Wird Solarworld die neue Commerzbank?

Bildquelle: Pressebild Solarworld

Es ist dieser Tage mal wieder amüssant zu beobachten, wie sich die deutsche Zockerschar von neuen Gerüchten und Meldungen bezüglich Solarworld (WKN 510840) anlocken lässt. Eben noch bei der Commerzbank (WKN CBK100) Tag ein Tag aus von kleinsten Kursänderungen profitiert, nun also der ehemaligen TecDAX-Titel.

Seit die EU am Dienstag Strafzölle für chinesische Solarpaneele angekündigt hat (siehe Beitrag Solarworld & Co.: Wahnsinns-EU verhängt Strafzölle gegen China, dreht sich die Phantasiespirale einiger Anleger im Kreis. Offenbar bedarf es dazu nur eines Pennystocks oder einer Aktie die zumindest nah dran ist und schon kommen die Irren mit ihren Tradingideen von alleine.

Zu den Fakten: Solarworld ist finanziell heftig angeschlagen. Langjährige Altaktionäre dürfte der geplante Kapitalschnitt sowie der Schuldenschnitt und die anschließende Umwandlung von Fremd- in Eigenkapital um einen Großteil der eigentlichen Anlagesumme bringen. Das Geld kann man auch durch kurzfristige Zockereien nicht mehr reinholen. Zumal die finanzielle Umstrukturierung noch längst nicht in trockenen Tüchern ist: Solarworld musste erst am Dienstag zu einer zweiten Versammlung ihrer Anleihegläubiger im Juli einladen. Dort soll nun die Bestellung jeweils eines gemeinsamen Vertreters für alle Gläubiger der beiden Solarworld-Anleihen erfolgen. Die Bewegungen die derzeit in der Aktie zu sehen sind haben mit neuen Fakten aber nichts zu tun. Es handelt sich eher um ein Strohfeuer, angefacht von zweifelhaften Gerüchten.

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Charttechnisch muss man eigentlich nichts mehr erklären. Fundamental ist auch alles gesagt. Bleibt noch das Thema Strafzölle und die mögliche Rettung der heimischen Solarpaneel-Produktion. Ich denke nicht, dasss die EU-Kommission die Strafzölle auf Dauer durchsetzen kann. Dazu sind die Mitgliedsstaaten viel zu ablehnend aufgestellt. Die Gegenreaktion der Chinesen, zunächst den Weinimport zu belasten, ist ein deutliches Warnzeichen. Vor allem Franzosen, aber auch Italiener und Spanier, sind neben den deutschen Winzern besonders betroffen. Die werden sich über die üblichen Wege in die EU-Bürokratie sicher zu wehren wissen. Von daher ist das Thema Strafzölle nach den bisher angesetzten sechs Monaten wohl vorbei. Und ob dieses halbe Jahr reicht, um Solarworld und andere Unternehmen der heimischen Branche zu retten, darf bezweifelt werde. Gerade Solarworld hat durch die finanziellen Schwierigkeiten zu viele Baustellen. Von daher heißt es: Finger weg und die Sanierung abwarten.

Bildquelle: Pressebild Solarworld