Die ausufernde Inflation

Die Kerninflation zeigt das tatsächliche Problem

(Bildquelle: unsplash / Josh Beech)

Bislang war vor allem die Energieproblematik rund um den Ukrainekrieg das bestimmende Thema, wenn es um die Inflation geht. Gekappte Öl- und Gasimporte und drastisch gestiegene Energiepreise haben den Blick auf die Details der Inflation etwas vernebelt.

Kerninflation steigt auf Rekordwert

Mit den März-Daten wird jedoch deutlich, dass zwar die normale Inflation rückläufig ist – im März sank sie auf 6,9 Prozent (Februar: 8,5 Prozent). Dagegen stieg die Kerninflation, diese ist um schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel bereinigt, von 5,6 Prozent im Februar auf einen Rekordwert von 5,7 Prozent im März an.

Anders gesagt: Immer mehr Unternehmen produzieren immer teurer und verkaufen ihre Produkte auch immer teurer. Doch im Gegensatz zu früher, wo vor der Lohn-Preis-Spirale gewarnt wurde, sind es nun die Unternehmen selbst, die höhere Preise am Markt durchsetzen und so eine Teuerungsspirale in Gang setzen. Deutsche-Bank-Chefanlagestratege Ulrich Stephan nennt diese Entwicklung „nachhaltigen Preisdruck“.

Löhne und Preise

Sicherlich sind Lohnsteigerungen ein entscheidender Faktor für Unternehmenskosten. Doch die jüngsten Tarifabschlüsse deuten nicht auf Übertreibungen hin. Anders sieht es dagegen bei den Unternehmen aus.

Dirk Schumacher von der französischen Investmentbank Natixis kommt mit Blick auf die Bruttogewinne der Unternehmen zu dem Schluss: „Unternehmen haben die Preise über das Maß hinaus erhöht, das durch die steigenden Kosten gerechtfertigt wäre.“

Ben Laidler, Global Markets Strategist bei eToro, sieht jedoch auch Folgeeffekte der Lebensmittelteuerung. Die Kerninflation wird zwar um die direkten Effekte bereinigt, aber aufgrund der extremen Teuerung von Lebensmitteln sind Ausstrahlungseffekte durchaus realistisch. Laut Statistischem Bundesamt stiegen die Preise für Nahrungsmittel im März 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat mit +22,3 Prozent weiterhin überdurchschnittlich.

Woher die Kerninflation also am Ende tatsächlich herrührt, ist offen. Klar ist nur, dass sie auf Dauer nicht so hoch bleiben kann. Das heißt, dass die EZB weiterhin ihren Straffungskurs fortsetzen wird.

Das bringt die neue Börsenwoche (KW14-2023)

In der kurzen Woche vor Ostern stehen uns relativ wenige Ereignisse ins Haus. Unternehmenszahlen werden erst nach Ostern veröffentlicht. Für Deutschland relevant dürften vor allem die Produktionsdaten am Donnerstag sein. Auf eine erfreuliche Produktion im produzierenden Gewerbe im Januar wird eine stabile Tendenz im Februar erwartet. Auch hier dürften Tendenzen zur Inflationsentwicklung abgeleitet werden. Zuvor stehen am Montag und Mittwoch zahlreiche deutsche und europäische Einkaufsmanagerindizes auf der Agenda.

In den USA ist der Blick auf die Arbeitsmarktdaten für März gerichtet, die an Karfreitag veröffentlicht werden. Zwar ist auch in den USA Feiertag, dennoch dürften Anleger gespannt auf die Daten schauen. Unterstellt man wie die Deka einen anhaltenden Stellenzuwachs im März sowie eine Normalisierung beim Witterungseffekt um ca. 100.000 Stellen, dann dürfte der Beschäftigungsaufbau etwas unterhalb von 200.000 Stellen gelegen haben.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Anleger sollten das Thema Kerninflation auf dem Schirm behalten. Es könnten noch für Gesprächsstoff sorgen. Ansonsten gilt weiterhin: Bleiben Sie ihrem langfristigen Anlageplan treu und fokussieren sich auf „Baustein“-Aktien. Falls diese auch noch hohen Dividenden ausschütten, erfreuen Sie sich daran und vergessen nicht auch einen Teil dieser Ausschüttungen zu reinvestieren. Das Leben ist eben immer eine Balance von Geld verdienen und Geld ausgeben. Letzteres geht eben nur mit ersterem.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),