelesen, den Kopf geschüttelt, es nicht glauben wollen. Es hat dieses Mal nichts beispielsweise mit der Deutschen Bank bat (WKN: 514000 / ISIN: DE0005140008) zu tun. Aber die Story ist gut recherchiert und basiert auf Fakten. Lesen Sie einfach selbst und machen Sie sich ein Bild.

Im folgenden ein Beitrag einer unserer Gastautoren:

Muss ein Fußballtrainer selbst Profikicker sein, um seine Mannschaft zum Erfolg führen zu können? Die Antwort lautet Nein, auch wenn es natürlich nicht schadet. Wenn bekannte Trader (Trainer) ihre Popularität nutzen um Fremdvermögen zu verwalten, dann reicht theoretisches Können sicher nicht aus. Aber nicht nur die nackte Performance unterscheidet seriöse von unseriösen Angeboten. Sondern vor allem auch die Kommunikation und ganz speziell das Risikomanagement. Gerade bei Verwaltung von Fremdkapital würde man eine vernünftige Risikodefinition erwarten. Ein ehemaliger Kunde von Arete Trading von Birger Schäfermeier zeichnet diesbezüglich ein düsteres Bild mit einer Performance von -108 % (Sie lesen richtig).

Im Zuge unseres Einsatzes für objektive Bewertungen und Echtgeldtests erhalten wir regelmäßig Beschwerden über Finanzdienstleister oder Broker. Begründete Vorwürfe von unbegründeten zu unterscheiden ist dabei die größte Herausforderung. Die meisten Beschwerden werden von uns mangels Beweisen ignoriert oder lassen sich mittels Mediation aufklären. Nur wenn das nicht möglich ist und/oder die Fakten nach Aufklärung verlangen, erfolgt eine Veröffentlichung wie in diesem Fall. Voraussetzung dafür ist eine lückenlose Dokumentation inklusive Kontoauszügen, und dass der Betroffene seine Identität der Redaktion bekannt gibt. Wir hätten sehr gerne beide Seiten zu Wort kommen lassen, haben aber auch nach Wochen keine Reaktion von Arete Trading bzw. Birger Schäfermeier erhalten.

Verluste sind ganz normaler Bestandteil des Tradings. Wer professioneller Börsenhändler werden möchte braucht mentale Stärke, das Wissen um vernünftiges Moneymanagement und wie man Verlustphasen managt. Kapitalerhalt sollte oberstes Gebot sein speziell wenn nicht mehr nur das eigene Geld riskiert wird.

Anleger die aus welchen Gründen auch immer ihr Vermögen nicht selbst managen, sich aber auch nicht mit niedrigen einstelligen Zuwachsraten zufrieden geben möchten, landen häufig bei alternativen Anlagemöglichkeiten jenseits von Bausparen & Co. Die beeindruckendste Performance versprechen hierbei aktiv gemanagte Vermögensverwaltungen.

Einer solcher hat Joachim G. sein Geld anvertraut, der Arete Trading GmbH, geführt vom bekanntesten Daytrader Deutschlands, Birger Schäfermeier. Wir haben nach seiner negativen Bewertung Kontakt mit ihm aufgenommen, um diese auf Echtheit zu prüfen. Und bekamen erstaunliche Dokumente zu Gesicht. Joachim G. stellte sich daraufhin auch für folgendes Interview zur Verfügung.

Wer ist Birger Schäfermeier?

Auf der Suche nach einer Vermögensverwaltung die Day- bzw. Swingtrading durchführt stieß Joachim G. 2011 auf Arete Trading. Herr Schäfermeier war zum damaligen Zeitpunkt kein Unbekannter, sondern vielmehr DAS Aushängeschild der deutschsprachigen Tradingcommunity. So bezeichnete ihn “Der Aktionär” bereits 2010 als “Deutschlands Daytrader Nr. 1”.  Schäfermeier handelt seit vielen Jahren mit Futures und Optionen, und sammelte zwischen 2001 und 2003 schon einmal Erfahrung als Vermögensverwalter. Damals noch bei der Advanced Asset Management AG, später war er für die Quant. Capital Management GmbH tätig.

Es folgte die Gründung seiner European Trading Academy AG oder tradAc, über die eine 4-stufige Ausbildung zum professionellen Trader gekauft werden kann. Und seit 2012 dann eben die Arete Trading GmbH für den Zweck der Vermögensverwaltung.

