Wochenrückblick KW 44: Zahlenflut – Commerzbank im Blick, Telekom vor Dividendenkürzung?

Die vergangene Woche bot für deutsche Anleger jede Menge Quartalszahlen, doch alles in allem hatte der Wirbelsturm „Sandy“ für eine eher ruhige Woche gesorgt, denn die Wall Street musste Unwetterbedingt am Montag und Dienstag geschlossen bleiben. Mit Spannung richtet sich der Blick nun auf die US-Präsidentschaftswahlen, die für das weitere Börsenklima aber nur bedingt relevant sein dürften. Stattdessen schauen die Anleger auf die anhaltende Bilanzsaison.
In Deutschland näheren wir uns dem Höhepunkt der Bilanzsaison. Am Donnerstag steht hier vor allem die Commerzbank (WKN 803200) im Blick. Das Zahlenwerk wird mit Spannung beobachtet werden, denn die zahlreichen Kurzfristanleger warten gebannt auf neue Signale. Zwar konnte die Aktie in der vergangenen Woche knapp 10 Cent bis auf 1,54 Euro in der Spitze zulegen. Doch die große Entspannung erfolgte auch nach Bekanntgabe der Deutsche Bank-Zahlen nicht. Erstaunlich auch die Reaktion auf die jüngsten Aussagen des Financial Stability Board. Demnach ist die Commerzbank nicht mehr systemrelevant. Das senkt den Druck, die Eigenkapitalquote weiter zu erhöhen und müsste sich eigentlich positiv auf den Kursverlauf auswirken. Doch letztlich sind die Dauer-Baustellen bei der Commerzbank (Eurohypo, Schifffinanzierung) nach wie vor nicht geschlossen und das Privatkundengeschäft läuft ebenfalls alles andere als rosig. Warten wir also gespannt auf die Zahlenvorlage – je nach gusto short oder long positioniert.
Ebenfalls mit Zahlen wird in der kommenden Woche die Deutsche Telekom (WKN 555750) auf sich aufmerksam machen. Doch dabei dürften weniger die Zahlen von Interesse sein, als vielmehr die Aussagen zur Dividendenpolitik. In der vergangenen Woche waren nämlich Gerüchte aufgekommen, dass die Telekom ihre Dividende von bislang mindestens 70 Cents doch nicht fortführen wird. Angeblich sollen Großaktionäre gedrängt haben, das Geld eher in den Ausbau der Netze zu investieren. Letztlich wäre die Dividendenkürzung ein Schlag ins Kontor der Dividendenanleger. Doch für die langfristig orientierten Börsianer sind es eigentlich gute Nachrichten, wenn Großaktionäre nicht nur auf die kurzfristige Dividendenrendite schauen, sondern auch langfristig am Erfolg des Konzern orientiert sind. So gesehen sind das also eigentich gute Nachrichten – wenn sie sich bewahrheiten!

Der DAX und sein Chart

Der deutsche Leitindex DAX konnte sich am Freitag zwar wieder etwas fester zeigen. Wie wir in unserem Ausblick DAX schrieben, eröffnet jedoch erst ein nachhaltiger Ausbruch aus der aktuellen Konsolidierungsformation wieder weiteres Aufwärtspotenzial. Die obere Begrenzung der Flaggenformation (7.430), das Zwischenhoch von Mitte Oktober (7.448) und das Jahreshoch (7.479) bilden eine massive Widerstandszone.

