Schwierige Situation

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Das alte Börsensprichwort „Kaufen, wenn die Kanonen donnern…“ rührt von der Annahme, dass sich im Fall geopolitischer Unsicherheiten kurzfristig orientierte Anleger aus dem Markt verabschieden und daher „Schnäppchen“ gemacht werden können. Die Idee mutet grundsätzlich gut an, doch stellt sich auch ein Problem: Es gibt kaum noch Informationsunterschiede an den Märkten, das heißt die Unsicherheiten halten nie lange genug, um tatsächlich die kurzfristig orientierten Anleger aus dem Markt zu vertreiben. Im Zweifel setzen die nämlich einfach auf fallende Kurse und verstärken so den ein oder anderen Trend – derzeit ist das sehr schön zu beobachten.

Ukraine-Krise trifft Märkte in Schwächephase

Die eskalierende Ukraine-Krise hat den Westen kalt erwischt. Dennoch halten sich die Märke überraschend stabil. So richtig kann sich eben niemand kriegerische Konflikte mehr vorstellen – erst recht nicht in Europa. Dabei sind noch längst nicht alle Folgen des Endes des Kalten Kriegs vor mehr als 30 Jahren absehbar – doch dieses Thema füllt ganze Bücher und soll hier nicht weiter ausgeführt werden …

Grundsätzlich sind geopolitische Konflikte immer erst einmal ein neuer Risikofaktor für die Märkte. So auch aktuell. Doch die negativen Nachrichten treffen die Börsianer jetzt in einem denkbar ungünstigen Moment. Die Zinswende steht angesichts der drastischen Inflationsraten vor der Tür und auf diese Entwicklung haben noch längst nicht alle reagiert. Benjamin Bente, Geschäftsführer von Vates Invest, weist etwa daraufhin, dass geopolitische Krisen keine Auslöser für Bärenmärkte seien, „sie verstärken höchstens bestehende Abwärtstendenzen kurzzeitig“. Weiter sagt Bente: „In Phasen gesunder Konjunktur und stimulativer Geldpolitik fallen geopolitische Krisen fast gar nicht ins Gewicht.“ Dagegen ist es durchaus möglich, dass sie in Schwächephasen hinein Abwärtsbewegungen verstärken.

Grundsätzlich investiert oder nicht?

Angesichts der Inflationsdebatte stellt sich für Markteilnehmer daher die Frage: Bleibe ich bei Aktien investiert, oder suche ich mir Alternativen? Wer jetzt bereits schon auf der Suche nach Staatsanleihen oder Gold oder was auch immer ist, wird die Ukraine-Krise als willkommenen Anlass finden, um reinen Tisch zu machen. Doch ist das überhaupt sinnvoll?

An Aktien kommt man unserer Ansicht nach auch bei steigenden Zinsen langfristig nicht herum. Daher dürfte die aktuelle Unsicherheit nicht von großer Dauer sein. Die stetigen Erholungsbewegungen am Aktienmarkt infolge von schlechten Nachrichten aus der Ukraine, verdeutlichen dies. An einen Bärenmarkt glaubt derzeit (noch) niemand so richtig.

Auch wenn die Ukraine-Krise durchaus das Potenzial hat, die Weltwirtschaft gehörig zu erschüttern. An harten Sanktionen, einem Gasstreit oder tatsächlichen kriegerischen Auseinandersetzung hat zumindest im Westen niemand ein Interesse. Daher wird es hier ebenso wieder zu einem wie auch immer gearteten Kompromiss kommen. Auch wenn Bente insgesamt sehr skeptisch ist, muss er aber konstatieren: „Wirkliche Sorgen um den US-Aktienmarkt als Leitbörse der Welt muss man sich derzeit aber wegen der Ukraine-Krise nicht machen.“

Fazit

Die Zinswende kommt. Das verinnerlichen immer mehr Anleger. Die Zeiten von ständig neuen Rekordständen an den Börsen ist damit erst einmal vorbei. Aber die Frage lautet wie lange. Daher erinnern wir noch einmal an eine andere Weisheit: „Nur wer Aktien hat, wenn sie fallen, hat sie auch wenn sie steigen.“ Und dass sie langfristig immer steigen, haben diverse Untersuchungen ja zur Genüge gezeigt. Daher lohnt es sich bei so manchem Titel nun immer mal wieder zuzuschlagen.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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