Größere Bekanntheit erlangte Herr Schäfermeier durch sein Buch “Die Kunst des erfolgreichen Tradens” und die Daytraderdoku von N24 aus dem Jahr 2013. Es folgten zahllose YouTube-Videos, Live-Seminare und Webinare.

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Die Vielzahl an vorgestellten Strategien in unterschiedlichsten Zeitfenstern und Instrumenten beeindrucken. Wer selbst tradet und in Foren und sozialen Medien nach Gleichgesinnten sucht, weiß aber rasch, dass zwischen Schein und Sein oft Welten liegen. Wie sieht es also mit nachweisbaren Erfolgen aus?

In vielen Videos werden diverse positive Ertragskurven gezeigt und Gewinntrades besprochen. Auch auf Verlusttrades wird eingegangen. Und auch auf Livetradings mit Echtgeldkonten sind wir gestoßen. Ebenfalls bezeugen Schüler eine mindestens tageweise positive Echtgeldperformance in den Vorort-Ausbildungen. Nur einen langfristigen belegten Track Record konnten wir nicht finden.

Im täglichen Einsatz kann man Herrn Schäfermeier auch in seinen kostenpflichtigen Live-Tradingrooms beobachten, ab 250 EUR/Monat ist man dabei. Über die Performance können wir an dieser Stelle keine verlässliche Angabe machen.

Das Interview

Joachim, erzählen Sie uns zuerst etwas über sich und wie Sie zur Arete Trading GmbH gekommen sind

Ich bin den Großteil meines Lebens Geschäftsmann in leitender Funktion. Und seit 2010 selbst an der Börse aktiv ist. Nach einigen Experimenten habe ich mich für die Markttechnik als bevorzugte Analyse- und Entscheidungsmethode entschieden. Damit einher gingen Weiterbildungen mit der Voigt´schen Literatur sowie vielen Seminaren und Webinaren. Eine der dabei erworbenen Kenntnisse war die Bedeutung von Money- und Risikomanagement.

Bedingt durch meine berufliche Stellung war es mir nicht möglich im kleinen Zeitfenster zu traden. Mehrmals nahm ich an Veranstaltungen der Gurus der deutschen Tradingszene teil, darunter an jenen von Herrn Schäfermeier. Mit der Eröffnung eines Managed Accounts 2012 bei Arete Trading GmbH war meine Intention ein Depot in kleineren Zeitfenstern führen zu lassen, die Spezialität von Herrn Schäfermeier war ja vorgeblich das Daytrading. Meine Überlegung war zunächst mit einer Summe von 100.000 Euro die Performance zu testen, um dann im Erfolgsfall dieses Depot bedeutend aufzustocken.

Ausschlaggebend für die Entscheidung für Arete Trading GmbH waren die Bekanntheit und der Ruf von Herrn Schäfermeier. Versprochen und auch durchgeführt wurde diskretionäres Trading, welches auf jede Marktsituation flexibel reagieren können sollte. Versprochen wurden vor allem auch ein striktes und diszipliniertes Risiko- und Moneymanagement.

Dass das Engagement mit Risiken verbunden wäre war mir bekannt und bewusst. Garantien gibt es schließlich nicht, und schon in der präsentierten Performance bis 2012 waren zwischenzeitliche Drawdowns von bis zu -30 % zu erkennen.

Warum müssen wir Sie voerst noch anonymisieren?

Da ich im öffentlichen Leben stehe, möchte ich das noch so weit wie möglich vermeiden. Aber BrokerDeal liegen ja die Verträge, die Verkaufsprospekte und der Mailverkehr lückenlos vor. Hieraus ist ersichtlich, dass es sich um reale Vorgänge und reale Personen handelt. Im Bedarfsfall kann dies auch durch einen Rechtsanwalt bestätigt werden.

Wie kam es nun konkret zur Vertragsanbahnung und was haben Sie sich davon versprochen?

Nachdem mir Herr Schäfermeier schon länger bekannt war durch Lektüre und Seminare/Webinare, erfuhr ich von der Gründung seiner Vermögensverwaltung. Ich nahm dann Kontakt mit ihm auf im April 2012 und war bereit 100.000 EUR als Erstinvestition zu tätigen. In der Bereitschaft, noch deutlich mehr aufzustocken im Erfolgsfall. Wie dieser aussehen könnte kann man dieser Verkaufspräsentation entnehmen. Die Performance mit 132 % Gewinn in etwas mehr als drei Jahren schien mir sehr vielversprechend, die deutlich sichtbaren Schwankungen ließen dabei auch eine gewisse Risikobereitschaft erahnen.