Einzeltitel aus Deutschland

In Sachen Bilanzsaison sorgten vor allem der Dienstag und Mittwoch für Furore. Während am Dienstag die Deutsche Bank (WKN 514000) und Bayer (WKN BAY001) hoffnungsvolle Zahlen veröffentlichten, enttäuschten die DAX-Absteiger Metro (WKN 725750) und MAN (WKN 593700) erneut. Derweil hob die Allianz (WKN 840400) ihre Prognose an. Am Mittwoch wiederum überzeugte Continental (WKN 543900), Fresenius (WKN 578560) und Fresenius Medical Care (WKN 578580) mit ihren Zahlen.
Neben den zahlreichen DAX-Titeln meldeten auch Unternehmen aus der zweiten Reihe interessante Quartalszahlen. So auch die von uns geschätzten Bahntechnik-Papiere. Auch im dritten Geschäftsquartal konnten die beiden Verkehrstechnikkonzerne Vossloh (WKN 766710) und Schaltbau (WKN 717030) ihren Wachstumskurs beibehalten. Dabei profitieren beiden Unternehmen von den enormen Chancen, die sich im Bereich des Infrastrukturaufbaus in den Schwellenländern bieten. Näheres zu dem MDAX- bzw. SDAX-Titel hier.
Thematisch dazu passend hat auch die Nebenwerte-Perle init AG (WKN 575980) positive Daten gemeldet. Dank Rekordauftragseingang konnte die Aktie in den vergangenen drei Monaten (seit unserem letzten Beitrag dazu) bereits mehr als 30 Prozent zulegen. Doch die Chancen auf weitere Kursgewinne sind da, wie wir hier schrieben.
Ein weiterer Blick richtete sich in der vergangene Woche auf die GEA Group (WKN 660200). Bisher konnte der deutsche Maschinenbauer den Auswirkungen der Euro-Krise trotzen. Dabei wurde sowohl der Umsatz als auch der Gewinn im dritten Quartal gesteigert. Zusätzlich wurde die Jahresprognose bestätigt. Doch die schwächelnde Konjunktur macht das Erreichen der selbstgesteckten Ziele immer schwieriger, wie wir hier schrieben.
Ebenfalls im Blick behielten wir auch den DAX-Titel BASF (WKN BASF11). Aufgrund der weltweiten Konjunkturschwäche rechnet der weltgrößte Chemiekonzern laut eigenen Angaben in diesem Jahr damit, dass das Ergebnis im Chemiegeschäft unter dem Vorjahresergebnis bleibt. Umso besser lief es bislang dagegen in den Segmenten Oil & Gas sowie Agricultural Solutions. Daher konnte der DAX-Konzern sowohl mit seinen Zahlen für das dritte Geschäftsquartal als auch mit der Bestätigung der Gesamtjahresprognose überzeugen, wohingegen die Branchenkonkurrenz aus den USA wie DuPont und Dow Chemical scheinbar mehr Probleme hat mit den derzeitigen Marktturbulenzen fertig zu werden.

Internationale Einzelwerte

International richtig sich der Blick dieser Tage auf die USA. Dort steht in Kürze das große Finale in Sachen Präsidentschaftswahlkampf an. Am 7. November hat Barack Obama die Chance auf weitere vier Jahre oder sein Kontrahent Mitt Romney wird der 45. Präsident der Vereinigten Staaten. Die jüngsten Arbeitsmarktdaten sind dabei wiedersprüchlich, so dass auch weiterhin nicht klar, welcher der beiden die größten Siegchancen hat.
In Sachen Quartalszahlen blieb es in der vergangenen Woche aufgrund von „Sandy“ eher ruhig. Interessant war unter anderem das von Starbucks (WKN 884437) vorgelegte Zahlenwerk. Die Kaffeehauskette konnte dabei den Gewinn überraschend deutlich steigern. Und wir werden alle noch mehr Kaffee trinken – sagt Starbucks und hat die Prognose erhöht. Mehr dazu hier.
Dauerbrenner Apple (WKN 865985) war uns ebenfalls einen Blick Wert. Auch im vierten Geschäftsquartal (Juli-September 2012) konnte Apple einige neue Bestmarken aufstellen. Doch gerade die schwächelnden iPad-Verkäufe zeigten, dass auch für das derzeit wertvollste Unternehmen der Welt die Bäume nicht unendlich in den Himmel wachsen. Jedoch könnte der daraufhin erfolgte Rückgang beim Aktienkurs eine attraktive Einstiegschance bieten, da das Weihnachtsgeschäft vor der Tür steht. Dieses hat im vergangenen Jahr für ein sehr gutes Quartalsergebnis gesorgt. Die Frage ist also: Kann Apple im Weihnachts-Quartal wieder zu alten Höhen aufschließen?

