Deutschland, Deine Wirtschaftsprüfer

(Bildquelle: Pixabay / stevepb)

Der Wirecard-Skandal ist noch immer nicht zur Gänze aufgearbeitet, da bahnt sich mit der Greensill Bank ein nächster Finanzskandal an, der abermals durch Wirtschaftsprüfer hätte aufgedeckt werden müssen. Dieses Mal trifft aber keinen der Big Four – dennoch wirft es ein düsteres Licht auf die Branche.

Wirecard könnte Ernst & Young nachhaltig beschädigen

Welche Aufsichtsbehörde, wann bei Wirecard hätte tätig werden müssen, wird derzeit geklärt. Justiz und der Untersuchungsausschuss des Bundestags versuchen hier Licht ins Dunkel zu bringen.

Die Verantwortung von Ernst & Young als langjährigem Abschlussprüfer wird ebenfalls derzeit untersucht. Die Folgen sind jedoch bereits jetzt schon spürbar: Immer mehr Unternehmen trennen sich von Ernst & Young als Abschlussprüfer.

Namen wie die KfW, Commerzbank, DWS oder Deutsche Telekom kann sich Ernst & Young nun nicht mehr auf die eigene Kundenliste schreiben. Deren Abschlüsse werden nun von einem anderen Prüfer testiert.

Allerdings zeigt sich hier auch gleich wieder das Problem: Internationale Konzerne haben nur die Auswahl aus den vier große Wirtschaftsprüfungsgesellschaften: Ernst & Young, Deloitte, PWC und KPMG. Doch die Größe der Unternehmen ist nicht das Problem.

Greensill und die deutschen Kommunen

Bis vor wenigen Tagen war uns die Greensill Bank nicht geläufig. Ganz anders als offenbar zahlreichen Kommunen im Land. Deutschlands Kämmerer haben offenbar ein Händchen für dubiose Geldanlagen.

Man erinnere sich an diverse Sale-and-lease-back-Geschäfte oder Währungswetten. Unabhängig davon, wie leichtgläubig man sein muss, im Zeitalter von Negativzinsen irgendwo positive Zinsen ohne Risiken zu entdecken, scheint bei Greensill auch die Wirtschaftsprüfung suboptimal gelaufen zu sein.

Laut Wirtschaftswoche will die Finanzaufsicht BaFin gegen EbnerStolz wegen möglicher Mängel bei der Abschlussprüfung ein Verfahren bei der zuständigen Aufsichtskommission APAS anregen. Offenbar hat die BaFin “erhebliche Zweifel daran, dass die Prüfung der Bank korrekt abgelaufen ist” – so zitiert die Wirtschaftswoche Insider.

Warten wir also ab, was in diesem Fall noch alles herauskommt. Der Fall Greensill wirft jedenfalls wieder einmal ein düsteres Licht auf den Finanzstandort Deutschland.

Fazit

Wieder einmal scheinen Wirtschaftsprüfer nicht genau hingesehen zu haben. Dabei ist das eigentlich ihr Auftrag. Weil sie aber vom Unternehmen dafür bezahlt werden, und natürlich auch im Folgejahr wieder mandatiert werden möchten, besteht ein eklatanter Interessenkonflikt. Auflösen könnte man den nur durch eine unabhängige Instituition – doch die gibt es nicht mal im Kapitalismus-Musterland USA.

Was also tun? Regelmäßige verpflichtende Prüferwechsel und drakonisch Strafen für Wirtschaftsprüfer im Fall von Betrügereien und kriminellen Machenschaften. Am Ende muss es sich für Wirtschaftsprüfer lohnen, absolut regelkonform zu testieren und im Zweifel einmal mehr zusammen das Testat zu versagen.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage und beim alltäglichen Lebensgenuß

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

Bildquelle: Pixabay / stevepb