Wochenrückblick KW 27: Nach der EZB-Zinssenkung und vor Beginn der Berichtssaison

Der Aktienmarkt zeigte sich in der vergangenen Woche mal wieder sehr launisch. Nach der Euphorie über die EU-Gipfelbeschlüsse kam ebenso rasch wieder Ernüchterung auf. Die Probleme in der EU stehen weiterhin noch nicht vor einer Lösung. Auch die Leitzinssenkung der EZB am Donnerstag brachte hier keine Verbesserung. Das Hauptproblem bleibt bestehen: Während für manche Staaten die Zinsen von 0,75 Prozent noch immer viel zu hoch sind, dürften sie für Deutschland deutlich zu niedrig sein. Auf Dauer dürften sich dann auch hierzulande entsprechende Blasen bilden und auch platzen, wie derzeit auf dem spanischen Immobiliensektor zu beobachten ist.
Schaut man auf den DAX, dürfte in nächster Zeit vor allem die langfristige Indexzusammensetzung von Interesse sein. Mit MAN (WKN 593700) und Metro (WKN 725750) stehen zwei heiße Abstiegskandidaten im DAX zur Diskussion. Auf der anderen Seite würden Continental (WKN 543900) und LANXESS (WKN 547040) nur zu gerne in die erste Börsenliga aufsteigen.
Doch vorrangig dürfte vor allem in den nächsten Woche die Bilanzvorlage für das zweite Quartal im Blick stehen. Aus dem Dow Jones macht hier am Montag Alcoa (WKN 850206) traditionell den Anfang. Damit wäre die neue Berichtssaison eröffnet.

Der DAX und sein Chart

Der deutsche Leitindex DAX konnte seine Vorwochengewinne nicht nachhaltig ausbauen. Nach der Euphorie über den EU-Gipfel kehrte rasch auch wieder Ernüchterung ein. Dazu hieß es in unserem Ausblick DAX:

Mit dem Ausbruch über die Widerstandszone im Bereich von 6.450 wurde gleichzeitig auch eine charttechnische Umkehrformation vollendet. Damit eröffnet sich aus charttechnischer Sicht weiteres Aufwärtspotenzial. Aus der Höhe der Formation lässt sich ein Kursziel von 6.940 ableiten. Zuvor bietet noch das markante Zwischenhoch von Anfang Mai bei 6.876 Widerstand. Nach dem steilen Anstieg könnte es zunächst aber zu einer Atempause kommen. Unterstützung bieten dabei das gestrige Tief (6.476) sowie die Zwischenhochs vom Mai (6.446 und 6.441) und Ende Juni (6.427). Darunter trübt sich die positive Charttechnik wieder ein wenig ein. In diesem Fall könnte nochmals die 200-Tage-Linie in den Fokus rücken.

Nachdem am Freitag die Marke von 6.450 Punkten jedoch wieder unterschritten wurde, bleibt es offen, wie sich der DAX zu Wochenstart schlägt.

Einzeltitel aus Deutschland

Zum Beginn des zweiten Halbjahres hielten sich die Unternehmen mit größeren Mitteilungen zurück. Eine Ausnahme bildete der Industriegase-Hersteller Linde (WKN 648300), der es nun auf den wichtigen US-Gesundheitsmarkt abgesehen hat. Dafür sind die Münchner bereit 41,50 US-Dollar je Aktie oder insgesamt 4,6 Mrd. US-Dollar für den US-Sauerstoffgeräte-Hersteller Lincare (WKN 885352) auszugeben.
Eine weitere Übernahmemeldungen betrifft den Automobilsektor: Europas größter Autobauer Volkswagen (WKN 766403) kann die Übernahme von Porsche SE (WKN PAH003) deutlich früher und kostengünstiger als erwartet zu Ende bringen. Nach der Integration des Nutzfahrzeug-Geschäfts wird per 1. August 2012 nun ein “Integrierter Automobilkonzern” geschaffen. Das ganze auch noch steuersparend, dank eines Schlupflochs im Gesetz. Die Börse jubelte.
Weitere Themen der vergangenen Woche waren die Rettung des Baumarkt-Konzern Praktiker (WKN A0F6MD), das sehr erfolgreiche Börsendebüt der Tipp24-Abspaltung Lotto24 (WKN: LTT024) an der Frankfurter Börse sowie die Konzentration von Balda (WKN 521510) auf den Bereich Medizintechnik durch den Verkauf seiner TPK-Anteile. Ferner richtete sich der Blick auf EUROKAI (WKN 570653), einen mehr oder minder interessanten Logistik-Nebenwert.

Internationale Einzelwerte

International sorgte in der vergangenen Woche vor allem die britische Großbank Barclays (WKN 850403) für Schlagzeilen. Die Manipulation des Londoner Interbankenzinssatzes LIBOR soll aber nicht nur von ihr alleine durchgeführt worden sein. Offenbar waren alle Akteure inkl. der Bank of England mit beteiligt. Zum Schaden vieler Privatkunden, deren Kreditzinsen stets in Abhängigkeit vom LIBOR angegeben worden waren.
Im Fokus stand auch erneut Microsoft (WKN 870747). Der Konzern musste 6,2 Mrd. US-Dollar auf seine Online-Service-Sparte abschreiben, was nach den Erfolgsmeldungen der vergangenen Woche das Bild wieder eintrübte.
Aus Österreich gab es indes Neuigkeit in Sachen Übernahmen: Wie bereits im Juni angekündigt gab die Cross-Gruppe des KTM-Chefs Stefan Pierer ein Pflichtangebot für den österreichischen Rennsport- und Luftfahrtausrüster Pankl Racing Systems (WKN 914732) ab. Das Angebot beläuft sich auf 18,03 Euro je Aktie. Die Annahmefrist läuft bis zum 18. Juli, wobei die Cross-Gruppe bereits 58 Prozent der Anteile hält. Gleichzeitig werden 44 Euro je Anteilsschein für den Motorradhersteller KTM geboten.
Last but noch least gab es Neues in Sachen IPOs: Der laut US-Magazin “Forbes” wertvollste Sportverein der Welt will an die Börse. Die Rede ist vom englischen Serienmeister Manchester United (ManU), der nach der Übernahme im Jahr 2005 durch den US-Investor Malcolm Glazer wieder das Börsenparkett betritt. Überraschenderweise werden die Aktien des Vereins in New York gelistet.

Wochenvorschau: Unternehmenstermine

Wie bereits geschrieben eröffnet Alcoa am Montag die neue Berichtssaison. Am Donnerstag folgen Google sowie am Freitag die Großbanken JPMorgan Chase und Wells Fargo. Aus Deutschland folgen Quartalszahlen von CropEnergies am Dienstag; Ahlers, Celesio und Gerresheimer am Mittwoch; sowie SinnerSchrader und Südzucker am Donnerstag.

Wochenvorschau: Konjunkturdaten

Am Montag dürften vor allem die US-Verbraucherkredite (Mai) Aufschluss über die befindlichkeiten des Privatsektors in den USA geben. Daneben tagen die Finanzminister der Eurogruppe, um über die Details der jüngsten Gipfel zu verhandeln. Eventuell können diese dann auch erste Aussagen des Bundesverfassungsgerichts diskutieren, das eine erste mündliche Verhandlung über die Verfassungsbeschwerden gegen ESM und Fiskalpakt führt. Am Mittwoch folgen aus den USA das Handelsbilanzsaldo (Mai) sowie am Abend die Fed Minutes der Sitzung vom 19./20. Juni 2012. Am Freitag wiederum werden in den USA die Erzeugerpreise (Juni) sowie das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan (Juli) veröffentlicht.