Track Record Managed Accounts 2012-MAI-2

In der Präsentation wurde darauf hingewiesen, dass Kontoauszüge die diese Performance belegen angefügt seien. Waren Sie aber nicht.

Kontoauszüge aus dem Jahr 2009, 2010 und 2011 hätten der Präsentation beigefügt sein sollen, waren sie aber nicht

Haben Sie gar nicht nachgehakt? So hatten Sie doch keine Gewissheit ob diese Performance nachweislich echt war?

Nein, ich habe mich damit zufrieden gegeben. Ein Fehler, wie sich im Nachhinein herausstellte. Wiewohl auch ein erfolgreicher Track Record keine Garantie für künftige Erfolge ist.

arete-futures-managed-account-factsheetWir waren neugierig wie es offiziell weiterging nach 2012, und haben uns von Arete dieses aktuelle Factsheet schicken lassen. Sieht sehr gut aus mit +95 % Gewinn und positiven Kennzahlen. Nur startet diese Darstellung erst Ende 2014. Haben Sie während Ihrer Geschäftsbeziehung, die ja von 2012 bis 2016 dauerte, weitere offizielle Performancedarstellungen erhalten?

Nein, diese Lücke von 2012 bis 2014 wurde von keinen offiziellen Angaben abgedeckt. Ich kann mir diese extrem junge Historie nur mit meiner Vermutung erklären, dass hier drei sehr schwache Jahre einfach ausgeklammert werden sollen.

Nehmen wir kurz den Vermögensverwaltungsvertrag selbst unter die Lupe, mit folgenden Kernpunkten:

  • Mindestanlage 100.000 EUR
  • Trading Frequenz ca. 1.000 Roundturn pro Jahr, kurzfristiger Handel
  • Handelsstil: diskretionär
  • durchschnittl. Risiko einer Position ca. 0,75 % des Depotwerts
  • Gewinnbeteiligung in Höhe von monatlich 25 % auf den Nettogewinn (High Watermark)
  • Verwaltungsgebühr von 2 % p.a.
  • Verlustschwelle von 30 %

25 % vom monatlichen Nettoertrag sind schon nicht wenig, aber Sie wurden ja nicht gezwungen zu diesen Konditionen anlegen zu lassen. Spannend finden wir aber vor allem auch folgenden Punkt im Vertrag: der Klient erlaubt mit seiner Unterschrift, dass sich Arete vom Broker gewährte Gebührennachlässe in vollem Umfang als zusätzliche Vergütung behalten kann. Soll heißen dem Kunden werden z.B. 5 € Gebühr für einen FDax-Kontrakt berechnet. Tatsächlich kann der Broker aber weniger verlangt haben, die Differenz behält der Vermögensverwalter.

Ja, darauf habe ich aber eigentlich keinen Gedanken verschwendet. Ob diese Vorgehensweise geläufig und üblich ist, kann ich nicht beurteilen. Und ich kann auch im Nachhinein nicht mit Bestimmtheit sagen, ob von den im Laufe der Zeit 3 verschiedenen Brokern Rückflüsse an Arete geflossen sind oder nicht. Ich denke aber eher nicht, da mir Herr Schäfermeier im Zuge der Vertragsanbahnung per Mail Folgendes zusicherte:

die Gewinnbeteiligung beträgt 25%, dafür erhält die Arete aber keine Rückflüsse von Tradinggebühren

Ich weiß nicht wie es letztendlich tatsächlich war, und auf Ihre Versuche der Kontaktaufnahme wurde ja scheinbar auch nicht reagiert.

Das ist aber schon ein potentieller Interessenkonflikt, man könnte so unnötig viele Trades durchführen?

Das stimmt schon, aber solange die Performance stimmte wäre mir das auch egal gewesen. Da bin ich dann auch bereit 25 % Erfolgsbeteiligung zu zahlen, das Vertrauen in Herrn Schäfermeier hatte ich ja. Und wie gesagt weiß ich nicht ob nun Rückflüsse gezahlt wurden oder nicht.

