Schon wieder die Banken…?

Hat die Deutsche Bank Probleme? | Müssen die Notenbanken doch reagieren?

(Bildquelle: Unsplash / cmophoto.net)

Die Frage nach einer Bankenkrise steht seit nunmehr über drei Wochen im Raum. War es zunächst nur eine verhältnismäßig kleine amerikanischen Regionalbank, schlug am letzten Wochenende das letzte Stündlein für die zweitgrößte Schweizer Bank, die Credit Suisse. Die erzwungene Übernahme durch den Branchenführer UBS hat seither für jede Menge Gesprächsstoff gesorgt. Die einen sehen in der Übernahme ein Schnäppchen für die UBS, die anderen kritisieren das fehlende Mitspracherecht der UBS-Aktionäre.

Die nächste Bank im Visier

Eine Woche später standen erneut die Banken unter Druck. Allen voran der deutsche Branchenprimus Deutsche Bank. Zuvor waren die Credit Default Swaps für Anleihen in die Höhe geschossen und die Aktienkurse in den Keller. Zweistellige Kursverluste sind in den derzeitigen Zeiten nicht unbedingt außergewöhnlich, aber letztlich immer noch eine Besonderheit.

Wenn es dann in unruhigen Zeiten gegen Banken geht, sieht sich selbst die Politik gemüßigt einzugreifen. Bundeskanzler Olaf Scholz sprach beim Brüsseler EU-Gipfel der Deutschen Bank sein Vertrauen aus. Aussagen zum modernen Geschäftsmodell und zur Profitabilität lassen aufhorchen. Was ist also tatsächlich faul bei der Deutschen Bank bzw. auch anderen Banken?

Klar ist: Das Geschäftsmodell aus Zeiten von Negativzinsen ist Geschichte, nun muss wieder mit deutlich positiven Zinsen agiert und Geld verdient werden. Da die Geschwindigkeit der Zinswende durchaus hoch war, tun sich große Institute damit schwer – es hilft jedoch nichts. Die Banken müssen sich damit arrangieren und ggf. Probleme lösen.

Keine Systemkrise

Wichtig ist es dabei festzuhalten, dass es keine Systemkrise wie 2008 ist. Vielmehr muss die oder andere Bank einfach die Zügel anziehen und ihr Geschäftsmodell an das neue Umfeld anpassen. Das mag schmerzhaft sein, sollte aber kein Probleme für die gesamte Wirtschaft darstellen.

Und: Spekulanten suchen sich in diesen Zeiten natürlich leichte Ziele – das könnte im aktuellen Fall der Deutschen Bank ein Grund für den Kursrutsch gewesen sein. Das verwundert wenig, denn die Deutsche Bank hat einen lädierten Ruf, der es entsprechend motivierten Spekulanten leicht machen könnte. Was am Ende tatsächlich bei der Deutschen Bank oder anderen (US-)Banken los ist, wird man sehen.

Die richtigen Schlüsse ziehen

Der Reflex in Zeiten von Problemen bei einigen Banken auch alle anderen Aktien zu verkaufen ist also grundfalsch. Rufen wir uns dabei unsere Aussagen von letzter Woche ins Gedächtnis. Es ist ganz und gar nicht nachvollziehbar, gute und solide „Baustein“-Aktien für den eigenen Vermögensaufbau von heute auf morgen zu verkaufen. Unter „Baustein“-Aktien verstehen wir Aktien von Unternehmen, die seit Jahrzehnten eine dominante Stellung in ihrer Branche besitzen, eine Preissetzungsmacht innehaben und uns Anleger auch noch mit Dividenden kontinuierlich erfreuen.

Insofern sollten Anleger noch einmal in sich gehen und schauen, inwiefern das eigene Depot tatsächlich von Bankaktien belastet ist und inwiefern ein langfristig ausgerichtetes Depot vielleicht auch einfach krisenfest ist. Eines ist klar: Bankaktien waren in der Vergangenheit selten eine gute langfristige Anlage und sind es wohl auch in Zukunft.

Das bringt die neue Börsenwoche (KW13-2023)

Erstes Highlight aus deutscher Sicht ist das ifo-Geschäftsklima für März am Montag. Zuletz hatte sich die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft verbessert. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Februar auf 91,1 Punkte gestiegen, nach 90,1 Punkten im Januar. Insbesondere die Erwartungen hellten sich auf. Die aktuelle Lage wurde hingegen etwas weniger gut beurteilt.

Für März ist mit einem Einfluss der Bankenkrise zu rechnen. Demnach ist grundsätzlich nach Ansicht von Deka ein Rückgang des ifo Geschäftsklimas im März plausibel, obwohl eine ausgewachsene Bankenkrise unwahrscheinlich ist. Die Unternehmensstimmung dürfte dabei die Sorge vor einer restriktiveren Kreditvergabe der Banken belasten. Entscheidend für das Ausmaß des Rückgangs des ifo Geschäftsklimas im März dürfte sein, zu welchem Zeitpunkt die Unternehmen den ifo-Fragebogen abgegeben haben. Volkswirte erwarten im Schnitt einen Rückgang auf 90,9 Punkten. Die Deka ist sogar mit 90,4 Zählern pessimistischer als der Markt.

Ebenfalls von Interesse dürften die Inflationsdaten am Donnerstag aus Deutschland und am Freitag aus der Eurozone sein. Die Teuerung in Deutschland dürfte weiter rückläufig sein. Volkswirte erwarten im Schnitt 7,6 Prozent sowie eine Kernrate von 8,0 Prozent. Helaba führt dies vor allem aber auf Basiseffekte zurück. Zudem wird darauf verwiesen, dass ab März 2023 die Preisbremsen für Strom, Erdgas und Wärme rückwirkend ab Jahresbeginn wirken. Auch sei der Gaspreis an der Börse im März nochmals leicht rückläufig gewesen und an der Tankstelle sei zumindest Diesel etwas günstiger zu bekommen als noch im Februar.

In Europa zeigt sich ein ähnliches Bild. Dabei werden ein Rückgang der Inflationsrate auf 7,2 Prozent und ein Anstieg der Kernrate auf 5,7 Prozent erwartet. „Trotz nachlassender Lieferengpässe und wieder gesunkener Energiekosten heben die Unternehmen ihre Preise weiter an, weil sie sich sowohl einer kräftigen Nachfrage als auch hohen Lohnforderungen der Arbeitnehmer gegenübersehen“, heißt es dazu von Deka.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Angesichts der Bankenthematik ist davon auszugehen, dass die neue Woche nicht unbedingt ruhiger werden wird, als die vergangene. Anleger sollten cool bleiben und sich nach Schnäppchen umschauen. Wer „Baukasten“-Aktien im Depot hat oder auf seiner Watchlist, kann in solchen unruhigen Zeiten manchmal günstig zugreifen und sich so einen Extrapunkt Rendite sichern…

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt