Eigentlich wollte ich dem Präsidenten der Fed von St. Louis den Titel „Retter der Aktienmärkte“ verleihen. Denn er ist es gewesen, der vor knapp drei Wochen mit seinem Statement, man könne bei Bedarf neuerliche Anleihekäufe seitens der US-Notenbank vornehmen, dafür sorgte, dass Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks ihren Kursrutsch abrupt beendeten und zu einer scharfen Erholung ansetzen konnten. Anders ausgedrückt: Der nicht gerade als Zinstaube bekannte James Bullard hatte sich offensichtlich mehr Sorgen über die fallenden Aktienkurse als um eine stringente Notenbankpolitik gemacht.
Quantitative Easing - das beschreibt im Englischen die Lockerungspolitik der Notenbanken. Gemeint sind damit vor allem Maßnahmen die die Konjunktur ankurbeln sollen. In den vergangenen Jahrzehnten gab es unzählige sogenannte „Quantitative Easings“ - oftmals konnten die Notenbanken damit die wirtschaftliche Erholung in Schwächephasen begünstigen. Betrachtet man den Goldpreis in Zusammenhang mit dieser Geldpolitischen Maßnahme, so fällt auf: Der Goldpreis verzeichnete immer dann Kursaufschläge, als die Notenbanken ihre Geldpolitik lockerten.
Einen Tag vor der Fed-Zinsentscheidung zeigten sich viele Anleger noch sehr optimistisch, dass die US-Notenbank Federal Reserve schon zum jetzigen Zeitpunkt die großen Kanonen wie erneute Anleihenkäufe („QE3“) herausholen würde, um die Konjunktur und den Arbeitsmarkt zu stützen. Diese Erwartungen lösten eine kleine Euphorie an den internationalen Börsen aus, so dass beispielsweise der deutsche Leitindex DAX einen Tag vor der Fed-Entscheidung um etwa 2 Prozent zulegen konnte.
Es ist schon bemerkenswert, wenn man in der US-Notenbank anlässlich eines zehnprozentigen Rückgangs der Aktienkurse (gemessen am S&P 500 Index) - manche sprechen von einer gesunden Korrektur - offenbar ins Grübeln gerät. Denn in der vergangenen Woche kamen die nicht stimmberechtigten Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed, John Williams und James Bullard, zumindest verbal den strauchelnden Aktienmärkten zu Hilfe.
Am Aktienmarkt scheinen in den vergangenen Tagen die Bullen wieder mehr Mut gefasst zu haben. Zumindest sehen wir doch glatt mal wieder grüne Vorzeichen! Ist deshalb aber schon alles wieder in Butter? Die Antwort ist wohl für realistisch denkende Anleger ganz klar: Jein!
Die Zeichen mehren sich, dass die Europäische Zentralbank das größte Anleihekaufprogramm in ihrer Geschichte möglicherweise bereits im Januar in Angriff nehmen wird. Nun gibt es nach Informationen der FAZ innerhalb der EZB Berechnungen darüber, wie sich ein solches QE-Programm auf die Inflation auswirken könnte. Danach würde ein Anleihekaufprogramm in Höhe von 1.000 Milliarden Euro eine Erhöhung der Inflationsrate von lediglich 0,15-0,60 Prozent mit sich bringen.
Die Preisentwicklung eines Edelmetalls entsprach in den letzten Wochen ganz und gar nicht der Entwicklung, die angesichts der wieder in den Fokus gerückten europäischen Schuldenkrise zu erwarten war: die des Goldes. Verstehen viele Anleger das gelbe Edelmetall als „sicheren Hafen“, überraschten die fallenden Notierungen an den Märkten umso mehr. Zurzeit notiert der Goldpreis mit ca. 1550,00 US-Dollar je Feinunze rund 100 US-Dollar unter dem Stand von vier Wochen. Dennoch gibt es einige Anzeichen dafür, dass sich absehbar eine Trendwende einstellen könnte.
Der September hat es wirklich in sich. Erst verkündete EZB-Chef Mario Draghi den unbegrenzten Kauf von europäischen Staatsanleihen finanzschwacher Länder, dann gab das Bundesverfassungsgericht mit seiner „Ja … aber“-Entscheidung grünes Licht für den Rettungsfonds ESM und gestern überraschte der US-Notenbankchef Ben Bernanke mit der Ankündigung die sowieso schon sehr expansive Geldpolitik noch mehr auszuweiten.
Angesichts der starken Kursverwerfungen der vergangenen Tage und der heute endenden Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank mag das jüngste Statement von Bundesbankpräsident Jens Weidmann nicht auf das übliche Interesse gestoßen sein. So hatte Weidmann gegenüber dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten noch einmal seinen Widerstand gegen den Kauf von Staatsanleihen bekräftigt. Und dies, obwohl die Bundesbank zehn Tage, nachdem sie bereits ihren Inflationsausblick nach unten korrigiert hatte, noch einmal eine Revision nachreichte.