Sehr interessant fanden wir auch jenen Passus im Vertrag, der eine Verlustschwelle von maximal 30 % zusichert. Hat das funktioniert?

Die wurde völlig ignoriert, auch nachdem ich mehrmals nachgehakt habe und um das Ziehen eines “roten Fadens” gebeten habe. Auf diese Bitten wurde wiederholt einfach nicht eingegangen.

Und trotzdem haben Sie Ihr Geld weiterhin in der Vermögensverwaltung belassen?

Ja, leider. Enorme Anfangsverluste traten ja schon nach wenigen Monaten ein, da dachte ich noch es würde langfristig alles gut werden. Wie schon erwähnt hat es lange gedauert, bis mein Vertrauen geschwunden ist. Zudem wurde mir gesagt, dass man in der Vermögensverwaltung einen Zeitraum von 3 Jahren sehen muss.

Ein weiterer Bestandteil des Vertrags ist eine monatliche Berichtspflicht von Arete, mit Aufschlüsselung der angefallenen Gebühren und Entgelte. Diese finden wir aber nicht in Ihrer so umfangreichen Dokumentation der Ereignisse?

Das Grund ist einfach: in keinem der 42 Monate während die Verwaltung lief wurde mir so ein Report übermittelt. Nur einmal ganz zu Beginn erhielt ich per Mail einen kurzen Überblick über die bisher angefallenen Gebühren, Verluste und Gewinne. Als die Performance in den Keller stürzte, ging die Kommunikation nur noch von mir aus.

Vielleicht wäre das ein guter Zeitpunkt, wenn Sie uns und dem Leser einen kurzen chronologischen Abriss der Ereignisse schildern könnten.

Chronologie der Ereignisse

April 2012 – Geschäftsanbahnung

November 2012 – Start mit 100.000 EUR

Einzahlung bzw. Kontoeröffnung mit Schwierigkeiten. Die aber weniger auf Arete als den damals verwendeten US-Broker zurückzuführen waren, der in DE nicht übliche Dokumente bzw. Feststellungen über die Herkunft der Gelder haben wollte. Der Broker wurde übrigens in den vier Jahren zweimal gewechselt.

Juni 2013: auf 108.380 EUR hochgehandelt

Soweit ich weiß bzw. sehen konnte, war dieser Gewinn einer einzigen großen Callposition im S&P500 geschuldet.

Juli 2013: Stand 56.380 EUR

-48 % in in nur einem Monat! Wurden Sie bei Überschreiten der 30 %-Verlustschwelle informiert?

Ich war natürlich erschrocken. Und habe bei Herrn Schäfermeier nachgefragt, was denn los sei. Seine Ausführungen erschienen mir zum damaligen Zeitpunkt noch schlüssig, daher lag mein Fokus natürlich darauf den erlittenen Verlust wieder aufzuholen. Eine Information erhielt ich erst nachdem ich aktiv wurde, von Arete selbst wurde mir keine Warnung oder ein Report zugestellt.

November 2013: Stand 30.072

Jetzt stand man bei -72% in bloß fünf Monaten. Woran lag´s?

Schuld daran waren laut Herrn Schäfermeier Shortpositionen im Dax und S&P500, während der Dax in dieser Zeit um 16 % zulegen hat können (Anm. d. Red.: tatsächlich kennt der Dax ab Juli 2013 nur eine Richtung, und zwar die nach oben, wie im Chart ersichtlich ist).

dax 2013

Dax im Jahr 2013, Chart aus Teletrader Professional

Mich plagen nun heftigere Zweifel an der propagierten Trendfolgestrategien mit striktem Money- und Risikomanagement, wie Sie dem Mailverkehr entnehmen können. Herr Schäfermeier versprach mir mehrfach Marktansichten und vor allem einen Tradingplan zu übermitteln. Was aber nie erfolgte.

Sollten wir nicht “eine rote Linie” setzen, sprich einen Wert den wir als max. Verlust uns zu billigen

Meine diesbezüglichen Anfragen nach konkreten Verlustschwellen verhallten ebenfalls ungehört.

September 2014: Stand 6.000 EUR

Diesmal bekomme ich tatsächlich eine sehr ausführliche Analyse bzw. Stellungnahme von Herrn Schäfermeier. Daraus geht klar hervor, dass auf dem Konto wiederholt Hochs geshortet und diese Shorts auch entgegen dem Trend gehalten wurden.