Wochenvorschau: Unternehmenstermine

Die kommende Woche bildet in Sachen Quartalszahlen aus deutscher Sicht ein absolutes Highlight. Aus Deutschland werden die Bilanzen von Balda, FUCHS PETROLUB, QSC (Montag); alstria office, BMW, Dürr, Fraport, ELMOS Semiconductor, Hannover Rück, Hawesko, LANXESS, Pfeiffer Vacuum, Tipp24 (Dienstag); AUGUSTA, Axel Springer, Brenntag, ElringKlinger, freenet, Heidelberger Druck, HOCHTIEF, Klöckner & Co, KUKA, Münchener Rück(Mittwoch); adidas, Allgeier, CANCOM, centrotherm, CeWe Color, Colonia Real Estate, Commerzbank, Delticom, Deutsche Post, Deutsche Telekom, DEUTZ, Evotec, Fielmann, HeidelbergCement, JENOPTIK, Jungheinrich, RATIONAL, RHÖN-KLINIKUM, S.A.G. Solarstrom, SAF-Holland, Siemens, Singulus, SinnerSchrader, SMA Solar, STADA, SÜSS MicroTec, TAG Immobilien, Tom Tailor, TOMORROW FOCUS, XING (Donnerstag); Allianz, Drillisch, Gigaset, IVG Immobilien, Rheinmetall (Freitag) vorgelegt.
Weitere interessante Zahlen dürften sein: Transocean (Montag); Adecco, Andritz (Dienstag); BNP Paribas, Burberry, Holcim, ING Groep, Intercell, Telefonica, Vallourec, Vestas, voestalpine (Mittwoch); AEGON, Dexia, EADS, Endesa, REPSOL, Swiss Re, Société Générale, Swisscom, Telecom Italia (Donnerstag); Crédit Agricole, Generali, Lafarge, Palfinger, Richemont (Freitag).
Aus den USA berichten u.a. Tesla Motors, Weight Watchers (Montag); AOL, Computer Sciences, CVS Caremark, Fossil, News Corp., Office Depot (Dienstag); Activision Blizzard, CBS, Kinross Gold, Kraft Foods, Macy’s, Mondelez, Randgold, Sotheby’s, Time Warner (Mittwoch); Dean Foods, Kohl’s, Nordstrom, Walt Disney, Groupon, Wendy’s (Donnerstag) und JC Penney (Freitag).

Wochenvorschau: Konjunkturdaten

In Deutschland steht in Sachen Konjunkturdaten am Dienstag die Veröffentlichung der Auftragseingänge der Industrie (September) auf der Agenda. Am Mittwoch folgen die Zahlen zur Produktion im produzierenden Gewerbe (September). Am Donnerstag stehen dann noch die Daten zur deutschen Leistungsbilanz (September) und am Freitag schließlich die Verbraucherpreise (Oktober) zur Veröffentlichung an.
In Europa dürfte vor allem die Bekanntgabe einer ganzen Reihe an Einkaufsmanagerindizes aus dem Dienstleistungssektor (Oktober) am Dienstag für Furore sorgen, bevor am Donnerstag schließlich die nächste EZB-Sitzung auf dem Programm steht.
In den USA startet die Woche mit dem ISM Dienstleistungsindex (Oktober), bevor am Dienstag wie schon gesagt die US-Präsidentschaftswahlen das Geschehen dominieren werden. Zur Wochenmitte steht die Veröffentlichung der US-Verbraucherkredite (September) an. Am Donnerstag wiederum werden die Zahlen zur US-Handelsbilanz (September) sowie die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe publiziert. Zum Wochenschluss gibt es dann noch die Daten zu den Einfuhrpreisen (Oktober) und zum Verbrauchervertrauen der Uni Michigan (November).