„Die Aktie ist schon so gut gelaufen…“

Bildquelle: Pixabay / AhmadArdity

Diesen Satz hat bestimmt jeder schon einmal gehört – besonders wenn Indizes wie derzeit der DAX von Hoch zu Hoch eilen. Er suggeriert, dass eine Aktie immer nur bis zu einem bestimmten Punkt laufen kann und dann automatisch zurückkommt. Doch stimmt das?

Für manche Aktien mag es in der Tat zutreffend sein, für das Gros der Aktien stimmt es jedoch mit Sicherheit nicht. Ausgehend von den langfristigen, durchschnittlichen Aktienrenditen von 7 bis 8 Prozent p.a. ist es eigentlich logisch, dass es auch bei Einzelaktien immer weiter nach oben gehen muss – sprich nach dem Allzeithoch ist vor dem Allzeithoch.

Neue Rekordhochs bei Aktien sorgen bei vielen Anlegern immer wieder für Höhenangst. Begründet ist die Angst nicht. Von Warren Buffett stammt der Satz „Nicht alles, was steigt, muss irgendwann wieder sinken.“ Vielleicht ist ein Blick auf die Aktie seines Unternehmens, Berkshire Hathaway, dabei die beste Art und Weise eine Erwiderung auf die eingangs gestellte Aussage zu treffen.

Die teuerste Aktie der Welt

Die Berkshire Hathaway A-Aktie (WKN: 854075 / ISIN: US0846701086) ist mit einem Kurs von rund 380.000 US-Dollar nicht nur die absolut teuerste Aktie, sondern wahrscheinlich auch eine der besten wenn es um die Kurssteigerungen geht – der Blick auf den Verlauf der letzten sechs Jahrzehnte zeigt es auf.. Gründe, warum man bei einem Allzeithoch in diesem Zeitraum aussteigen oder überhaupt nicht erst einsteigen sollte, gab es zu Hauf. Wer sich nicht daran gehalten hat, dürfte sich nach wie vor über die Aktie im Depot erfreuen.

Doch Berkshire Hathaway ist bei Weitem nicht die einzige Top-Aktie an der Wall Street. Neben den weltweit teuersten Unternehmen wie Apple (WKN: 865985 / ISIN: US0378331005), Microsoft (WKN: 870747 / ISIN: US5949181045) oder Amazon (WKN: 906866 / ISIN: US0231351067) gibt es eine Vielzahl an US-Unternehmen, die in schöner Regelmäßigkeit als „zu teuer“ bezeichnet wurden, deren Aktien jedoch immer weiter gestiegen sind. Und was heißt überhaupt zu teuer? So lange es jemanden gibt, der die Aktie zu diesem Kurs kauft, ist sie „fair“ bewertet. Erst wenn eine Aktie zu einem bestimmten Preis keinen Käufer mehr findet, ändert sich das. Damit das geschieht, muss jedoch viel passieren.

Allzeithochs und Corona

Was für die US-Börsen gilt, hat auch hierzulande Gültigkeit. Auch und gerade in Zeiten von Corona. Wenn Aktien seit dem Kurssturz im März 2020 mal so eben 50 Prozent oder mehr zugelegt haben, stellt sich die Frage: Geht das so weiter oder ist da jetzt das Hoch erreicht? Das hängt natürlich immer vom Einzelfall ab.

Aktien wie RWE (WKN: 703712 / ISIN: DE0007037129), die vor zehn Jahren im Zuge des Atomausstiegs ihr börsentechnisches Armageddon erlebt haben, erfreuen sich derzeit über die höchsten Fünf-Jahres-Performance unter den 30 DAX-Werten. Auf Jahressicht (nach dem Corona-Einbruch) spielen sie dagegen nur in der Mittelklasse. Dagegen konnte hier bspw. Daimler (WKN: 710000 / ISIN: DE0007100000) satte 230 Prozent zulegen. Wer die turbulente Geschichte der Daimler-Aktie kennt, wird sagen: Historisch waren die schon deutlich teurer. Kurzfristig kann da also noch Luft drin sein, auch wenn der DAX erst ein Allzeithoch markiert hat. Die Stimmung am Gesamtmarkt muss schließlich nicht für Einzelwerte gelten. Es zeigt sich: Der Standpunkt ist entscheidend, ob etwas teuer ist oder nicht.

Eine Frage der Qualität

Bleibt die Frage: Wenn Aktien nach fünf oder zehn Jahren Spitzenreiter in einem Index sind, werden sie das auch zukünftig sein? Ja, wenn die Qualität von Unternehmen, Produkten und Management passen, wird das so weitergehen. Die bereits genannten Aktien von Berkshire Hathaway, Apple, Microsoft oder Amazon gehören unserer Ansicht nach dazu. Und in Deutschland?

Schauen wir uns einmal die Langfristperlen unter den heimischen Blue Chips an. Wer hätte gedacht, dass sich die Aktien von Adidas (WKN: A1EWWW / ISIN: DE000A1EWWW0) oder Merck KGaA (WKN: 659990 / ISIN: DE0006599905) in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten knapp verzehnfacht haben und damit unter den DAX-Titeln absolut herausstechen? Beide Aktien dürften damals jedoch nicht die erste Wahl gewesen sein, wenn es um langfristige Outperformance geht.

Fazit

Der Spruch: „Die sind schon so gut gelaufen“ ist einer der dümmsten Weisheiten an der Börse. Die Dynamik von Aktien geht – schon allein aufgrund der allgemeinen Teuerung – nach oben. Wenn dann noch gute Unternehmensdaten, tolle Produkte und starke Gewinn- und Umsatzzahlen hinzukommen, geht es auch mit dem Kurs nach oben. Vielleicht nicht immer nach dem eigenen individuellen Fahrplan, aber wie sagte schon André Kostolany: An der Börse ist zwei plus zwei nie vier, sondern fünf minus eins.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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