Aussagen wie

Deshalb halte ich weiter an der Strategie fest, wenn auch wir nur noch ganz kleine Positionen handeln

oder

Die Verluste lagen vor allem daran, dass ich versucht habe Shortpositionen laufen zu lassen und bei Longs frühzeitig Gewinne mitzunehmen. Ich würde diesen Handelsstil bei Minipositionen auch im September beihalten und hoffe, dass unser Spielraum in Zukunft wieder größer wird

trugen natürlich nicht gerade dazu bei, mich zu beruhigen. Und welche Positionsgrößen sollen mit Futures überhaupt noch gehandelt werden bei dieser Kontogröße? Der FDax verbietet sich jedenfalls bereits, benötigt der doch schon bei einem einzigen Kontrakt mehr Margin als überhaupt noch auf dem Konto ist.

Im August wird eine Zielrendite von 5-15 % monatlich angepeilt, dazu ein monatliches Tradingtagebuch versprochen. Welches aber nie übermittelt wurde.

Dass Herr Schäfermeier währenddessen munter Erfolge seines Tradingrooms postet, tragen natürlich auch nicht zur Vertrauensbildung bei.

schaefermaier-fb

April 2015: Stand 2.138 EUR

Totalverlust darf man wohl sagen?

Ich bin jetzt, wie Sie wieder dem Mailverkehr entnehmen können, in die Offensive gegangen und habe diverse Vorschläge unterbreitet, wie man mir von Seiten von Arete Trading entgegen kommen könnte.

Was muss man sich darunter vorstellen, als Klient wussten Sie doch dass es keine Garantien gibt?

Das war mir von Anfang an bewusst. Aber die Verfehlungen waren mittlerweile so zahlreich und teuer, dass mein Vorschlag eines Darlehens von Herrn Schäfermeier aufgegriffen wurde. Das Konto sollte mit 50.000 EUR befüllt werden.

Mai 2015: Darlehensvertrag über 50.000 EUR

März 2016: Befüllung des Kontos mit 10.000 EUR von Arete

Das hat ja dann doch ziemlich lange gedauert?

Fast ein ganzes Jahr seit der Unterzeichnung des Darlehensvertrags, und dann wurden auch nur 10.000 EUR eingezahlt. Auf meine Nachfrage hin wurde mir mitgeteilt, “im Erfolgsfall nachzuschießen”.

Hat sich der Tradingstil dann geändert gehabt?

Ich würde fast behaupten, das Gegenteil ist der Fall. Diese ersten 10.000 EUR wurden nämlich mit einem “All In”-Trade riskiert. Ich zitiere Herrn Schäfermeiers Beschreibung seines S&P500-Shorttrades:

Der Stop für die erste Position wird bei 2.100 sein, Ziel 1.800. Das Risiko beträgt 100 * 2 * 50 = 10.000 (was der ersten Einzahlung entspricht).

Die Kommunikation mit Arete Trading GmbH oder Herrn Schäfermeier kommt danach komplett zum Erliegen. Auf meine Mails von März 2016 weg wird nicht mehr reagiert.

Juni 2016: Stand 2.051 EUR

Sie haben also einen Verlust von -98 % erlitten. Rechnet man das Darlehen dazu, wurden ja sogar mehr als die ursprünglichen 100.000 EUR vernichtet. 

Das ist korrekt.

Wie geht es nun weiter, was unternehmen Sie?

Eine Klage ist in Vorbereitung. Nicht nur meiner Meinung nach sind der Arete Trading GmbH unter Birger Schäfermeier unter anderem folgende Punkte zur Last zu legen, wenngleich nicht alle juristisch relevant sind:

  • vertraglich vereinbarte Verlustschwellen mit daraus resultierenden Informationspflichten nicht eingehalten
  • vertragliche Berichtspflichten verletzt
  • Kundenkommunikation die diesen Namen nicht verdient. Ich musste in der Regel wiederholt Antworten “erbetteln”
  • zugesagte Tradingtagebücher, Strategien und Fortschrittsberichte trafen nie ein
  • Trading entgegen der in Büchern und Webinaren/Seminaren gepredigten Trendfolgestrategie mit striktem Risk- und Moneymanagement
  • aus den im Darlehensvertrag festgehaltenen 50.000 EUR wurden bloß 10.000 EUR
  • diese mit einem “Alles oder Nichts”-Trade aufs Spiel gesetzt

Sollte es weitere Geschädigte geben können diese sich auch gerne bei mir melden unter joachimg2016@yahoo.com .

