Der DAX ist technisch überverkauft. Eine Erleichterungs-Rally kann jederzeit kommen. Die Skepsis der Marktteilnehmer angesichts der Sprunghaftigkeit der chinesischen Regierung aber bleibt. Chinas Börsen stabilisieren sich heute Morgen, neue Käufer allerdings bleiben an der Seitenlinie. Die Daten, die beweisen, dass Chinas Abschwung zu Ende ist, müssen erst noch kommen.
Dass die Umstellung des chinesischen Wirtschaftsmodells nicht ohne Risiken ist, wissen die Investoren spätestens seit dieser Handelswoche. Die rasante Abwärtsbewegung im DAX seit Jahresbeginn ist heute dank eines abermaligen beherzten Eingreifens der chinesischen Regierung vorerst gestoppt worden.
Die chinesische Regierung lässt den Yuan immer schneller abwerten und die Frage drängt sich auf, warum sie es damit so eilig hat. Die Regierung könnte etwas wissen, was die Märkte noch nicht wissen. Die Investoren fürchten sich zunehmend vor einem Abwertungswettlauf an Asiens Währungsmärkten.
Die Hexen haben in der vergangenen Woche den ganzen Betrieb aufgehalten. Die Tatsache, dass am Freitag, nur zwei Tage nach der Fed-Sitzung, der größte Verfallstag für Termingeschäfte seit Jahren stattfand, hemmte die Kauflust der Anleger.
Nach dem kurzzeitigen Stimmungshoch zur Zinserhöhung der US-Notenbank, die damit zumindest diese Unsicherheit aus dem Markt nahm, kehrt nun Ernüchterung ein.
Für den Dow Jones war es die schwächste Anfangswoche aller Zeiten. Anleger dürften diese Woche damit verbringen, aufzuarbeiten, was in der vergangenen Woche passiert ist. Sie müssen aber gleichzeitig neue Schwäche aus China befürchten.
Die erneute Abwertung des Yuan und der Crash mit Handelsaussetzung an den chinesischen Börsen versetzten den Märkten heute erneut einen schweren Schlag. Den Deutschen Aktienindex drückte dies zum ersten Mal seit Oktober wieder in den vierstelligen Bereich.
Würde China den Yuan abwerten, stünde der US-Dollar mit seiner Stärke allein auf weiter Flur. Diese wäre für die USA insofern gefährlich, weil Deflation importiert werden würde und sich die Exportaussichten für US-Produkte verschlechtern würden. Der US-Industriesektor spürt solche Auswirkungen bereits. Die Margen international operierender US-Unternehmen würden unter Druck geraten.
So ist es oft mit den Geschenken zum Fest. Man fiebert auf den Weihnachtstag hin, freut sich oft nur kurz über das eine oder andere, um dann später festzustellen, dass man es nicht wirklich braucht. So könnte man auch die von den Investoren weltweit erwarteten, erhofften und in der vergangenen Woche dann endlich erfolgten Zinswende in den USA einordnen.
Mit einer positiven Tendenz gehen die globalen Aktienmärkte auf die heutige Zinsentscheidung der Fed zu, wobei die erste Zinsanhebung in den USA seit fast einem Jahrzehnt bereits relativer Konsens ist. Damit stehen die Chancen gut, dass sich die Aktienmärkte nach dieser Entscheidung stabil präsentieren oder sogar ihre Erholung fortsetzen können.
Ein weit über den Erwartungen liegender Stellenaufbau außerhalb der Landwirtschaft in den USA im Dezember führte nur kurzfristig zu einer Rally im US-Dollar und einem Aufbäumen des Deutschen Aktienindex. Schnell fielen die Kurse wieder zurück. Nicht unverständlich...
Was für ein Börsenstart ins Jahr 2016 - Nach dem hoffnungsvollen Jahresausklang rund um die Feiertage hatten viele Anleger mit einer Fortsetzung dieses Trends zum auch saisonal in der Regel positiven Jahresbeginn gerechnet. Aber China machte gleich am ersten Tag mit einer Aussetzung des Börsenhandels nach sieben Prozent Kursverlusten all diesen Hoffnungen einen Strich durch die Rechnung.
Der DAX pendelt heute volatil um seinen Eröffnungskurs vom Montag und kann sich mangels entscheidender Nachrichten nicht für eine neue Richtung entscheiden. Auch Last-Minute-Käufe von Fonds, die heute den zweiten Tag in Folge für Kursgewinne zu Handelsbeginn sorgten, hatten nicht die Kraft, eine neue Richtung vorzugeben.
Der Preis für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent sinkt heute Morgen auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2004. Der neuerliche Sturz beim Ölpreis hängt wie ein Damoklesschwert über den Börsen, allen voran der Wall Street. Dort sorgte ein Ausverkauf bei Energieaktien am Freitag für herbe Verluste von fast 400 Punkten im Dow Jones.
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt kommen nach den Turbulenzen der vergangenen Tage zur Besinnung und erkennen, dass ein Crash und Panik an den Märkten noch nie durch Dinge ausgelöst wurde, denen man sich wie im Falle der wahrscheinlichen Zinsanhebung sehenden Auges nähert. Schnäppchenjäger greifen zu.