Müssen Sie sich nicht den Vorwurf gefallen lassen, zu lange zugesehen zu haben?

Ich ärgere mich am meisten über mich selber, dass ich als „gestandener Geschäftsmann“ mir zwar sehr viele Gedanken gemacht habe, wem ich einen Teil meines Kapitals neben der klassischen  Bankenform geben möchte, aber dennoch auf diese Gurus herein gefallen bin.  Ich habe sehr viel Seminare / Webinare der Herren besucht und habe dann den Herren Schäfermeier,  wie auch XYZ* mein Vertrauen geschenkt. Vertrauen insbesondere, weil beide Herrn ein enges und stark disziplinierte RM/MM offerierten, was aber in der Wirklichkeit nie eintrat. Schon nach wenigen Monaten war fast die Hafte des Kapitals „verbrannt“ und auf meine Mails wurde nur oberflächlich reagiert, ohne in der Tat etwas zu ändern. Im Übrigen machen es sich die Herrn ja im Minusfall immer sehr einfach, den man verweist auf die mehrjährige Bilanz einer Vermögensverwaltung, sprich man sollte mehrere Jahre an Bord bleiben, da sich dies ja irgendwann einmal ändert. Das ist auch der Grund, warum ich so lange gewartet habe, bis ich aktiver wurde. Mir geht es jetzt darum die Machenschaften dieser Klientele offen zu legen.

*in Kürze wird ein zweites spannendes Interview folgen

Mir geht es jetzt darum die Machenschaften dieser Klientele offen zu legen.

Im Lauf all der Jahre sollten sich doch schon mehrere Geschädigte zu Wort gemeldet haben, warum ist das nicht so Ihrer Meinung nach?

Von den meisten Anlegern die Geld verloren haben wird man nie etwas hören. Sie schämen sich ob des Verlusts oder der eigenen Dummheit, so erging es ja auch mir lange Zeit. Und schon gar nicht möchte man dass Familie, Nachbarn oder Arbeitskollegen Zeugen dieser Schande werden. Oder Anleger wissen schlicht und einfach nicht, dass es sehr wohl Möglichkeiten gibt, vor allem im Falle von Vertragsverletzungen, um verlorenes Geld zu kämpfen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Joachim G. wird uns nicht  nur über die weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden halten, sondern uns in Kürze für ein weiteres, ähnliches Interview zur Verfügung stehen.

Wir hoffen mit diesem Beitrag wieder etwas Licht in den Anbieterdschungel im Bereich Trading bringen zu können. Sollten Sie ebenfalls Erfahrungen mit Managed Accounts, Vermögensverwaltern, Ausbildungen oder Signalanbietern haben, helfen Sie anderen Tradern und teilen Sie uns Ihre Erfahrungen mit. Entweder direkt indem Sie bei uns Tradingservices bewerten. Oder indem Sie uns anschreiben wenn Sie eine ähnliche Geschichte wie Joachim G. für uns haben.

Langfristig können wir damit hoffentlich die Spreu vom Weizen trennen.

michael-hinterleitnerEin Beitrag von Michael Hinterleitner

Er ist Mitbegründer der Vergleichsplattform BrokerDeal.de.

Bereits mit 16 der Faszination Börse erlegen, wurde Trading neben dem Studium der Wirtschaftswissenschaften zu seiner Hauptbeschäftigung, seit 2006 ist er auch Redakteur und Trader bei Godmode Trader tätig. Sein Fokus: Swing- und News-Trading mit Aktien. Neben der täglichen spannenden Jagd an den Börsen kam 2011 die Idee zu einem neuen Brokervergleich, der nicht nur einen detaillierten Blick hinter die Kulissen erlaubt, sondern auch handfeste Vorteile für Mitglieder bringt. Als Mitbegründer der Vergleichsplattform BrokerDeal.de hat sich Michael Hinterleitner zum Ziel gesetzt, Licht in den Brokerdschungel zu bringen. Er erklärt, worauf es bei der Brokerwahl ankommt, welcher Anbieter für welche Bedürfnisse Sinn macht, und auf welche Unterschiede man bei den Produkten und der Ausführungsqualität achten sollte.

Bildquelle: markteinblicke.de